Verhütung mit der Antibabypille: Wirkung und Risiken der Pille
Die Antibabypille ist eine der beliebtesten Verhütungsmethoden. Insbesondere Mädchen und junge Frauen setzten auf die Pille, um sich vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen. Doch wie wirkt die Pille eigentlich genau? Welche verschiedenen Pillenarten gibt es? Gewährt die Antibabypille hundertprozentigen Schutz? Und welche Risiken und Nebenwirkungen können bei Einnahme auftreten?

Wie wirkt die Antibabypille?
Die Pille ist ein hormonelles Verhütungsmittel und besteht in der Regel aus einer Kombination von Östrogen und Gestagen, daher auch Kombinationspille. In besonderen Fällen werden auch sogenannte Monopräparate verschieben, die nur ein Hormon, das Gestagen, enthalten und somit östrogenfrei sind.
Doch wie wirkt die Pille? Zum einen unterdrücken die in der Pille enthaltenen Hormone den Eisprung, sodass keine Eizelle heranreifen kann und eine Befruchtung auf diese Weise unmöglich wird. Zum anderen sorgen Östrogen und Gestagen dafür, dass der Zervixschleim im Gebärmutterhalskanal dicker und zähflüssiger wird. Spermien können somit nicht mehr in die Gebärmutter eindringen. Darüber hinaus verhindern die Hormone den monatlichen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut.
Welche Arten der Pille gibt es?
Es gibt nicht nur mehrere Hersteller der Antibabypille, sondern auch verschiedene Pillensorten. Folgende Arten der Pille werden je nach Inhaltsstoffen und Dosierungen unterschieden:
- Die Einphasenpille wird in der Regel über 21 Tage hinweg eingenommen. Jede einzelne Tablette enthält dabei die gleiche Menge an Östrogen und Gestagen. Anschließend folgt eine siebentägige Einnahmepause. Es gibt aber auch Einphasenpillen mit 22 oder sogar 24 Tabletten. Bei diesen Präparaten wird die Pillenpause entsprechend um einen bzw. drei Tage verkürzt. Zudem sind Packungen mit 28 Tabletten erhältlich. In diesem Fall wird die Einphasenpille ohne Pause eingenommen. Allerdings enthalten die letzten sechs bzw. sieben Dragees keine Wirkstoffe, sondern dienen lediglich der Gewohnheit und dem Vorbeugen von Einnahmefehlern.
- Die Zwei- und Dreiphasenpillen enthalten Östrogen und Gestagen in unterschiedlichen Dosierungen. Mit Verlauf des weiblichen Zyklus passt sich die Hormonkonzentration phasenweise an.
- Die Minipille ist östrogenfrei und enthält nur ein Hormon, das Gestagen. Für einen zuverlässigen Schwangerschaftsschutz muss die Minipille täglich zur selben Uhrzeit eingenommen werden. Die Einnahme erfolgt durchgängig ohne Pause.
“Die Pillenarten unterscheiden sich in den enthaltenen Gestagenen (künstlichen Gelbkörperhormonen)”, sagt der Hamburger Gynäkologe und Hormonexperte Prof. Dr. med. Kai J. Bühling.
“Es gibt Pillen, die androgen sind, also die männlichen Hormone eher verstärken. Und es gibt welche, die antiandrogen sind, also die männlichen Hormone senken. Diese Pillen setzt man deshalb häufig bei Akne oder Haarausfall ein. Die meisten Pillen enthalten Ethinylestradiol, ein sehr stabiles Östrogen, was sehr blutungsstabil ist."
Wie wird die Pille eingenommen?
Die Pille wird oral als Tablette, also über den Mund eingenommen und unzerkaut hinuntergeschluckt. Sie muss regelmäßig eingenommen werden, nur so wird der Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft gewährleistet. Entscheiden Sie sich für die Pille als Verhütungsmittel, können Sie mit der Einnahme am ersten Tag Ihrer Monatsblutung beginnen.
In der Theorie besteht der Schutz bereits vom ersten Tag an. Trotzdem wird empfohlen, während des ersten Monats zusätzlich zum Beispiel mit einem Kondom zu verhüten. Die Einnahme der Antibabypille kann durchgängig oder mit einer Pillenpause erfolgen. Je nach Art des Präparates müssen Sie folgende Punkte beachten:
- Die Einphasenpille wird normalerweise 21 Tage lang eingenommen. Auch während der Pillenpause ist der Schutz gewährleistet. Am achten Tag müssen Sie mit der Einnahme fortfahren – auch wenn die Blutung noch anhält.
