Von einer Beziehung in die nächste: 6 Gründe aus der Psychologie!

Von einer Beziehung in die nächste wechseln: Welche Gründe stecken dahinter, wenn jemand direkt einen neuen Partner nach der Trennung hat? Und ist es wirklich besser, zwischen den Beziehungen eine Dating-Pause einzulegen?

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Die einen sind Langzeit-Single und tun sich schwer damit, eine neue Liebe zu finden – die anderen springen von einer Beziehung in die nächste. Fast jede:r kennt jemanden, auf den das zutrifft. Meist liegen nur wenige Wochen zwischen der alten und der neuen Partnerschaft, manchmal überlappen sich die Beziehungen so, dass der Single-Status noch nicht mal eine Sekunde anhält. Was veranlasst Menschen dazu, von einer Beziehung in die nächste zu schlittern? Und kann das aus Psychologie-Sicht gesund sein – oder ist es besser, nach der Trennung einige Zeit lang Single zu sein?

Mann und Frau küssen sich
Wer sich nach einer Trennung zu schnell auf eine neue Partnerschaft einlässt, flüchtet möglicherweise vor dem Alleinsein – so eine Theorie für das Beziehungshopping Foto: iStock/M_a_y_a

Warum wechseln Menschen von einer Beziehung in die nächste? 6 Gründe aus der Psychologie

Wenn eine Beziehung endet, ist das nie schön und mit unangenehmen Gefühlen verbunden. In der Regel durchlaufen wir nach einem Beziehungsaus fünf Phasen der Trennung. Diese sind wichtig, um die Trennung zu verarbeiten, sich emotional von der alten Partnerschaft zu lösen und so wieder offen zu sein für eine neue Liebe.

Um einen richtigen Neubeginn nach einer Trennung zu wagen und sich auf jemand Neues einzulassen, braucht es laut einer Elite-Partner-Umfrage von 2021 etwa ein Jahr (12,4 Monate), bis der Liebeskummer überwunden ist. Manche haben auch schlichtweg keine Lust auf eine neue Partnerschaft und wollen ihr Single-Leben erstmal in vollen Zügen genießen.

Anders sieht es aus bei Menschen, die von einer Beziehung in die nächste wechseln. Bei einigen von ihnen hat sich schon zu Ende der Beziehung eine neue Partnerschaft angebahnt, bei anderen dauert es nur einige Wochen, bis sie nach der Trennung wieder in festen Händen sind. Doch was steckt dahinter, wenn jemand nie alleine ist, sondern nach jeder Trennung direkt eine neue Partnerschaft eingeht? Das sind sechs mögliche Gründe aus der Psychologie:

1. Neuer Partner nach Trennung – wegen Single Shaming

Sie stehen mitten im Leben, haben gerade eine Trennung hinter sich und halten schon Ausschau nach der nächsten Beziehung? Damit sind Sie nicht alleine. Viele Menschen fühlen sich aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen gezwungen, in einer Partnerschaft leben zu müssen – am besten noch mit Haus, Kindern und was noch zu einem vermeintlich perfekten Familienidyll dazugehört.

Dieses Phänomen, sich als Alleinstehende:r für den Single-Status rechtfertigen zu müssen, nennt sich Single Shaming. Verstärkt wird der Drang nach einer neuen Partnerschaft, wenn alle Freund:innen vergeben sind, nur man selbst nicht – die daraus resultierenden Schamgefühle können daher die Motivation sein, sich direkt in eine neue Beziehung zu stürzen.

Aus Schamgefühlen von einer Beziehung in die nächste – lieber nicht!

Das Stichwort lautet hier: Akzeptanz und sich von den vermeintlichen Erwartungen anderer frei machen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Suchen Sie am besten den Austausch zu anderen Singles, denen es auch so geht. Sie werden sehen: Immer mehr Singles leben freiwillig und gerne alleine und sind nicht sonderlich daran interessiert, das zu ändern.

Lernen Sie, die Vorteile des Single-Lebens zu schätzen – denn niemand ist da, der einem Grenzen setzt. Es kommt immer auf die Perspektive an: Wer das Single-Leben mit positiven Attributen wie Freiheit verbindet, fühlt sich nicht gezwungen, sofort eine neue Partnerschaft eingehen zu müssen.

