Umgang mit Demenz: 11 Tipps für Angehörige
Nicht nur für die Betroffenen verändert die Diagnose Demenz alles. Angehörige sind oft überfordert im Umgang mit Demenzkranken. Die folgenden Tipps lassen sich im Alltag einfach und konkret umsetzen.
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Im Umgang mit Demenz entsteht nur schwer Routine. Jeder neue Tag beinhaltet Herausforderungen, wenn man sich um einen Menschen mit Demenz kümmert. Die folgenden Tipps können den Alltag für Angehörige dementer Menschen erleichtern.

Demenz: Angehörige überfordert der Alltag
Im ICD-10 ist Demenz beschrieben als "Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen". Beeinträchtigt sind laut Definition
Gedächtnis
Sprache
Lernfähigkeit
Rechnen
Orientierung
Auffassung
Denken
und Urteilsvermögen der Betroffenen.
Hinter dieser Aufzählung verbirgt sich die Tatsache, dass demente Menschen mit fortschreitender Krankheit nicht nur pflegebedürftig werden, sondern oft auch eine Wesensveränderung durchmachen. Das erschwert den Umgang mit Demenz auf zahlreichen Ebenen.
Demenz begleiten mit diesen 11 Tipps
Es ist verständlich, dass die Diagnose Demenz Angehörige überfordert – vor allem dann, wenn sie sich bei der Pflege der erkrankten Person aktiv einbringen. Der Umgang mit Demenz umfasst nicht nur theoretisches Wissen, sondern verlangt Empathie, Nachsicht und Geduld. Die folgenden 11 Tipps zum Umgang mit Demenz für Angehörige können helfen, den Alltag einfacher zu gestalten.
1. Umgang mit Demenz: Wissen erleichtert den Alltag
Es gibt unterschiedliche Formen der Demenz. Die beiden häufigsten sind Alzheimer (ca. 65% aller Krankheitsfälle) und vaskuläre Demenz (ca. 20 bis 30% aller Krankheitsfälle). Der Umgang mit Demenzkranken wird also nicht nur von der Persönlichkeit, dem allgemeinen Gesundheitszustand der Betroffenen und dem Umfeld, in dem sie leben, beeinflusst, sondern auch von der Art der Demenz.
Umfassende und verständliche Informationen zum Thema Demenz stellen unter anderem das Bundesministerium für Gesundheit und die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. zur Verfügung.
2. Hilfsangebote für Demenzkranke frühzeitig wahrnehmen
In dem Moment, in dem erste Anzeichen von Demenz auftreten, können Hilfsangebote in Anspruch genommen werden. Niemand muss warten, bis die Krankheit vorangeschritten ist, um sich Hilfe zu suchen. So kann frühzeitig verhindert werden, dass Demenz Angehörige überfordert.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. beispielsweise hat ein bundesweites Alzheimer-Telefon ins Leben gerufen, das montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr sowie freitags von 9 bis 15 Uhr unter der Nummer 030 - 259 37 95 14 erreichbar ist. Hier helfen geschulte Berater:innen bei Fragen
zu Gedächtnisstörungen, der Alzheimer-Krankheit und anderen Demenzformen
zur Diagnostik, Diagnose und Therapie
zum alltäglichen Umgang mit demenzerkrankten Menschen
zu Möglichkeiten der rechtlichen Vorsorge
zur Pflegeversicherung
zu Unterstützungsangeboten
Das Hilfsangebot für Demenzkranke und deren Angehörige ist auch in türkischer Sprache sowie per Email möglich.
3. Umgang mit Menschen mit Demenz: Sprache einfach halten
Im Verlauf einer Demenz nehmen die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen ab – Sprachvermögen, Konzentration und Auffassungsgabe leiden. Im Umgang mit Demenz ist eine einfache Sprache deswegen wichtig. Vermeiden Sie Schachtelsätze, komplizierte Erzählungen und vor allem offene W-Fragen. "Was möchtest du trinken?" stellt Menschen mit Demenz oft vor ein Problem. "Tee oder Wasser trinken?" hingegen bietet ihnen eine einfache Wahlmöglichkeit.
4. Demenzkranke Menschen brauchen Lob
Demente Menschen leiden häufig an Ruhelosigkeit, sind gereizt, fahrig und aufgewühlt. Immer weniger Dinge selbst tun zu können, sorgt für viel Frustration. Entschärfend wirkt Lob im Umgang mit Demenzkranken. Weisen Sie auf Dinge hin, die die/der Betroffene selbstständig geschafft hat – auch, wenn es ein vermeintlich kleiner Handgriff ist.
