Wachstumsschmerzen – woran leidet mein Kind?
Wachstumsschmerzen sind Schmerzen in den Muskeln und Gliedmaßen, die vor allem bei jüngeren Schul- und Vorschulkindern vorkommen. Die ziehenden oder brennenden Schmerzen treten spontan und ohne offensichtlichen Grund bevorzugt in der Nacht auf und sind am nächsten Tag wieder verschwunden. Die Ursachen für die unangenehmen, aber in der Regel harmlosen Beschwerden sind bis heute nicht eindeutig geklärt.

Typische Wachstumsschmerzen-Symptome
Bei Wachstumsschmerzen ist das wichtigste Symptom ein ziehender, oft großflächiger Schmerz in den Gliedmaßen, insbesondere in den Beinen.
10 typische Merkmale von Wachstumsschmerzen:
- Wachstumsschmerzen treten in der Regel am späten Nachmittag, am Abend und in der Nacht auf – besonders, wenn sich das Kind tagsüber viel bewegt hat.
- Wachstumsschmerzen treten nur vorübergehend auf und sind von schmerzfreien Phasen unterbrochen.
- Es gibt keine äußere Ursache, wie zum Beispiel eine Verletzung nach einem Sturz.
- Häufig leiden die Kinder erstmals im Vorschulalter unter den Schmerzen.
- Viele Kinder sind nicht in der Lage, genau zu bestimmen, wo der Schmerz herkommt.
- Der Schmerz ist immer beidseitig – wechselt aber unter Umständen zwischen dem rechten und dem linken Bein.
- Der Schmerz tritt fast nie tagsüber oder bei Belastung auf.
- Am Morgen sind die Schmerzen spurlos verschwunden.
- Das Kind kann die schmerzenden Gliedmaßen frei bewegen und humpelt nicht.
- Eine Untersuchung beim Kinderarzt liefert keine Hinweise auf eine körperliche Erkrankung.
Da bestimmte Erkrankungen zu ähnlichen Beschwerden führen können, ist es wichtig, die harmlosen Wachstumsschmerzen sorgfältig von Schmerzen mit einer körperlichen Ursache abzugrenzen. Insbesondere, wenn untypische Beschwerden auftreten, ist es immer ratsam, einen Kinderarzt zurate zu ziehen.
Wann sollte ich den Kinderarzt aufsuchen?
- Das Kind hat anhaltende oder zunehmend starke Schmerzen.
- Die Schmerzen sind auf eine Körperseite beschränkt.
- Das Kind hat Schmerzen in den Gelenken.
- Die Schmerzen dauern bis zum Morgen an.
- Die schmerzenden Gliedmaßen sind geschwollen oder gerötet.
- Die Beweglichkeit ist eingeschränkt oder das Kind humpelt.
- Das Kind hat Fieber, leidet unter Appetitmangel oder verliert Gewicht.
Wachstumsschmerzen sind grundsätzlich harmlos und verschwinden bei älteren Kindern von alleine. Allerdings gibt es einige körperliche Erkrankungen, die zu ganz ähnlichen Symptomen führen können.
Wie kann ich die Wachstumsschmerzen meines Kindes lindern?
Massage: Viele Kinder empfinden es als angenehm, wenn ihre Eltern die schmerzenden Beine sanft reiben oder massieren.
Wärme oder Kälte: Auch eine Wärmflasche kann bei Wachstumsschmerzen gute Dienste leisten. Allerdings unterscheiden sich die Vorlieben der kleinen Patienten stark: Während das eine Kind nach einer Wärmflasche verlangt, möchte das andere die schmerzenden Beine lieber mit einem Cool-Pack kühlen.
Dehnübungen: Das Kind sollte dazu die Oberschenkel- und die Wadenmuskulatur beider Beine einige Male hintereinander im Wechsel für ungefähr 20 Sekunden dehnen und dann wieder entspannen.
Schmerzmittel für die Nacht: Bei starken Schmerzen kann es mitunter sinnvoll sein, dem Kind ein leichtes Schmerzmittel zu verabreichen, damit es in der Nacht Ruhe findet und nicht ständig aus dem Schlaf gerissen wird. In der Regel kommt es nach der Einnahme zu einer raschen Linderung der Beschwerden. Ihr Kinderarzt kann Sie beraten, welches Medikament Sie Ihrem Kind bedenkenlos verabreichen können.
