Vergesslichkeit: Es ist nicht immer Alzheimer

Schlüssel vergessen? Kein Grund zur Sorge. Das kann wirklich jedem mal passieren
Schlüssel vergessen? Kein Grund zur Sorge. Das kann wirklich jedem mal passieren
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Ab und zu mal ein Aussetzer – da befürchtet man oft schon das Schlimmste. Doch die Sorge ist meist unbegründet. Was hinter der Vergesslichkeit stecken kann und wie Sie Ihr Gedächtnis möglichst lange fit halten, erfahren Sie hier.

Das kennt jeder: Man hat mal wieder den Schlüssel verlegt, den Geburtstag einer Freundin vergessen, oder man kommt partout nicht auf den Namen einer Filmschauspielerin. Mit zunehmendem Alter drängt sich dann die Frage auf: Ist diese Vergesslichkeit eigentlich noch normal? Oder beginnt bei mir eine Demenz? Aktuelle Zahlen beruhigen: Gerade mal 1,2 Millionen Deutsche haben Demenz, deren häufigste Form Alzheimer ist. Das sind zwei Prozent der Erwachsenen. Selbst im Alter von über 90 Jahren sind 60 Prozent der Deutschen geistig noch altersgemäß fit.

So funktioniert unser Gedächtnis

An was wir uns später erinnern, läuft erst als Bündel von elektrischen Signalen (Milliarden pro Sekunde!) zwischen den Gehirnzellen in der Hirnrinde hin und her. Die Zellen tauschen diese Signale über Verbindungsstellen aus, verarbeiten sie und leiten sie in andere Gehirnteile, wo diese Informationen dann abgespeichert werden.

Alzheimer
Vergesslichkeit steht nicht immer gleich für Alzheimer. Sprechen Sie aber gern Ihren Arzt an, wenn Sie das Gefühl haben, an der tückischen Gehirnkrankheit zu leiden Foto: Shutterstock

Jeder vergisst mal was

Bei diesem vielfältigen Signal-Feuerwerk kann schon mal etwas verloren gehen. Vergesslichkeit ist also bis zu einem gewissen Grad normal. Im Alter lässt die Merkfähigkeit nach, denn die Weiterleitung von Signalen verzögert sich allmählich. Zudem wird es durch die Fülle von gespeicherten Informationen immer schwieriger, diejenige zu finden, die man gerade braucht. In unserer Langzeitgedächtnis-Bibliothek verschwindet nichts. Manchmal dauert nur der Suchprozess so lange, dass wir das Gefühl haben, wir hätten es vergessen.

Die häufigsten Gründe für Vergesslichkeit

Nervenspezialisten (Neurologen) und Psychologen wissen: Sogenannte Gedächtnisprobleme können viele Ursachen haben. Die meisten sind nicht krankhaft – die Vergesslichkeit ist also nicht schlimm.

  • In unserem hektischen Leben haben wir oft einfach zu viel im Kopf und verlegen deshalb zum Beispiel den Schlüssel.
  • Schlafmangel und Stress stören die Denkleistung und das Gedächtnis. Entspannungsübungen, längere Nachtruhe oder ein Nickerchen zwischendurch können dann schon Wunder wirken.
  • Viele Menschen erinnern sich schlecht, weil sie eine Mahlzeit ausgelassen haben: Das Gehirn bekommt nicht genug Energie.
  • Wer schlecht hört, kann sich auch weniger merken, denn die Sinneseindrücke, die von den Hörzellen im Gehirn ankommen, sind nur noch schwach. Ein Hörgerät hilft.
  • Bluthochdruck kann Hirnzellen und Nervenfasern buchstäblich unter Druck setzen und die Signalübertragung stören.
  • Ein Mangel an B-Vitaminen wirkt sich auf das Gedächtnis aus. Besonders Raucher sind betroffen, denn Nikotin und andere Giftstoffe im Rauch sind Vitamin-B-Räuber.

Alzheimer
Studien belegen, dass Walnüsse da Gedächtnis stärken können Foto: Fotolia

Das kann jeder tun, um Vergesslichkeit vorzubeugen

Studien zeigen, was unser Gehirn braucht und wie man Vergesslichkeit vorbeugen kann.

  • Ein gutes Aufwärmtraining sind kleine Veränderungen im Alltag. Wenn das Gehirn mit Ungewohntem zu tun hat, baut es neue Nervenverbindungen auf – zum Beispiel, wenn man einen anderen Weg zur Arbeit nimmt, die Haustür mit links statt mit rechts aufschließt, mal einen Absatz in der Zeitschrift rückwärts liest oder gelegentlich ein Gedicht auswendig lernt.
  • Ernährung: Wichtig sind B-Vitamine. Die stecken vor allem in Walnüssen und Cashewkernen, Vollkorn, Sojabohnen, Eiern, Milch, Käse, Fisch. Knoblauch fördert die Hirndurchblutung. Und man sollte täglich 2 bis 2,5 Liter trinken, am besten Mineralwasser und Tees.
  • Bewegung: Gut, wenn das Gehirn Sauerstoff tankt, zum Beispiel bei täglichen Spaziergängen oder wenn man öfter die Treppe statt des Lifts nimmt. Auch gut gegen Vergesslichkeit: leichter Ausdauersport wie Radfahren, Wandern, Walking und Nordic Walking. Jede Minute Bewegung stärkt schon das Gedächtnis. Forscher empfehlen vor allem Tanzen, denn das fördert auch soziale Kontakte. Denn alles, was gemeinsam Spaß macht – schwatzen, feiern, etwas unternehmen – ist auch gut fürs Gedächtnis. Forscher sagen: Freunde halten das Gehirn fit.