Verhütung – welche Methode passt für mich am besten?

Verschiedene Verhütungsmittel
Welches Verhütungsmittel hat welche Vorteile? Foto: Alamy

Hormonell oder lieber natürlich? Selbstkontrollierte Einnahme wie die Pille oder besser vom Arzt verabreicht wie die Dreimonats-Spritze oder die Kupferkette?Wer sich vor einer Schwangerschaft schützen möchte hat zahlreiche Methoden zur Auswahl. PraxisVITA hat für Sie die gängigsten Verhütungsmittel, deren Vor- und Nachteile sowie Wirkungsweisen und Preise zusammengefasst.

Die Pille

Unter den hormonell wirkenden Verhütungsmitteln (Antikontrazeptiva) ist die verschreibungspflichtige Pille die am häufigsten eingesetzte Methode. Ein Drittel aller Frauen verwendet sie. Das liegt daran, dass sie mit einem Pearl-Index von 0,1- 0,9 (das heißt: Im Laufe eines Jahres wurden 0,1- 0,9 von 100 Frauen trotz Pille schwanger) zu einem der sichersten Verhütungsmittel zählt. Da die Pille positive Auswirkungen auf die Haut hat und Menstruationsbeschwerden mindert, nehmen auch viele Frauen ohne feste Partnerschaft die Pille. Anders als Kondome schützt die Pille nicht vor Geschlechtskrankheiten, als Verhütungsmittel eignet sie sich somit nur für Frauen, die von ihrem Partner genau wissen, dass er unter keiner Geschlechtskrankheit leidet. Ihre Wirkung ist außerdem stark von der richtigen Anwendung abhängig. Dazu muss die Pille über einen Zeitraum von drei Wochen jeden Tag zu selben Tageszeit eingenommen werden, danach folgt eine einwöchige Pause, in der die Periode einsetzt. Leidet die Anwenderin im Laufe ihres Zyklus an Durchfall oder Erbrechen oder nimmt Antibiotika ein,  kann der Empfängnisschutz für den gesamten Monat vermindert sein. Ein weiterer Nachteil sind die Nebenwirkungen der Pille. Östrogenhaltige Präparate steigern das Risiko, an einer lebensgefährlichen Thrombose zu erkranken. Außerdem: Durch die Unterdrückung weiblicher Hormone kann auch die Libido vermindert sein. Kleinere Studien deuten auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko hin.

Für wen ist die Pille geeignet: Für alle Frauen, die kein erhöhtes Thromboserisiko (durch familiäre Vorerkrankungen, Rauchen und/oder Übergewicht) haben. Die Kosten in Höhe von 120 Euro pro Jahr werden normalerweise nicht von der Krankenkasse übernommen.

Kondom

Ebenfalls sehr beliebt in Deutschland ist das Kondom. Sein großer Vorteil: Es schützt gleichzeitig vor einer Schwangerschaft und der Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten. Es ist das einzige Verhütungsmittel, das von Männern angewendet wird. Durch seine mechanische Wirkungsweise hat es keine Nebenwirkungen – es sei denn man leidet unter einer Latexallergie. In diesem Fall empfehlen sich Allergiker-Kondome. Kondome sind auf dem Pearl-Index mit einem Wert von 2-12 schlechter eingeordnet als die Pille. Das liegt vor allem an der schutzmindernden Wirkung durch falsche Anwendung oder Lagerung.

Für wen sind Kondome geeignet: Es gibt außer einer Latexallergie keine bekannten Gegenanzeigen. Und diese tritt nur bei zwei Prozent der Gesamtbevölkerung auf.

verschiedene Verhütungsmodelle
Hormonell oder lieber mechanisch verhüten? Foto: Alamy

Verhütungsstäbchen

Das Verhütungsstäbchen gehört zu den ärztlich verabreichten Langzeit-Verhütungsmethoden. Es wird unter die Haut am Oberarm eingesetzt und gibt dort kontinuierlich und über drei Jahre Gestagen ab, das den Eisprung unterdrückt. Vorteil: Es ist östrogenfrei und führt daher zu keinem erhöhten Thrombose- oder Schlaganfallrisiko.

Für wen ist das Verhütungsstäbchen geeignet: Für alle Frauen, die kein Problem mit minimalinvasiven Eingriffen haben. Nach Entfernen des Stäbchens kann sich die Rückkehr der Empfängnisfähigkeit unter Umständen um einige Monate verzögern.

Kosten: Das Implantieren des Stäbchens kostet beim Arzt rund 300 Euro. Für das Entfernen müssen noch einmal bis zu 40 Euro eingerechnet werden.

