Warum macht man beim Küssen die Augen zu?
Ein Kuss mit geschlossenen Augen: der Inbegriff von Leidenschaft und Romantik? Naja, sagen britische Forscher:innen – der wahre Grund ist wohl etwas profaner.

Der Kuss mit geschlossenen Augen gehört zum Verliebtsein einfach dazu – und darum bildet er auch den romantischen Höhepunkt zum Happy End so ziemlich jeder TV-Romanze. Doch was macht das eigentlich für einen Sinn? Warum macht man beim Küssen die Augen zu?
Warum macht man beim Küssen die Augen zu? Studie findet die Antwort
Das Team um Polly Dalton und Sandra Murphy an der University of London widmete sich dem „blinden Kuss“ in einer 2016 veröffentlichten Studie und fand den wahren Grund heraus, warum wir beim Küssen die Augen schließen: Andernfalls wäre das Gehirn schlicht überfordert. Die Studie wurde im „Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance“ veröffentlicht.
Augen zu beim Küssen: Das hat seinen Sinn
Die Forscher:innen schreiben: „Das Tastempfinden hängt von der Menge wahrgenommener Sinnesreize bei einer gleichzeitigen visuellen Aufgabe ab.“
Das heißt: Wer beim Küssen das Gesicht seines Gegenübers betrachtet, nimmt den Kuss weniger intensiv wahr.
Das Experiment der Wissenschaftler:innen beinhaltete jedoch keine küssenden Menschen. Stattdessen ließen sie Proband:innen visuelle Aufgaben lösen, während sie gleichzeitig etwas mit den Händen ertasten mussten. Dabei zeigte sich, dass die Fähigkeit, haptische Reize wahrzunehmen, desto stärker abnahm, je komplexer die zu lösende Aufgabe war.
„Diese Ergebnisse könnten erklären, warum wir unsere Augen schließen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf andere Sinne lenken wollen“, erklärt Studienleiterin Polly Dalton. „Wenn wir uns vor dem visuellen Input verschließen, haben wir mehr mentale Ressourcen, um uns auf andere Aspekte unserer Existenz zu konzentrieren.“
Manche lassen beim Küssen die Augen offen
Übrigens: Studien zeigen, dass nicht alle Menschen beim Küssen die Augen schließen. Während 97 Prozent der Frauen diese Art des Kusses bevorzugen, tun das unter den Männern nur 30 Prozent. Das erklärt vielleicht auch, warum Männer weniger anspruchsvolle Küsser sind: Die meisten von ihnen sind mit der Kuss-Kunst ihrer Partnerin zufrieden – Frauen dagegen fehlt oft etwas Leidenschaft im Kuss des Partners. Das könnte laut den britischen Forschungsergebnissen daran liegen, dass der Großteil der Männer beim Knutschen einfach nicht richtig bei der Sache ist.
Quelle:
Murphy, S., & Dalton, P. (2016): Out of touch? Visual load induces inattentional numbness, in: Journal of experimental psychology: Human Perception and Performance