- Bei Einnahme der Zwei- und Dreiphasenpille ist es wichtig, die genaue Reihenfolge zu beachten. Denn die einzelnen Tabletten enthalten unterschiedliche Hormonkonzentrationen, exakt an den jeweiligen Zeitpunkt im weiblichen Zyklus angepasst. Nur bei richtiger Reihenfolge können die mehrphasigen Pillen wirken.
- Die Minipille muss täglich zur selben Uhrzeit genommen werden. Bei einer Verspätung von mehreren Stunden muss in den folgenden Tagen zusätzlich verhütet werden.
Prof. Dr. med. Kai J. Bühling: “Normalerweise wurde die Pille damals mit dem sogenannten 21-7-Schema eingeführt. Also 21 Tage Pille einnehmen, sieben Tage Pause. Dann fing man wieder von vorne an. Inzwischen geht man aber dazu über, die Pille im Langzyklus zu geben. Gerade, wenn die männlichen Hormone gesenkt werden sollen, macht das Sinn, weil das für die Haut noch besser ist.”
Mittlerweile gibt es laut dem Experten auch Pillen, die nach dem 24-4-Schema eingenommen werden, also mit einer kürzeren Pause. “Mit dem Vorteil, dass das für die Haut besser ist und auch zyklisch auftretende Kopfschmerzen können gelindert werden. Andererseits muss man sagen, dass man mit fast jeder Pille eine Langzykluseinnahme verfolgen kann, auch wenn sie dafür nicht zugelassen ist”, so Prof. Dr. med. Bühling.
Pille durchnehmen – welche Risiken bestehen?
Die Pille durchzunehmen, kann verschiedene Gründe haben. Für einige Frauen bietet die durchgängige Einnahme der Pille die Möglichkeit, unregelmäßige oder sehr starke Monatsblutungen und in diesem Zusammenhang Unterleibsbeschwerden, die Sie im Alltag beeinträchtigen, zu vermeiden.
Andere nutzen die Chance, um auf langen Reisen und im Urlaub nicht von Menstruationsblutungen gestört zu werden oder lästige Stimmungsschwankungen zu umgehen. Auch Patienten, die unter starkem Eisenmangel oder einer Anämie leiden, können dem mit einer durchgängigen Einnahme der Pille entgegenwirken.
Die Mikropille ist aufgrund ihrer niedrigen Hormonkonzentration am besten als Pille zum Durchnehmen geeignet. Allerdings sollte bei dieser Entscheidung immer ein Arzt zurate gezogen werden, denn neben den positiven Wirkungen sind auch Risiken im Spiel. Generell birgt die durchgängige Einnahme der Antibabypille die gleichen Nebenwirkungen wie die Einnahme mit siebentägiger Pause. Darüber hinaus kann es am Anfang des Langzyklus zu unregelmäßigen Zwischenblutungen kommen.
Wichtig: Bestimmen Sie gemeinsam mit Ihrem Frauenarzt die Dauer der Zeit ohne Menstruationsblutung. Häufig wird ein Langzyklus von 12 Wochen (84 Tage) empfohlen. Es gibt aber auch Varianten, die sechs oder neun Wochen der Pilleneinnahme vorsehen. Anschließend folgen sieben Tage Pause, in denen eine Blutung eintritt. Setzen Sie die Pille nach durchgängiger Einnahme wieder ab, kann es bis zu einem halben Jahr dauern, bis sich der natürliche Zyklus mit Eisprung und Monatsblutung wieder eingestellt hat.
Pille vergessen – was tun?
Die Pille gilt als sicheres Verhütungsmittel – allerdings nur solange sie auch regelmäßig eingenommen wird. Doch was passiert, wenn Sie morgens aufwachen und feststellen, dass Sie die Pille am Abend zuvor vergessen haben? Je nach Präparat, Dauer und Anzahl der vergessenen Pillen bleibt der Empfängnisschutz trotzdem bestehen oder geht verloren. Sprechen Sie mit Ihrem Gynäkologen.