Dreimonatsspritze:

Auch die Dreimonatsspritze gehört zu den ärztlich verabreichten Langzeit-Verhütungsmethoden. Die Dreimonatsspritze, bei der zwischen 0,3 und 1,4 von 100 Frauen schwanger werden, enthält ebenfalls das Hormon Gestagen und wird alle drei Monate in den Gesäß- oder Oberarmmuskel der Frau injiziert.

Für wen ist die Dreimonatsspritze geeignet: Für alle Frauen, die kein Problem mit Spritzen haben. 

Kosten: Die Dreimonatsspritze kostet rund 30 Euro. Es können noch Kosten für das Setzen der Spritze von bis zu 15 Euro hinzukommen.  

Hormonspirale:

Die Hormonspirale wird in einem kleinen operativen Eingriff in die Gebärmutter eingesetzt. Dort verbleibt sie drei bis fünf Jahre. Durch die Ausdünnung der Gebärmutterschleimhaut haben viele Frauen keine oder eine stark verringerte Monatsblutung. Zwischen 0,9 und 3 von 100 Frauen werden trotz Spirale schwanger. In der Vergangenheit war die Anwendung aufgrund der Größe der Hormonspirale nur Frauen, die schon ein Kind geboren haben, möglich. Ein kürzlich entwickeltes Modell ist kleiner und enthält eine geringere Hormonmenge. Somit ist es auch für kinderlose Frauen geeignet.

Für wen ist die Spirale geeignet: Für alle Frauen, die kein Problem mit chirurgischen Eingriffen haben. 

Kosten: Das Einsetzen der Spirale kostet zwischen 250 und 400 Euro. Auch spätere Ultraschalluntersuchungen zur Überprüfung der richtigen Lage müssen eventuell selbst gezahlt werden.

Verhütungsmethoden
Die Pille und das Kondom gelten generell als die sichersten Verhütungsmethoden – und werden entsprechend häufig genutzt Foto: Fotolia

Verhütungspflaster

Das Pflaster gibt über die Haut Östrogen und Gestagen ab. Es wird von der Frau selbst an einem beliebigen Körperteil befestigt und muss einmal die Woche gewechselt werden. Nach drei Wochen macht man eine einwöchige Pause, in der die Menstruation einsetzt. Der Pearl-Index beträgt 0,4-0,9.

Für wen ist das Pflaster geeignet: Für alle Frauen, die kein erhöhtes Thromboserisiko haben.

Kosten: als Dreimonatspackung etwa 40 Euro.

Vaginalring

Der Vaginalring wird einmal im Monat ausgetauscht. Er besteht aus Kunststoff und wird ähnlich wie ein Tampon eingeführt. Das kann zu Beginn etwas Übung verlangen. Die Gefahr eines versehentlichen Herausrutschens besteht für gewöhnlich aber nicht.

Auch der Vaginalring gibt kontinuierlich Östrogene und Gestagene an den Körper ab. Der Vorteil: Durch Erbrechen oder Durchfall wird die Wirkung nicht vermindert. Die Hormone sind die selben wie bei der Pille, nur etwas niedriger dosiert. Ansonsten sind Kontraindikationen und Risiken die gleichen wie bei der Pille. Der Vaginalring hat einen etwas besseren Pearl-Index (0,4 – 0,65) als das Pflaster. 

Für wen ist der Vaginalring geeignet: Für alle Frauen, die kein erhöhtes Thromboserisiko haben.

Kosten: Knapp 50 Euro in der 3-Monatspackung.

verschiedene Verhütungsmodelle
Es ist wichtig, sich vorab gut über die verschiedenen Modelle zu informieren. Foto: Alamy

Die Kupferkette

Die Kupferkette wird zwar, ähnlich wie die Hormonspirale, auch vom Arzt mit einem kleinen operativen Eingriff in die Gebärmutter eingesetzt. Auch bei diesem Verhütungsmodell verbleibt die Kupferkette bis zu fünf Jahre im Körper, bis sie wieder entfernt werden muss. Allerdings sind hier keine Hormone im Spiel. Die Kette wirkt rein mechanisch durch kontinuierlich abgegebene Kupfer-Ionen (Pearl-Index: 0,1- 0,5). Diese vermindern die Beweglichkeit der Spermien so, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit die Eizelle nicht mehr befruchten können. Als Fremdkörper in der Gebärmutter verändert die Kette die Schleimhaut zusätzlich, sodass sich eine befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. Da die Kupferkette in Deutschland noch nicht sehr verbreitet ist, sollte beim Hersteller eine Liste von Ärztinnen und Ärzten, die Erfahrung mit dem Einlegen haben, eingeholt werden. Ein Nachteil ist außerdem, dass die Kette das Risiko aufsteigender Infektionen erhöht und zu verstärkten Monatsblutungen führen kann.