Ursache von Wachstumsschmerzen: Woher kommt der Schmerz?
Bei Wachstumsschmerzen ist die Ursache bis heute nicht eindeutig geklärt, obwohl die Beschwerden besonders bei Kindern im Vorschulalter sehr weit verbreitet sind. Lange Zeit galt das Wachstum als Ursache für die ziehenden Schmerzen in den Gliedmaßen. Und tatsächlich treten die Schmerzen vor allem in einem sehr wachstumsaktiven Bereich auf, nämlich in der Nähe der Wachstumsfugen von Schienbein und Oberschenkelknochen. Dennoch gilt bis heute als umstritten, ob die Schmerzen tatsächlich direkt mit dem Wachstum in Zusammenhang stehen.
Zwar lässt sich bei Wachstumsschmerzen die Frage nach den Ursachen nicht eindeutig beantworten, dennoch gibt es verschiedene Vermutungen, warum es bei Kindern einer bestimmten Altersgruppe so häufig zu diesen Beschwerden kommt.
Ärzte diskutieren verschiedene Wachstumsschmerzen-Ursachen:
- Überdehnung der Knochenhaut bei schnellem Wachstum
- verringerte Knochenfestigkeit
- Überbeweglichkeit der Gelenke
- übermäßige Belastung von Muskeln und Knochen bei starkem Bewegungsdrang
- emotionale Belastungen
- Darüber hinaus gelten auch erbliche Faktoren bei Wachstumsschmerzen als wichtige Ursache: Über 70 Prozent der betroffenen Kinder haben Geschwister oder Eltern, die ebenfalls an Wachstumsschmerzen gelitten haben.
„Mitten in der Nacht wird das Kind wach - und zwar vor Schmerz. "Irgendwo in den Beinen" tut es schrecklich weh. Vor allem bei Kindern im Vor- und Grundschulalter sind diese Schmerzen zu beobachten, seltener aber auch schon bei Kleinkindern zwischen zwei und drei Jahren. Kinderärzte sprechen bei diesen Symptomen von Wachstumsschmerzen. Schuld daran sind Wachstumshormone, die vor allem in der Nacht ausgeschüttet werden. Die plötzliche Beschleunigung des Wachstums verursacht eine Art Spannungsschmerz an der Knochenhaut der Beine, der nicht genau lokalisiert werden kann. Nach wenigen Minuten hört der Schmerz von allein wieder auf. Kommt es jedoch wiederholt zu länger andauernden Schmerzen, sollten Sie Ihren Kinderarzt kontaktieren. Im Zweifel kann ein Röntgenbild oder Ultraschall andere Ursachen ausschließen.“
Diagnose von Wachstumsschmerzen
Bei anhaltenden Beschwerden ist es wichtig, dass der Kinderarzt das Kind gründlich untersucht. Da es keinen Test gibt, mit dem sich Wachstumsschmerzen direkt nachweisen lassen, ist die Diagnose immer eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass der Arzt andere körperliche Erkrankungen ausschließen muss, um bei Wachstumsschmerzen eine sichere Diagnose zu stellen.
Häufig sind Kinder nicht in der Lage, die Schmerzen genau zu lokalisieren und zu beschreiben. Dennoch gibt es einige typische Eigenschaften, die es dem Arzt erlauben, Wachstumsschmerzen von krankheitsbedingten Schmerzen abzugrenzen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Schmerzen fast ausschließlich in der Nacht auftreten, am Tag verschwinden und grundsätzlich beide Körperseiten betreffen. Außerdem treten sie selten bei sehr kleinen oder älteren Kindern auf. Um bei Wachstumsschmerzen die Diagnose abzusichern, werden die schmerzenden Gliedmaßen gründlich auf Anzeichen einer Verletzung oder einer Entzündung sowie auf eine eingeschränkte Beweglichkeit untersucht. Auch ein Bluttest kann unter bestimmten Umständen notwendig sein, um eine Entzündung und andere körperliche Erkrankungen auszuschließen. In manchen Fällen wird der Arzt auch zu einer Röntgen-Untersuchung raten, um bei Wachstumsschmerzen die Diagnose zu stellen.
Quellen: EVANS, Angela M. Growing pains. (2008): Contemporary knowledge and recommended practice. in: Journal of foot and ankle research.