2. Von einer Beziehung in die nächste: Was die biologische Uhr damit zu tun hat

Ein Fakt, der sich nicht von der Hand weisen lässt, ist, dass die biologische Uhr bei Frauen nicht aufzuhalten ist. Zwischen 20 und 30 Jahren ist die Fruchtbarkeit und somit die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft am größten. Ab dem 35. Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit allmählich ab, sodass sich ab etwa Mitte 40 die Wechseljahre ankündigen.

Kein Wunder also, wenn mit Mitte 30 Torschusspanik einsetzt – denn wer als Frau dann plötzlich wieder Single ist und einen Kinderwunsch hat, fühlt sich getrieben, sich schnell einen Partner zu suchen.

Neue Beziehung nach Trennung wegen Kinderwunsch: Gehen Sie es gelassener an

Geben Sie sich nicht mit dem erstbesten Mann zufrieden, der Interesse an Ihnen zeigt. Denn was nützt es, wenn er zwar Kinder will, aber einfach nicht der Richtige für Sie ist und somit ein gutes Familienleben unwahrscheinlich ist? Auch wenn es schwerfallen mag, weil die biologische Uhr tickt: Ungeduld führt nicht zum Glück. Lassen Sie los, kümmern Sie sich gut um sich selbst und legen Sie darauf Ihren Fokus. Mit weniger Druck kann es gelingen, auf den Richtigen zu treffen, mit dem die Kinderplanung angeschoben werden kann.

Wenn der Leidensdruck zu groß wird, suchen Sie sich professionellen Rat, zum Beispiel bei Ihrer Frauenärztin. Auch eine Psychotherapie kann helfen, mit dem dringenden Kinderwunschthema anders umzugehen.

3. Direkt neue Beziehung nach Trennung – aus Angst vor dem Alleinsein

Nicht immer, aber oft stecken Ängste dahinter, wenn jemand immer wieder von einer Beziehung in die nächste wechselt. Ein häufiger Vertreter: Die Angst vor dem Alleinsein. Wenn diese Angst stark ausgeprägt ist, sprechen Psycholog:innen von einer sogenannten Autophobie.  

Eine Trennung stellt für Betroffene eine große Gefahr dar, weil das Single-Dasein natürlicherweise mit mehr Alleinsein einhergeht. Aus diesem Grund versuchen sie entweder krampfhaft an der alten Beziehung festzuhalten oder binden sich sofort an jemand Neues, um das Alleinsein zu vermeiden. Die Bedürfnisse dahinter: ganz viel Nähe und Sicherheit.

Autophobiker:innen haben mit Angst vor Ablehnung zu kämpfen, die in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen eine große Rolle spielt. Kommt es zur Trennung, setzen sie alles daran, Nähe und Sicherheit von außen wiederzubekommen.

Schneller Beziehungswechsel aus Angst, alleine zu sein: Gemeinschaft hilft

Zunächst ist es wichtig zu erkennen, welches Bedürfnis dahintersteht, wenn man unmittelbar von einer Beziehung in die nächste wechselt. Ist es die Angst davor, alleine zu sein? Dann lohnt es sich, die dahinterliegenden Bedürfnisse und Gründe für die Angst zu verstehen. Helfen kann es, wenn man sich nach der Trennung mit Freund:innen umgibt, viel unternimmt oder in eine Wohngemeinschaft zieht. Das ersetzt zwar nicht das ständige Beisammensein in einer Partnerschaft, kann aber vielleicht Gefühl des Alleinseins etwas abschwächen.

Bei Menschen mit ausgeprägter Autophobie hilft das nur bedingt – hier ist es sinnvoll, wenn Sie sich professionelle Hilfe, zum Beispiel in Form einer Psychotherapie, suchen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen.

4. Von einer Beziehung in die nächste – weil der Selbstwert gering ist

Ängste, die sich auf zwischenmenschliche Beziehungen beziehen, gehen in der Regel mit einem geringen Selbstwertgefühl und einer fehlenden Selbstliebe einher. Ein dafür typischer Glaubenssatz ist zum Beispiel ‚Ich bin nicht gut genug‘. Ist die Partnerschaft beendet, gerät die emotionale Stabilität aus dem Gleichgewicht. Das passiert jedoch nicht nur ängstlichen Menschen – das Gefühlschaos und die Trauer über die verlorene Beziehung kann jede:n treffen.

