Warum Borreliose-Beschwerden so lange anhalten

Ein Gespräch mit einem Arzt, eine Sichtung der Einstichstelle sowie eine anschließende Blutuntersuchung sind wichtig, um eine Borreliose festzustellen

Krankheiten, die von einer Zecke übertragen wurden, gehören zu den tückischsten Fällen der Medizin. Die Symptome sind vielfältig, Diagnosen oft fehlerhaft. Ärzte schätzen: Es gibt Hunderttausende, die unter Borreliose-Beschwerden leiden, ohne es zu ahnen.

Sie haben Fieber, Muskelschmerzen sowie Kopf- und Gelenkschmerzen und sind zudem häufig müde und angeschlagen? Das klingt nach einer klassischen Grippe, die zu dieser Jahreszeit recht typisch ist. Und genau so sehen es die meisten Leute und kurieren den vermeintlichen grippalen Infekt aus. Schon bald gerät er in Vergessenheit.

Zecke verursacht Infektion

Was aber häufig der Fall ist: Die vermeindliche Grippe wurde durch eine Zecke verursacht und bei der Infektion handelt es sich um eine Borreliose – ein gefährlicher Erreger, der durch Parasiten übertragen wird, mit manchmal lebenslangen Folgen für die Gesundheit. "Und genau das ist es, was das Erkennen einer Borreliose im fortgeschrittenen Stadium so schwierig macht", sagt Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht. "Bei kaum einer anderen Krankheit sind die Symptome so diffus und werden deshalb so häufig übersehen oder fehlgedeutet. Im ungünstigen Fall führt die Infektion zu lebenslangen Beschwerden."

Auf welche Symptome muss genau geachtet werden?

Wenn man von einer Zecke gebissen wurde und Borrelien-Bakterien übertragen worden sind, treten außer den grippeähnlichen Beschwerden oft Hautrötungen oder bläulich-rötliche Flecken auf. Sie werden häufig mit Prellungen oder gewöhnliche Hautreizungen verwechselt. Ein eindeutiges Indiz für eine Infektion ist die sogenannte Wanderröte. Sie hat viele Gesichter, kann rund, als Streifen, Ring oder Fleck, feuerrot bis kaum erkennbar ausgeprägt sein. Diese Anzeichen können in den ersten Tagen bis Wochen nach einem Biss auftreten.

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Antibiotika können eine Erkrankung verhindern

"Jetzt heißt es, sofort zum Arzt gehen und sich mit einem Antibiotikum behandeln lassen, damit chronische Erkrankungen und Beschwerden erst gar nicht auftreten", betont Dr. Specht. Denn in dieser Frühphase der Infektion ist die Borreliose gut zu behandeln. Das Tückische daran: mit oder ohne Behandlung verschwinden die frühen Symptome. In vielen Fällen hat dann der Körper den Kampf gegen die Borrelien auch gewonnen, manchmal aber halten sich die Bakterien im Körper und schlagen zeitversetzt nach Wochen oder Monaten erneut zu. Das Bakterium setzt jetzt zur zweiten Attacke an und kann unter anderem das Nervensystem angreifen. Doch kaum einer bringt dieses Geschehen dann noch mit dem Biss durch die Zecke in Verbindung.

Zusätzlich können erneut heftige Hautentzündungen am Körper auftreten – die Haut schwillt an, juckt und nässt wie bei einer Nesselsucht. Zu spät für eine Heilung? "Nein", sagt Dr. Specht. "Jetzt helfen bestimmte Antibiotika, in diesem Stadium oft als Infusion."

Borreliose kann noch lange Beschwerden verursachen

Noch Jahre nach dem Biss der Zecke können chronische Gelenkentzündungen entstehen, die sich wie Rheuma anfühlen. Die starken Schmerzen treten in Schüben auf. Weitere Symptome: Gehirnentzündungen, Muskel- oder Gesichtslähmungen – und auch das Herz kann Schaden nehmen. Auch jetzt noch kann man mit Antibiotika behandeln. "Borreliose ist nicht zu unterschätzen. Es gibt Patienten, die mehrere Jahre arbeitsunfähig sind, weil das Bakterium ihnen chronische Beschwerden bereitet", sagt Dr. Specht. "Aber nicht hinter allem, was uns ab und zu wehtut, steckt auch eine Borreliose. Eine Abklärung beim Arzt ist deshalb wichtig. Dabei helfen Blutuntersuchungen."