Vergesslichkeit im Alter – oder Demenz: Was ist noch „normal“?
Wenn einem wieder mal ein Name nicht einfällt oder man den Schlüssel nicht findet, ist das kein Grund, sich Sorgen zu machen. Doch, wann beginnt die Altersvergesslichkeit? Ob es sich noch um „normale“ Vergesslichkeit im Alter oder Demenz handelt, was der Unterschied ist und welche Symptome man sehr ernst nehmen sollte.
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Je älter wir werden, desto mehr muss das Gehirn sich merken. Kein Wunder, wenn man dann öfter mal etwas vergisst – Fachleute sprechen dann auch von Altersvergesslichkeit. Häufen sich die Vorfälle, kann jedoch auch eine beginnende Altersdemenz dahinterstecken. Aber woran erkennt man, ob es sich um Vergesslichkeit im Alter oder Demenz handelt?
Altersvergesslichkeit: Eine kognitive Störung
Im Alter ist Vergesslichkeit ganz normal. Fachleute bezeichnen dies als „leichte kognitive Störung“ (Englisch: mild cognitive impairment, MCI). Übersetzt aus dem Lateinischen bedeutet es so viel wie „das Erkennen betreffend“. Diese Altersvergesslichkeit äußert sich durch verschiedene Anzeichen.
Viele Menschen haben dann Sorge, dass sich – etwa bei einem Angehörigen oder bei ihnen selbst – eine Demenz entwickelt. Darum ist es wichtig, beurteilen zu können, ob es sich bei den Erinnerungslücken um Demenz oder Vergesslichkeit handelt.
Vergesslichkeit im Alter: Die Ursachen
Nicht nur ältere Menschen vergessen mal etwas, auch junge Leute können sich ab und zu nicht an einen Namen erinnern oder vergessen einen Arzttermin. Der Grund: Die Vergesslichkeit schützt das Gehirn vor Reizüberflutung. Dieser Mechanismus ist im Alter noch wichtiger, denn im Laufe der Jahrzehnte sammelt man jede Menge Informationen, die gespeichert und wieder abgerufen werden können.
In diesem Zusammenhang haben Forschende der Uni Tübingen im Rahmen einer Studie entdeckt, dass das Gehirn im Alter zwar langsamer arbeitet – aber nur, weil es viel mehr Wissen gespeichert hat. Anhand von Computermodellen konnten sie sogar nachweisen, dass ältere Menschen ihr gesamtes Wissen durch ihre Lebenserfahrung besser beherrschen als Jüngere. „Das Gehirn älterer Menschen wird nicht leistungsschwächer, ganz im Gegenteil, es weiß einfach mehr“, erklärt der Sprachwissenschaftler Dr. Michael Ramscar, einer der Studienautoren.
Dennoch hat Vergesslichkeit im Alter auch biologische Gründe: Die Nervenzellen im Gehirn sterben langsam ab, genauso wie die Nervenfasern, die die verschiedenen Bereiche miteinander verbinden. Die betroffenen Bereiche schrumpfen dann und büßen an Leistungsfähigkeit ein. Zudem funktioniert die Kommunikation zwischen den verschiedenen Bereichen nicht mehr so gut – und das kann eben auch das Gedächtnis betreffen.
Normalerweise ist dies nicht weiter schlimm. Einen Namen zu vergessen, deutet noch lange nicht auf eine Demenz. Erst wenn die Fälle gehäuft auftreten und man beispielsweise öfter den Weg nach Hause nicht findet, kann die Vergesslichkeit krankhaft sein.
Beachten sollte man dabei, dass hinter Vergesslichkeit eine andere Erkrankung stecken kann. So kommen auch ein Gehirntumor, Infektionskrankheiten wie FSME oder Neuroborreliose sowie psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Neurosen als Ursache infrage.

Altersvergesslichkeit: Die Symptome – wenn das Kurzzeitgedächtnis im Alter nachlässt
Spätestens ab dem 50. Lebensjahr nimmt die geistige Leistungsfähigkeit langsam ab. Die „normale“ Vergesslichkeit zeigt sich dann meist ab ca. 60 Jahren beispielsweise durch folgende Anzeichen:
Bei Altersvergesslichkeit funktioniert das Kurzzeitgedächtnis weniger gut. Betroffene erinnern sich schlechter an jüngste Erlebnisse.
Viele vergessen oder verlegen hin und wieder etwas, etwa die Brille oder eine Zutat beim Kochen.
Einige Menschen können sich auch nicht mehr gut konzentrieren.
