Warum sterben auch junge Menschen an Corona? Experten klären auf

Junge Menschen ohne Vorerkrankungen zeigen nicht immer nur milde Symptome bei einer Coronavirus-Infektion – sie können auch an COVID-19 sterben. Experten nennen nun mögliche Gründe.

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Corona wird nicht selten als "Rentner-Krankheit" bezeichnet –  dabei können auch junge Menschen an Corona sterben. Experten weltweit warnen mit zunehmendem Nachdruck davor, COVID-19 als junger, gesunder Mensch zu unterschätzen: Ein schwerer Krankheitsverlauf sei zwar unwahrscheinlicher als bei älteren Erkrankten, aber keineswegs unmöglich. 

Die Wissenschaft versucht nun herauszufinden, warum auch junge Menschen ohne sichtbare Vorerkrankungen an Corona sterben.

Corona: Verteilung der Infektions- und Todeszahlen nach Altersgruppe

In Deutschland informiert das Robert Koch-Institut über die demografische Verteilung der bekannten Corona-Fälle. Aktuell sind 113.236 Menschen in Deutschland am Coronavirus erkrankt (Stand 9. April 2020). Die größte Gruppe bilden die 15- bis 59-Jährigen mit 71.793 erkrankten Personen.

19.935 Menschen im Alter von 60 bis 79 Jahren sind erkrankt, ab 80 Jahren sind es 8.475. Zu den diagnostizierten Fällen gehören 2.020 Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren und 804 Kinder unter 5 Jahren. Bei 201 erkrankten Personen ist das Alter unbekannt.

Unter den ingesamt 1.861 Todesopfern waren 86 Prozent 70 Jahre und älter. Der jüngste, verstorbene Mensch in Deutschland war 28 Jahre alt, der älteste 105.

Corona: Jüngstes Todesopfer ist 12 Jahre alt

Schon kurz nach dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 Ende 2019 kristallisierten sich Risikogruppen heraus. Auch die Daten des RKI bestätigen, dass Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen von schweren Krankheitsverläufen der durch SARS-CoV-2 ausgelösten Lungenkrankheit COVID-19 betroffen sind.

Im Verlauf der Pandemie zeigt sich nun aber immer wieder: Auch junge Menschen ohne (bekannte) Vorerkrankung können am Coronavirus sterben. In London starb ein 13-jährige Junge an Corona, die jüngste Tote in Frankreich war 16 Jahre alt. Das bisher jüngste Todesopfer der Corona-Krise in Europa war ein 12-jähriges Mädchen aus Belgien.

Corona-Gefahr für junge Menschen: Mögliche Gründe

Wissenschaftler und Mediziner weltweit versuchen nun zu erklären, warum auch junge Menschen an Corona sterben können. 
Einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Virologie in Deutschland ist Professor Christian Drosten, Institutsdirektor an der Charité in Berlin. Er ging in seinem NDR-Podcast auf das Thema ein und stellte die Vermutung an, dass es auch jüngeren Menschen eine schweren Krankheitsverlauf zeigen und an Corona sterben können, wenn die Viren beim Einatmen direkt in die Lunge geraten. Im Normalfall befällt das Virus zunächst den Rachen, wo es sich vermehrt – in dieser Zeit bildet das Immunsystem bereits Antikörper. Gelangt das Coronavirus aber direkt in die Lunge, fehlen diese Antikörper.  

Eine zweite Theorie Drostens besagt, dass manche Menschen zum Zeitpunkt ihrer Ansteckung einer höheren Dosis Coronaviren ausgesetzt seien als andere, was zu einem schweren COVID-19-Verlauf führen könnte. Beobachtungen wie diese konnten Wissenschaftler bereits beim Ebola-Virus machen: Je höher die Dosis, desto wahrscheinlicher war ein schwerer bis tödlicher Krankheitsverlauf. 

Zuletzt stellte Drosten die Vermutung auf, dass sich jüngere Menschen bestimmter Vorerkrankungen nicht bewusst seien und sich deswegen in Sicherheit wiegten. Der Arzt Georg-Christian Zinn bestätigte diese Theorie gegenüber "n-tv" und nannte als Beispiel den Fall eines Fußballtrainers in Spanien, der mit 21 Jahren an Corona gestorben war. Die Ärzte stellte im Nachhinein fest, dass er unwissend an Leukämie gelitten hatte. Vorerkrankungen zählen somit zum größtem Risikofaktor für junge Menschen, an Corona zu sterben.