Für wen ist die Kupferkette geeignet: Für alle Frauen, die nicht unter einer Kupfer-Allergie leiden. 

Kosten (inklusive Einlegen und Ultraschallkontrolle): 200 - 350 Euro.

Diaphragma

Das Diaphragma oder Pessar gehört zu den nicht hormonellen Verhütungsmitteln. Es wird über den Muttermund in der hinteren Scheidenwand gestülpt und bildet dort einen undurchdringlichen Verschluss. Das richtige Einsetzen kann etwas Übung abverlangen. Die richtige Größe des Diaphragmas wird für jede Frau vom Arzt angepasst. Sein Pearl-Index liegt bei 1-20.

Für wen ist ein Diaphragma geeignet: Pessare bestehen ähnlich wie Kondome aus Latex, eine Allergie sollte deshalb vorher ausgeschlossen werden.

Kosten: Etwa 50 Euro.

Kalender- und Temperaturmess-Methode:

Beide Methoden gehöre zu den passiven Verhütungsmodellen, das bedeutet, dass kein aktives Eingreifen in den Zyklus nötig ist. Dafür sind beide Methoden mit einem Pearl-Index von 0,3 - 9 eher unsicher und erfordern einen regelmäßigen Zyklus. Andere Quellen geben zumindest für die Kalendermethode einen sehr viel schlechteren Wert von 30 - 40 an. Drei Monate sollten sich Frauen Zeit nehmen, um Muster und Unregelmäßigkeiten ihres Zyklus’ richtig einordnen zu können. Bei der Temperaturmethode gibt die Körperwärme Auskunft über die fruchtbaren beziehungsweise unfruchtbaren Tage. So ist um den Eisprung herum die Körpertemperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen um 0,5 Grad erhöht. An diesen Tagen sollte folglich kein ungeschützter Geschlechtsverkehr stattfinden. Bei der Kalendermethode, auch Knaus-Ogino-Verhütungsmethode genannt, werden die fruchtbaren Tage anhand des ersten Tages der Periode und der Länge des Zyklus’ rechnerisch ermittelt.       

Für wen sind Kalender- und Temperaturmess-Methode geeignet: Für alle Frauen, die einen regelmäßigen Zyklus besitzen und kein Leben führen, das durch starke Temperaturschwankungen, sehr viel Stress und unterschiedliche Schlafrhythmen geprägt ist.

Kosten: abgesehen von Thermometer und Kalender keine.

Coitus Interruptus, kurz CI („unterbrochener Geschlechtsverkehr“)

Zwar erfordert diese Verhütungsmethode keine Hilfsmittel, dafür ist sie aber mit einem Pearl-Index von 4-27 (je nach Studienlage) auch besonders unsicher und eigentlich gar nicht mehr als Verhütungsmethode zu bezeichnen. Der CI erfordert eine große Willensstärke und Körperbeherrschung des Mannes, da der Geschlechtsverkehr kurz vor seinem Orgasmus beendet werden muss und dürfte auch den Spaß am Sex erheblich dämpfen.

Für wen ist der Coitus Interruptus geeignet: Für alle Paare, die kein Problem damit haben, bald schwanger zu werden. Kosten: keine.

Sterilisation bzw. Vasektomie

Beide Verfahren erfordern einen operativen Eingriff, der im Falle einer Sterilisation bei der Frau unumkehrbar ist. Der Pearl-Index liegt bei fast 0, somit ist nach einer Sterilisation eine Schwangerschaft zu fast 100 Prozent ausgeschlossen. Bei Frauen werden unter Vollnarkose beide Eileiter durchtrennt oder abgeklemmt. Bei Männern werden unter örtlicher Betäubung die Samenleiter durchtrennt. Da sich bis zu einem halben Jahr nach der Sterilisation noch Spermien im Samenerguss befinden können, ist so lange eine weitere Form der Empfängnisverhütung nötig.

Für wen ist eine Sterilisation bzw. Vasektomie geeignet: Für Männer und Frauen, die sich absolut sicher sind, keine Kinder mehr bekommen zu wollen.

Die Kosten, 400- 600 Euro, werden nicht von der Krankenkasse übernommen.

Pearl-Index im Vergleich