Denkt man intensiv und konzentriert nach, fällt einem das Vergessene meist wieder ein.
Diese Gedächtnisprobleme treten nur ab und zu auf und bleiben im Regelfall in einem nicht besorgniserregenden Rahmen. Die leichte kognitive Störung schreitet (wenn überhaupt) nur langsam fort und verstärkt sich ab einem gewissen Niveau nicht mehr. Wort- und Erfahrungsschatz sowie das Sprachvermögen sind dagegen nicht von der Altersvergesslichkeit betroffen.
Vergesslichkeit oder Demenz? Woran man es erkennt
Ob es sich bei den Erinnerungslücken um Altersvergesslichkeit oder Demenz handelt, lässt sich vor allem im Anfangsstadium nicht leicht erkennen. Wichtiges Indiz für eine Erkrankung wie beispielsweise Alzheimer ist ein plötzliches Auftreten und die schnelle Verschlechterung der Symptome. Eine Demenz schränkt die geistige Leistung zudem sehr viel stärker ein als eine leichte kognitive Störung. So können auch Orientierung, Geschicklichkeit, das Lese-, Schreib- und Rechenvermögen deutlich nachlassen.
Man sollte beispielsweise alarmiert sein, wenn immer wieder die gleiche Frage gestellt oder dieselbe Geschichte erzählt wird. Aber auch das „Verlernen“ von alltäglichen Tätigkeiten wie Essen kochen oder Bügeln sowie das immer häufigere Verlegen von Dingen ohne Erinnerung oder an unüblichen Orten können auf eine Demenz hindeuten. Genau wie Wortfindungsstörungen und Probleme bei der räumlichen und zeitlichen Orientierung.
Stellt man diese Symptome an sich selbst oder jemand anderem fest, sollte unbedingt eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um eine Demenz auszuschließen oder das Fortschreiten der Erkrankung einzuschränken. Alzheimer und andere Demenzformen sind zurzeit noch nicht heilbar, man kann nur versuchen, sie aufzuhalten.
Was hilft gegen Vergesslichkeit im Alter?
Ist Altersvergesslichkeit der Grund für die Erinnerungslücken, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.
Folgende Maßnahmen sind empfehlenswert:
Pflanzliche Gingko-Präparate können die Gedächtnisleistung stärken und positiv auf die Konzentrationsfähigkeit wirken. Inhaltsstoffe wie Flavonoide und Terpenoide sollen die Zellen schützen und die Durchblutung im Gehirn fördern.
Regelmäßige Bewegung, vor allem an der frischen Luft, unterstützt die Gehirnleistung und versorgt das Gehirn mit dem nötigen Sauerstoff.
Durch eine ausgewogene, gesunde Ernährung erhalten die Hirnzellen die Nährstoffe, die für ein gut funktionierendes Gedächtnis wichtig sind.
Gedächtnistraining – das sogenannte „Gehirn-Jogging“, etwa durch Kreuzworträtsel oder Sudoku – kann die kognitiven Fähigkeiten stärken, sodass diese länger erhalten bleiben.
Wichtig ist zudem soziale Aktivität und der Kontakt zu anderen Menschen. Denn dadurch werden Nervenzellen im Gehirn aktiviert. Einsamkeit hingegen zählt zu den Risikofaktoren von Demenz.
Wer Altersvergesslichkeit und Demenz vorbeugen möchte, sollte zudem Risikofaktoren meiden, wie etwa Übergewicht, Bluthochdruck, starker Alkoholkonsum und Rauchen.
Expert:innen nehmen an, dass sich aus einer Altersvergesslichkeit eine Demenz entwickeln kann. Schon aus diesem Grund ist es ratsam, früh zu klären, ob die Symptome auf Vergesslichkeit im Alter oder Demenz hindeuten, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und weiterem Gedächtnisverlust entgegenzuwirken.
Quellen:
Demenz: Wenn Vergesslichkeit zur Krankheit wird in: gesundheitsforschung-bmbf.de
Ist das schon Demenz oder noch "normale" Vergesslichkeit? in: alzheimer-bw.de
Langsamer, aber leistungsfähiger in: uni-tuebingen.de
Folkes, E., & Gatterer, G. (2006). Vergesslichkeit ist nicht gleich Alzheimer. Generation 50 plus: Ratgeber für Menschen in den besten Jahren, 23-31.
HÖDL, A., Bonelli, R. M., & Kapfhammer, H. P. (2005). Die leichte kognitive Störung: Vergesslichkeit im Alter: eine Vorstufe der Demenz?. MMW. Fortschritte der Medizin, 147(23), 40-43.