Allerdings ist das emotionale Gleichgewicht bei denjenigen stark gefährdet, deren Selbstwert sich fast ausschließlich aus der Beziehung gespeist hat. Ist der andere nicht mehr da, muss eine neue Quelle gefunden werden, um sich wieder wertiger zu fühlen. Aus diesem Grund fällt es Betroffenen schwer, nach der Trennung eine Dating-Pause einzulegen: Ihnen gelingt es nicht, sich selbst Liebe zu geben.

Statt neuer Beziehung nach Trennung: Selbstwert stärken!

Wer ständig die Bestätigung und Liebe von anderen braucht, kann keine Beziehung auf Augenhöhe führen. Sprich: Der andere wird dazu ‚benutzt‘, den eigenen Selbstwert zu stärken. Eine gesunde Partnerschaft ist so kaum möglich. Für eine funktionierende Beziehung ist es daher wichtig, Selbstliebe zu lernen – wem das gelingt, kann auch besser mit dem Single-Leben nach einer Trennung umgehen und stürzt sich nicht sofort in die nächste Beziehung. Helfen kann es, die dahinterliegenden Glaubenssätze aufzudecken und durch positive Affirmationen für mehr Selbstliebe zu ‚überschreiben‘.

Auch hier gilt: Suchen Sie sich psychotherapeutische Hilfe, wenn der Leidensdruck zu groß ist! Denn ein geringes Selbstwertgefühl, Selbstzweifel und fehlende Selbstliebe können Anzeichen einer depressiven Verstimmung oder sozialen Phobie sein.

5. Schnell von einer Beziehung in die nächste – wegen Bindungsangst

Verbindliche und tiefergehende Beziehungen sind für Menschen schwierig, wenn sie unter einer Bindungsangst leiden. Entweder vermeiden Betroffene, überhaupt zu daten. Oder sie wechseln den Partner bzw. die Partnerin, wenn die Bindung eine tiefergehende Ebene erreicht hat. Echte Nähe wirkt auf sie erdrückend, sodass sie sich trennen, sobald sich die Liebesbeziehung festigt.

Typisch für die Bindungsangst ist es, dass Betroffene ein starkes Kontrollbedürfnis haben. Liebe und exklusive Beziehungen sind jedoch Themen, bei denen die Kontrolle nie 100 Prozent gegeben ist. Daher ist es für bindungsängstliche Menschen typisch, sich selbst zu trennen, statt verlassen zu werden – und eine neue Beziehung eingehen, die zu Beginn noch nicht tiefgehend ist. Die unbewusste Motivation dahinter ist in der Regel ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Selbstschutz bzw. der Schutz vor möglichen Verletzungen.

Häufiger Beziehungswechsel wegen Bindungsangst: Hinterfragen Sie die Angst

Eine gute Nachricht für alle, die sich fragen, ob sie irgendwann ihre Bindungsangst überwinden: „Jeder ist beziehungsfähig“, wie Psychologin Stefanie Stahl in ihrem gleichnamigen Buch schreibt – auch bindungsängstliche Menschen.

Am wichtigsten ist es, sich seine Angst einzugestehen und wie auch bei der Angst vor dem Alleinsein hinter die Fassade zu schauen: Warum fällt es Ihnen schwer, tiefergehende und längere Beziehungen zu führen? Ist es für Sie erfüllend, ständig die Partner:innen zu wechseln? Welches Bedürfnis steht eigentlich dahinter?

Wie bei allen Angststörungen kann eine Bindungsangst psychotherapeutisch behandelt werden. Wenn Sie sich gerade in einer Partnerschaft befinden und merken, wie Sie sich aufgrund der emotionalen Nähe mehr und mehr zurückziehen, suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin.

6. Von einer Beziehung in die nächste – typisch für Narzissten

Bei einer kleinen Randgruppe tritt der schnelle Beziehungswechsel sehr häufig auf: Bei Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, von der jedoch nur 0,4 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Wie sich an der Zahl zeigt, ist diese Persönlichkeitsstörung nicht weit verbreitet. Anders sieht es jedoch mit Anteilen der narzisstischen Persönlichkeitsakzentuierung aus. Wer eine ‚Akzentuierung‘ aufweist, hat einige Persönlichkeitsmerkmale, die Narzissmus auszeichnen – zum Beispiel starke Leistungsorientierung oder der Hang, sich selbst als höherwertig anzusehen.

