Verändert Joggen das Gehirn?

Zwei Jogger
Welchen Einfluss hat Joggen auf unsere Hirnstrukturen? Foto: iStock
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US-amerikanische Wissenschaftler haben in den Gehirnen von Läufern andere Strukturen im Gegensatz zu Nicht-Sportlern festgestellt. Was sie unterscheidet...

Sport hat einen fundamentalen Einfluss auf unseren Körper. Wer sich viel und ausdauernd bewegt, verändert seine Gesundheit bis in die kleinste Zelle. So zeigen Studien, dass Menschen, die mehrmals pro Woche Sport treiben, im Durchschnitt länger leben und seltener und Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden.

Häufiges sportliches Training verändert aber anscheinend auch unser Gehirn. Schon länger ist bekannt, dass bestimmte Tätigkeiten auch unsere Hirnstrukturen beeinflussen können. Das wurde bisher besonders bei Menschen beobachtet, die ein Musikinstrument spielen aber auch bei Schach- und Computerspielern. Was diesen Tätigkeiten gemein haben, sind ihre Komplexität sowie die meist erforderliche Koordination zwischen den Händen und anderen Sinnesorganen wie Auge oder Ohr. Offenbar reichen jedoch auch weniger komplexe körperliche Tätigkeiten aus, um unser Gehirn zu verändern. Diesen Effekt hat jetzt ein US-amerikanisches Forscherteam im Gehirn von Läufern nachgewiesen.

Sportler und Couch-Potatos im MRT

Das Team um David A. Raichlen von der University of Arizona verglich für seine Studie zwei Gruppen von jungen Männern im Alter von 18 bis 25 Jahren. Die erste Gruppe bestand aus elf Ausdauerläufern, die andere aus elf Männern, die bereits seit mindestens einem Jahr keinen Sport mehr getrieben hatten. Um den Effekt des Sportes auf die Gehirne der Männer optimal vergleichen zu können, achteten die Wissenschaftler darauf, dass sämtliche Teilnehmer, ob Sportler oder nicht, einen ähnlichen Body-Mass-Index (BMI) hatten und über einen vergleichbaren Bildungshintergrund verfügten. Während der sechsminütigen Untersuchung sollten die Teilnehmer keine bestimmten Tätigkeiten ausüben, auf diese Weise sollte herausgefunden werden, wie gut die einzelnen Bereiche des Gehirns im Ruhezustand miteinander verbunden waren.

Die Gehirne der Sportler besaßen eine deutliche verbesserte funktionelle Konnektivität. Das bedeutet, dass für die Erfüllung bestimmter Aufgaben einzelne Bereiche des Gehirns besser mit anderen Regionen kooperierten, also die allgemeine Vernetzung im Gehirn bei speziellen Tätigkeiten besser ausgeprägt ist. Deutlich wurde dies etwa bei den Verbindungen des präfrontalen Cortex’, welcher für Entscheidungsprozesse zuständig ist. Auch Bereiche, die für eine bessere Fokussierung auf Tätigkeiten zuständig sind, waren ausgeprägter bei den Sportlern.

Was bewirken die Veränderungen?

Doch haben die Veränderungen im Gehirn auch einen Effekt auf das Denken im Alltag? Und wie genau kommt die Veränderung durch das Joggen zustande? Diese Fragen können die Forscher nur schwer beantworten, auch da außer Läufern keine anderen Sportlergruppen untersucht wurden und die Anzahl der Studien-Teilnehmer eher gering war. Möglich wäre, dass es Vorteile im Arbeitsgedächtnis, dem gleichzeitigen Ausführen mehrerer Aufgaben und dem Treffen von Entscheidungen gibt. Allerdings konnte die Studie ebenso wenig klären, ob die Unterschiede im Gehirn durch das Laufen zustande gekommen waren oder, ob einfach Menschen mit derartigen Hirnstrukturen besonders gerne laufen gehen.

„Für mich deuten unsere Ergebnisse daraufhin, dass Laufen keine so simple Tätigkeit ist, wie wir bisher angenommen hatten“, erklärt Gene E. Alexander, Professor für Psychologie und Neurologie und Ko-Autor der Studie. „Es erfordert komplexe Navigationsfähigkeiten sowie die Fähigkeit zu planen, zu beobachten und auf die Umwelt zu reagieren. Dazu jonglieren Läufer mit Erinnerungen an vorhergehende Läufe, gegenwärtige Bedingungen und müssen gleichzeitig weiterhin die motorische Aktivität des Laufens fortführen, die ebenfalls recht kompliziert ist“.

Joggen als Prävention gegen Alzheimer?

Sollte das Laufen tatsächlich für die Veränderungen der Hirnstrukturen verantwortlich sein, könnte dies einen Hinweis darauf geben, dass Sport Hirnerkrankungen vorbeugen kann. „Eine der Schlüsselfragen die unsere Ergebnisse aufwerfen, ist ob das, was wir bei den jungen Läufern in Bezug auf die unterschiedliche Konnektivität gesehen haben, einen Vorteil im späteren Leben bringt", Alexander. „Die Bereiche, bei denen wir mehr Konnektivität beobachtet haben, sind genau die Bereiche, die Schaden nehmen, wenn wir altern. Es stellt sich also die Frage, ob Sport in jungen Jahren vielleicht mehr Widerstandsfähigkeit gegenüber altersbedingten Hirnerkrankungen hervorrufen könnte“. Das beträfe unter anderem Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson.