Warum sterben die Deutschen so früh?
...und was wir von den Longlife-Weltmeistern lernen können. PraxisVITA hat die Geheimnisse eines langen Lebens aufgespürt.
Die Lebenserwartung ist weltweit deutlich gestiegen. Besonders in den westeuropäischen Ländern nimmt sie zu. In einer aktuellen Statista-Studie erreicht Deutschland jedoch nur Platz 22 im internationalen Vergleich – und liegt damit weit hinter Ländern wie Spanien, Italien oder Japan. Wie schaffen wir es, länger zu leben?
Was können wir von anderen Ländern lernen?
Die Industrialisierung, neue und bessere medizinische Versorgung, verbesserte Hygienestandards und gesündere Ernährung haben in den vergangenen hundert Jahren dazu geführt, dass die Menschen im Schnitt doppelt so alt werden wie noch ein Jahrhundert zuvor. Im internationalen Vergleich stechen bestimmte Länder deutlich heraus. Eine aktuelle Statista-Auswertung (2017) zeigt die Länder weltweit mit der höchsten durchschnittlichen Lebenserwartung. Unter den den Top 6: Japan, Spanien, Italien – nicht aber Deutschland. Als bevölkerungsreichstes Land Europas liegen wir nur auf Platz 22. Trotz stabiler Wirtschaft und guten Gesundheitssystemen werden die Menschen durchschnittlich nicht so alt wie in anderen Ländern. Was ist das Geheimnis der Top 6?
San Marino – länger leben mit Olivenöl
Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 86,5 Jahren führt der kleine Staat in Italien die Weltrangliste an: Wie die Italiener (Platz 9) ernähren sich die San Marinesen mediterran – und somit gesund: Herz, Bauch und Gehirn lieben das Mittelmeer. Lange hielt sich der Mythos vom dick machenden Fett. Die aktuelle Auswertung einer großen Studie aber beweist das Gegenteil: Wer etwa 50 ml Olivenöl (extra vergine) pro Tag in seine Ernährung einbaut, verliert leichter Gewicht als bei einer fettarmen Diät! Zudem senkt eine mediterrane Ernährung mit viel Olivenöl das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Brustkrebs oder Demenz um bis zu 30 Prozent.
Hongkong – medizinische Versorgung gratis
Trotz verschmutzter Luft und großen Menschenmassen auf der Straße liegt die Lebenserwartung in der chinesischen Sonderregierungszone auf Platz 2 (84 Jahre). Gründe dafür sind vor allem das bezahlbare Gesundheitssystem. Eine Behandlung beim Arzt kostet nur 120 Hongkong-Dollar (rund 13 Euro) am Tag. Für Pensionäre ist sie kostenlos – inklusive Operationen und Medizin. Außerdem treiben die Menschen in Hong Kong bis ins hohe Alter viel Sport – oft schon mit dem Morgengrauen vor der Arbeit.
Japan – niemals satt werden
Die Japaner werden im Durchschnitt 83,5 Jahre alt und sind bekannt für ihren außergewöhnlich gesunden Lebensstil. Nicht ohne Grund wird die japanische Insel Okinawa aufgrund ihrer besonders langlebigen Bevölkerung "Insel der Hundertjährigen" genannt. Sie ist eine sogenannte „Blaue Zone“, in der die Altersforscher erfahren, was Menschen wirklich gesund und glücklich bis ins hohe Alter leben lässt. Eine der wichtigsten japanischen Lebensregeln, „Hara hachi bu“, heißt so viel wie „den Magen nur zu 80 Prozent füllen“. So nehmen die Menschen in Okinawa pro Tag nur 1800 Kalorien auf statt 2500 wie wir. Denn wer pappsatt ist, so die fernöstliche Lehre, wird träge und überlastet seinen Organismus. Die Ernährungs-Hits sind Reis, Algen, Seefisch, Rettich, Soja und Grüntee. Fleisch wird nur wenig und selten gegessen. Die japanische Küche gilt als fettarm und ausgewogen. Viel Gemüse, wenig Fett und Salz – diese Kombination ist sicher allen zu empfehlen, die lange fit bleiben wollen.
Schweiz – Glücklich sein, gesund bleiben
Die Schweiz gehört zu den ruhigsten Ländern der Welt. Schweizer werden durchschnittlich 83 Jahre alt. In dem Alpenland wird Wohlfühlen groß geschrieben: In einer Studie des Weltwirtschaftsforums liegt die Schweiz auf Platz eins der Lebensqualität. Das Land investiert viel in seine Bevölkerung, was sich in einem großen Wirtschaftswachstum zeigt. Der Gewinn fließt dabei wieder indirekt an die Bevölkerung zurück. Mit einer guten Anstellung in einem wohlhabenden Land lässt es sich sicherlich gut altern.
Spanien – mit Auszeiten älter werden
Die Spanier werden durchschnittlich 82,5 Jahre alt. Laut dem „Better Life Index“ des OECD schneidet Spanien in den Bereichen Work-Life-Balance, Wohnen, Gesundheit und soziale Bindungen und Sicherheit gut ab. In dem Land der Stierkämpfe und des Rioja wird viel Wert auf Siesta gelegt – was sicherlich zu einem guten Lebensstandard und einem langen Leben dazugehört. Mit ihrer Siesta gönnen sich die Spanier regelmäßige Auszeiten und reduzieren so Stress. Schon 15 Minuten täglich reichen, um entspannter zu leben. Zudem ist ein täglicher Mittagsschlaf von 30 Minuten besonders bei älteren Menschen wichtig. Forscher fanden heraus, dass sich dadurch die Häufigkeit von Herzkrankheiten um 35 Prozent reduziert. Mitverantwortlich dafür ist der durch die Entspannung niedrigere Puls.
Singapur – keimfrei auf die 100
Singapur ist eines der reichsten Länder der Welt. Der kleinste Staat Asiens besitzt eine der größten Volkswirtschaften der Welt. Sein Gesundheitssystem? Eines der leistungsstärksten, das eine flächendeckende Gesundheitsversorgung und eine gute Verpflegung der Bevölkerung garantiert. Hinzu kommt, dass kaum ein Land (oder Stadtstaat) so sauber ist wie Singapur.