- Pille 1x vergessen und innerhalb von 12 Stunden nachträglich eingenommen: Haben Sie die Pille einmal vergessen, aber innerhalb der darauffolgenden 12 Stunden nachträglich eingenommen, besteht weiterhin der Schutz vor einer Schwangerschaft. Sie können die restlichen Tabletten der Packung wie gewohnt einnehmen.
- Pille häufiger als 1x vergessen: Haben Sie die Einnahme der Pille mehr als einmal vergessen, ist der Schutz vor einer Schwangerschaft nicht mehr gegeben. Sie müssen bis zum nächsten Zyklus zusätzlich verhüten.
- Zwei- oder Dreiphasenpille zu spät eingenommen: Bei einer mehrstufigen Kombinationspille ist es entscheidend, in welchem Zyklusabschnitt sie die Einnahme vergessen haben. Lesen Sie hierzu die Packungsbeilage.
- Einnahme der Minipille vergessen: Bei der Minipille ist die rechtzeitige Einnahme besonders wichtig. Eine vergessene Minipille mit Levonorgestrel muss innerhalb von max. drei Stunden nachgenommen werden. Eine Minipille mit Desogestrel kann dagegen noch bis zu 12 Stunden nach geplanter Uhrzeit eingenommen werden.
Wie sicher ist die Pille?
Kein Verhütungsmittel gewährleistet hundertprozentigen Schutz vor einer Schwangerschaft. Allerdings bietet die Antibabypille einen Schutz, der diesem Level sehr nahekommt. Deshalb gilt sie als eine der sichersten Verhütungsmethoden.
“Weniger als 1 Prozent aller Frauen, die die Pille einnehmen, werden schwanger”, so Prof. Dr. med. Bühling. “Allerdings ist die Sicherheit auch davon abhängig, wie konsequent an die Einnahme gedacht wird. Nicht nur durch Vergessen, auch durch Erbrechen oder Durchfall kann die Wirksamkeit beeinträchtigt werden.” Darüber hinaus bietet die Pille folgende Vorteile:
- Schutz ab dem ersten Tag der Einnahme
- Regelmäßige, schwächere und kürzere Monatsblutung
- Linderung von Menstruationsbeschwerden
- Positive Auswirkungen auf Hautunreinheiten (z.B. Wirkung gegen Akne)
- Gute Zykluskontrolle
- Keine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit
Nehmen Sie neben der Pille Medikamente wie Antibiotika ein, so ist der Schutz allerdings nicht gewährleistet. Einige Medikamente können die Wirkung der Pille aussetzen. Daher wird geraten, in dieser Zeit zusätzlich mit einer anderen Methode zu verhüten. Auch Magen-Darm-Probleme können die Aufnahmen und Wirkung der Pille beeinträchtigen. Hier gilt derselbe Rat.
Antibabypille: Nebenwirkungen und Risiken
Neben den positiven Eigenschaften bestehen bei Einnahme der Pille allerdings auch Risiken und Nebenwirkungen. Diese können je nach Präparat unterschiedlich ausfallen.
“Durch die Pille steigt das Brustkrebsrisiko ein klein wenig an. Die Patientinnen entwickeln das in dem Alter allerdings sehr selten”, erklärt Prof. Dr. med. Bühling. Weitaus mehr wird allerdings das Thrombose- und Schlaganfallrisiko diskutiert.” Zu den häufigsten Beschwerden zählen:
- Übelkeit und Erbrechen
- Gewichtszunahme
- Libidoverlust
- Zwischenblutungen
- Spannungsgefühl in der Brust
- Erhöhtes Thromboserisiko
Außerdem schützt die Pille nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen. Hierfür müssen Sie zusätzlich zum Beispiel mit einem Kondom verhüten. Außerdem ist Vorsicht in Zusammenhang mit Alkohol geboten.
Zwar haben alkoholische Getränke keinen direkten Einfluss auf die Aufnahme und Wirkung der Pille, allerdings lassen sie eine Frau die Einnahme leicht vergessen, verspätet vornehmen oder können nach zu vielen Drinks zu Erbrechen oder Durchfall führen.
Quellen:
- Experteninterview, Prof. Dr. med. Kai J. Bühling, Gynäkologe und Hormonexperte aus Hamburg
- Die Pille (Kombi-Pille), in: familienplanung.de
- Verhütung, in: gesundheitsinformation.de
- Pille/Kombi-Pille/Mikropille, in: frauenaerzte-im-netz.de