5. Umgang mit Demenzkranken: Der Diana-Effekt
Der Begriff Diana-Effekt fällt häufig beim Umgang mit Demenz im Pflegeheim. Man kann sich diesen Effekt allerdings auch mit Demenzkranken zuhause zunutze machen. Seinen Namen hat der Diana-Effekt von Prinzessin Diana (1961-1997), die für ihre warme, herzliche Art mit Menschen umzugehen bekannt war. Lady Di hat bei öffentlichen Auftritten stets drei Verhaltensregeln eingehalten:
Augenkontakt
Wertschätzende Ansprache
Vorsichtige Berührung
Im Umgang mit Demenz haben sich diese drei Punkte bewährt. Wobei es wichtig ist, vorsichtige Berührungen nur dann anzuwenden, wenn das Gegenüber dies auch möchte.
6. Menschen mit Demenz sprechen auf nonverbale Kommunikation an
Zusätzlich zum Diana-Effekt wirkt eine ruhige Körpersprache auf viele Demenzkranke entspannend. Achten Sie auf
langsame Gesten, die Ihr Gegenüber nicht erschrecken
eine offene, zugewandte Körperhaltung
eine freundliche Mimik (lächeln, nicken, zuzwinkern etc.)
Berührungen und Umarmungen (wenn es für alle beteiligten in Ordnung ist)
7. Umgang mit demenzkranken Eltern: Fokus auf positive Erinnerungen
Der Umgang mit Demenz ist besonders schwer, wenn ein Elternteil betroffen ist. Der Rollentausch, bei dem die Kinder plötzlich den Part der Kümmernden übernehmen, ist häufig problematisch und Anstoß dafür, dass alte Konflikte wieder aufbrechen. Hilfreich beim Umgang mit demenzkranken Eltern, deren Langzeitgedächtnis noch funktioniert, ist die gemeinsame Vergangenheit. Erzählen Sie von schönen Kindheitserinnerungen, heben Sie das Positive aus der Vergangenheit hervor.
8. Umgang mit dementen Menschen: An Ritualen festhalten
Die Erfahrung im Umgang mit Demenz zeigt, dass viele Erkrankte positiv auf Rituale ansprechen. Dinge wie das gemeinsame Essen, ein Tischgebet, ein Sonntagsspaziergang oder der Tee um 17 Uhr können Demenzkranke noch bis weit in die Krankheit hinein begleiten.
Zu Ritualen in weiterem Sinn gehören aber noch ganz andere Dinge. Bekannte Redewendungen, Lieder oder Dialekte wirken sich mitunter förderlich auf den Umgang mit Demenzkranken aus. Sogar bekannte Möbelstücke oder Gegenstände, die die Erkrankten schon Jahre besitzen, können für Orientierung sorgen.
9. Umgang mit demenzkranken Menschen: Überforderung vermeiden
Der Alltag von Demenzkranken braucht keine zusätzlichen Herausforderungen. Lange Spaziergänge in unbekanntem Terrain, unerwarteter Besuch oder auch ein Ausflug ängstigen die meisten Betroffenen eher, als dass sie davon profitieren. Achten Sie – soweit möglich – auf feste Tagesabläufe mit gleichbleibenden, positiven Ritualen und simplen Regeln.
10. Orientierungshilfen für demente Menschen: Hilfe ohne Zwang
Zu Orientierungshilfen für Demenz gehören Brillen, Hörgeräte, aber auch spezielle Telefone oder Esshilfen. Diese Hilfsmittel sollten nie zum Zwang werden. Trägt die/der Betroffene beispielsweise eine Brille, hilft es, diese an einem Band zu befestigen, damit sie immer griffbereit um den Hals hängt. Auch Schilder innerhalb der Wohnung, die den Weg zur Küche oder zur Toilette weisen, sind eine Unterstützung. Lehnt die/der Demenzkranke Orientierungshilfen aber ab – selbst wenn es die Brille oder das Hörgerät ist –, sollte das akzeptiert werden.
11. Umgang mit Demenz: Angehörige sollten sich nicht aufopfern
So schwierig es ist: Menschen, die Demenzkranke pflegen, sollten sich von Zeit zu Zeit abgrenzen und für sich allein neue Kraft tanken. Der Umgang mit Demenz erfordert neben Zeit und konkreten Hilfestellungen vor allem Nachsicht und Verständnis. Sanft mit einem schwerkranken Menschen umzugehen, wenn man selbst kurz vor einem Zusammenbruch steht, ist allerdings unmöglich.
Helfen können zum einen gezielte Übungen gegen Alltagsstress. Aber auch der Anschluss an eine Selbsthilfegruppe stärkt Angehörigen im Umgang mit Demenz den Rücken.
Quellen:
AEDL-Anregungen zur Pflege von Menschen mit Demenz, in: familienwortschatz.de
Umgang mit Demenz: Tipps für Angehörige, in: pflege.de
Demenz, in: MSD Manual
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