Für Beziehungen mit einem narzisstischen Menschen ist es typisch, dass ihre Bindungen von einer starken emotionalen Abhängigkeit geprägt sind – mit der Motivation, ihr mangelndes Selbstgefühl zu stärken. Denn die Überlegenheit und Großartigkeit, die sie nach außen zeigen, sind in Wahrheit nur Maskeraden für ein geringes Selbstwertgefühl. Erfüllt der Partner bzw. die Partnerin nicht mehr den Zweck der Selbstwertsteigerung, trennen sich Narzisst:innen für gewöhnlich, um ihre Bedürfnisbefriedigung woanders zu suchen.

Neuer Partner nach Trennung: Das hilft bei narzisstischen Tendenzen

Bleibt die Frage, was Menschen mit starken narzisstischen Zügen tun können, damit sie Liebesbeziehungen auf Augenhöhe eingehen können. Wichtig ist hier die Einsicht. Bei Menschen mit einer ausgeprägten narzisstischen Störung ist es jedoch nicht denkbar, dass sie sich wirklich behandeln lassen.

Wer jedoch ‚nur‘ Züge dieses Persönlichkeitsstils bei sich bemerkt, kann offen sein für Selbstreflexion und somit auch für eine Therapie. Hier steht im Vordergrund, dass Betroffene lernen, ihre Empathiefähigkeit auszubauen und ihren Selbstwert zu steigern – denn daran mangelt es ihnen.

Narzissmus und Partnerschaft passen nur schlecht zusammen. Wer jedoch bereit ist, an sich zu arbeiten, kann lernen, dass tiefgründige Liebesbeziehungen erfüllender sein können als ständig wechselnde Beziehungen, die geprägt sind von emotionaler Erpressung und Abhängigkeit.

Von einer Beziehung in die nächste: Geht das gut und ist das gesund?

Die Frage, ob direkt nach einer Trennung eine neue Beziehung gelingt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Wenn starke Ängste eine Rolle spielen, ist es wahrscheinlich, dass die neue Partnerschaft nicht auf Augenhöhe geführt wird, da das Gegenüber für etwas gebraucht wert – sei es, um die Angst vor dem Alleinsein zu vermeiden oder das eigene Selbstwertgefühl zu stärken. Hier gilt es, trotz einer neuen Beziehung an sich zu arbeiten, damit man emotional unabhängiger wird.

Bei bindungsängstlichen Menschen ist es ebenso wahrscheinlich, dass eine neue Liebesbeziehung nicht allzu lange hält, wenn man an seinen inneren Glaubenssätzen nicht arbeitet.

Die gute Nachricht ist aber: Vielen Menschen, die direkt einen neue:n Partner:in nach der Trennung haben, geht es erstaunlich gut. Diese Erkenntnis geht aus einer Untersuchung aus 2015 von Sozialpsycholog:innen der University of Illinois und des Queens College in New York hervor. Die Wissenschaftler:innen beobachteten anhand von 200 Personen, ob sie sich nach der Trennung auf eine neue Beziehung einließen und wie gut ihnen das tat. Dabei zeigte sich: Wer sich direkt nach der Trennung auf eine neue Beziehung einließ, war insgesamt zufriedener und selbstbewusster als diejenigen, die Single geblieben sind.

Die Vermutung der Forschenden ist, dass die Alltagsroutinen ein Stück weit aufrechterhalten werden, wenn man sich nahtlos in eine neue Partnerschaft begibt. Zudem verringern sich Schuldgefühle nach der Trennung, weil der Fokus jetzt nach vorne gerichtet ist. Die Frage bleibt jedoch, ob das Hochgefühl wirklich anhält – schließlich fehlte die Zeit, die vorherige Trennung zu verarbeiten und die eigenen Fehler zu reflektieren.

Letzlich muss jede:r für sich selbst entscheiden, ob der Wechsel von einer Beziehung in die nächste einem guttut – wenn allerdings Angst der treibende Motor ist, lohnt es sich, sich selbst zu reflektieren, um langfristig eine gesunde Beziehung führen zu können.

Quellen:

Liebeskummer dauert im Schnitt 12,4 Monate – wer verlassen wird, leidet länger, in: elitepartner.de

Brumbaugh, C. C., & Fraley, R. C. (2015). Too fast, too soon? An empirical investigation into rebound relationships. Journal of Social and Personal Relationships, 32(1), 99-118.