Unsichtbare Gefahr: Listeriose-Infektion in der Schwangerschaft
Ist die sogenannte „Listeriose“ ein ernstzunehmendes Risiko? Oder jagen überkritische Experten schwangeren Frauen einen Schrecken ein, indem sie übertriebene Vorschriften rund um die richtige Ernährung aufstellen? Fakt ist, bei der Listeriose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die im schlimmsten Fall für das ungeborene Kind tödlich ausgehen kann. Erfahren Sie hier, auf welchem Wege sich Schwangere infizieren und welche Maßnahmen Mediziner zur Vorbeugung empfehlen.

Bakterien sind Ursachen einer Infektion
Listerien sind Bakterien, die in der Umwelt vorkommen: in der Erde, auf Pflanzen oder in Tieren. Sie sind wahre Überlebenskünstler: Sie brauchen kaum Nährstoffe und existieren sogar im Vakuum. Wenn Gemüse, Obst oder Tiere industriell weiterverarbeitet werden, können die Erreger am Leben bleiben und über die Nahrung in den menschlichen Körper gelangen. Für gesunde Menschen ist das in der Regel kein Problem. Bei ihnen sind Listeriose-Bakterien im Stuhl nachweisbar ohne dass die Betroffenen körperliche Beschwerden feststellen. Anders sieht es hingegen bei Schwangeren aus. Ihr Immunsystem ist durch die hormonelle Umstellung geschwächt, sodass sie anfälliger für Infektionen sind.
Laut Robert-Koch-Institut kommt es bei rund 50 von über 600.000 Schwangerschaften bzw. Geburten pro Jahr zu Komplikationen durch Lebensmittelinfektionen. Neben der Listeriose können Schwangere beispielsweise an der sogenannten „Toxoplasmose“ erkranken, die ebenfalls über Lebensmittel und Fäkalien, zum Beispiel von Haustieren, übertragen wird. Listeriose, die während einer Schwangerschaft auftritt, stellen etwa zehn Prozent aller Listeriose-Meldefälle dar. Zu dem gefährdeten Personenkreis gehören nicht nur schwangere Frauen, sondern auch Menschen ab dem 50. Lebensjahr. Häufig haben sie Grunderkrankungen, wie Diabetes und HIV.

Symptome bleiben nach einer Infektion häufig aus
Eine Infektion mit Listerien bleibt in vielen Fällen unentdeckt, weil keine Beschwerden auftreten. Kommt es dennoch zu Symptomen, treten diese häufig erst drei Tage oder noch später nach der eigentlichen Infektion auf.
Listerien können bis zum Nervensystem vordringen
Listerien sind in der Lage, sich an die Oberfläche von unterschiedlichen Zellen anzuheften, in sie einzudringen und sich dort zu vermehren. Die Erreger wandern in den Magen-Darm-Trakt, sie gelangen in die Blutbahn und in das zentrale Nervensystem. Zu den typischen Symptomen, die Listerien hervorrufen, gehören Durchfall und Erbrechen. Darüber hinaus können grippeähnliche Symptomen auftreten, beispielsweise Fieber, Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen.
Da die Bakterien jedes Organ befallen können, entstehen mitunter vielfältige Krankheitsbilder, wie Arthritis, Herzmuskel- oder Bindehautentzündungen – mit jeweils eigenen krankheitstypischen Beschwerden.
Listeriose-Diagnose: Schwangere sollten schnell einen Arzt aufsuchen

Bei Verdacht auf Listeriose sollten schwangere Frauen nicht zögern, ihren Frauenarzt aufzusuchen. Der Mediziner wird sich nach der Krankengeschichte der Patientin erkundigen und u.a. folgende Fragen stellen:
- Seit wann fühlen Sie sich krank?
- Haben Sie Fieber?
- In der wievielten Schwangerschaftswoche sind sie?
- Nehmen Sie Medikamente ein?
Außerdem wird er versuchen, die Listerien in Körperflüssigkeiten nachzuweisen. Hierfür eignen sich das Blut der Patientin, das Nervenwasser oder der Wochenfluss. Der Arzt legt mit den Proben Kulturen an, in denen sich die Krankheitserreger vermehren, sodass eindeutige Rückschlüsse auf die Erreger möglich sind.
Anhand eines Blutbilds, das der Arzt von der Patientin anfertigt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit der Anstieg des Gehalts weißer Blutkörperchen sichtbar. Sie haben die Aufgabe, Erreger abzuwehren.
Bei der Behandlung von Listeriose hilft nur Antibiotika
Bestätigt sich der Verdacht auf eine Listeriose-Infektion wird überwiegend ein hochdosiertes Antibiotikum (Ampicillin) verabreicht. Das Medikament kann während einer Schwangerschaft angewendet werden, da es keine Schäden beim ungeborenen Kind verursacht. Nimmt die Mutter das Antibiotikum nach der Geburt des Kindes ein, kann sie dieses weiterhin stillen.
Die Patientin sollte die Tabletten für die kommenden drei Wochen einnehmen, um die in der Praxis beobachtete hohe Rückfallgefahr zu verhindern. Sollte die Patientin infolge der Listerien-Erkrankung an einer Gehirn- oder Herzklappenentzündung erkrankt sein, empfehlen Mediziner eine Antibiotika-Einnahme für insgesamt sechs Wochen.
Bei infizierten Kindern und Müttern gelten im Krankenhaus Vorsichtsmaßnahmen
Sofern tatsächlich eine Infektion durch Listerien-Bakterien festgestellt wird, sind bei schwangeren Frauen erhöhte Sicherheitsmaßnahmen nötig. Frauen, die gerade ihr Kind entbunden haben, sollten laut Medizinern im Krankenhaus von anderen Schwangeren bzw. Babys isoliert werden. Die Praxis habe gezeigt, dass die Erreger auf Geburtsstationen übertragen werden können. Beispielsweise, wenn infizierte Kinder von einer Krankenschwester gepflegt werden, die im Anschluss weitere Kinder auf der Station betreut.
Listerien-Vorbeugung durch richtige Verarbeitung von Lebensmitteln

Ein Impfstoff gegen die gefährlichen Bakterien existiert aktuell nicht. Daher können schwangere Frauen ausschließlich mittels eines sorgfältigen Umgangs mit Lebensmitteln einer Infektion vorbeugen. Mediziner und Ernährungsexperten geben schwangeren Frauen eine Reihe an Empfehlungen. Zu den Lebensmitteln, die Schwangere nicht essen sollten, gehören:
- Lebensmittel aus Rohfleisch (Salami, Mettwurst, Teewurst, Landjäger, Chorizo, Hackfleisch etc.)
- Roher Fisch sowie geräucherte und marinierte Fischprodukte
- Vorgeschnittene Blattsalate und Obststücke
- Rohmilchweichkäse
Des Weiteren sollten folgende Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden:
- Kühlschranktemperatur liegt bei unter fünf Grad Celsius
- Wurst und Käse immer am Stück kaufen und selbstständig zuhause in Scheiben schneiden. Dadurch wird eine Belastung der Lebensmittel mit Listeriose-Bakterien durch kontaminierte Verarbeitungsgeräte verhindert
- Rohes Fleisch in der Pfanne erhitzen: Das Innere sollte für mindestens zwei Minuten auf 70 Grad Celsius erhitzt werden
- Lange Lagerungszeiten verhindern, damit es zu keiner sprunghaften Vermehrung der Listerien kommt