Was ist Typhus und wie wird er behandelt?
Typhus und Paratyphus sind Infektionskrankheiten, deren Auslöser bestimmte Salmonellen sind. Während bei anderen Salmonelleninfektionen vor allem Magen-Darm-Beschwerden auftreten, ist bei Typhus und Paratyphus der ganze Körper des Erkrankten betroffen.

Typhus (Typhus abdominalis oder Bauchtyphus) und Paratyphus (typhusähnliche Krankheit) sind Infektionskrankheiten, die durch bestimmte Salmonellen ausgelöst werden. Im Gegensatz zu anderen Salmonelleninfektionen (sogenannten Salmonellosen), die vor allem Magen-Darm-Beschwerden verursachen, handelt es sich bei Typhus oder Paratyphus um eine Allgemeinerkrankung, die den ganzen Körper betrifft. Beide Krankheiten lösen ähnliche Symptome aus, in der Regel verläuft Paratyphus aber deutlich milder. Der Name „Typhus“ kommt von dem altgriechischen Wort „typhos“, das soviel wie Dunst, Nebel und Schwindel bedeutet. Das weist auf die starke Benommenheit hin, die Typhus-Patienten entwickeln können.
So gefährlich ist Typhus
Sowohl Typhus als auch Paratyphus können einen sehr schweren Verlauf nehmen. So stirbt einer von 100 Typhus-Patienten. Vor allem bei Kindern unter einem Jahr verläuft Typhus schwerer und es treten häufiger Komplikationen auf. Bereits der Krankheitsverdacht ist beim Gesundheitsamt meldepflichtig. Mit der richtigen Behandlung bekommt man sowohl Typhus als auch Paratyphus aber meist gut in den Griff. Dabei gilt: Je früher die antibakterielle Therapie durch Antibiotika beginnt, desto besser. Damit können Ärzte nicht nur Komplikationen verhindern, sondern auch dafür sorgen, dass weniger als ein Prozent der Erkrankten im weiteren Krankheitsverlauf stirbt. Nach einer überstandenen Typhus- oder Paratyphus-Erkrankung ist der Patient etwa ein Jahr immun. Bei einer ausreichend hohen Erregerzahl kann es aber innerhalb dieses Jahres trotzdem zu einer erneuten Infektion kommen.
Wie ansteckend sind Typhus und Paratyphus?
Ab ungefähr einer Woche nach Krankheitsbeginn scheiden Patienten die Krankheitserreger im Stuhl aus und können damit andere Menschen anstecken. Meist passiert das indirekt über verunreinigtes Trinkwasser oder verkeimte Lebensmittel. Selbst wenn die Beschwerden abklingen, können Typhus-Kranke noch wochenlang ansteckend sein. Einer von 25 wird zum sogenannten Dauerausscheider. Das heißt, dass die Person keinerlei Symptome der Krankheit mehr zeigt, aber trotzdem noch Keime in seinem Körper trägt und diese ausscheidet. Meistens sind das Personen, die sich im mittleren Lebensalter infiziert haben. Da Dauerausscheider weiterhin ansteckend sind, müssen sie strenge Hygieneregeln beachten:
- strikte Handhygiene, vor allem nach dem Toilettengang,
- separate Toilette, wenn möglich,
- Wäsche bei mindestens 60 Grad Celsius waschen oder vor dem Waschen in eine desinfizierende Lösung legen und
- besser duschen statt baden.

Typhus: Welche Symptome treten auf?
Typhus-Patienten zeigen einen typischen Krankheitsverlauf. Die Symptome eines Paratyphus sind ähnlich, aber deutlich milder ausgeprägt. Für beide Krankheiten gilt, dass in der Regel der ganze Körper betroffen ist.
Typhus
Da Typhus eine Infektionskrankheit ist, die den ganzen Körper betrifft, sind die Symptome der Erkrankung auch vielfältig. Charakteristisch für Typhus ist ein mehrwöchiger Krankheitsverlauf mit typischen Beschwerden.
Erste Woche: Allgemeines Krankheitsgefühl
Im Frühstadium einer Typhuserkrankung sind die Krankheitszeichen eher unspezifisch und ähneln oft einem grippalen Infekt: Betroffene klagen zum Beispiel über Kopf- und Gliederschmerzen sowie Mattigkeit. Sie bekommen Fieber, das allmählich ansteigt. Auch Bauchschmerzen und Verstopfung sind typisch.
Zweite Woche: Hohes, lang andauerndes Fieber
Bleibt der Typhus unbehandelt, erreicht das Fieber innerhalb von zwei bis drei Tagen Werte zwischen 39 und 41 Grad Celsius. Die hohen Temperaturen um 40 Grad Celsius können bis zu drei Wochen anhalten. Die Betroffenen wirken sehr krank und sind stark benommen. Sie zeigen zudem eine sogenannte „Typhuszunge“: Dabei ist die Zungenmitte grau-weiß belegt, die Zungenränder und die Zungenspitze dagegen sind frei von Belägen und rot. Auch Leber- und Milzvergrößerungen kommen in diesem Erkrankungsstadium des Typhus vor. Selten treten auch nichtjuckende, hellrote und stecknadelkopfgroße Hautveränderungen (sogenannte Roseolen) auf, die vor allem am Bauch zu finden sind.
Dritte Woche: Typischer Durchfall
Unbehandelte Typhus-Patienten bekommen im weiteren Krankheitsverlauf einen typischen, erbsbreiartigen Durchfall. Auch die allgemeinen Krankheitszeichen verstärken sich noch. Zusätzlich können Husten sowie Muskel- und Gelenkschmerzen auftreten.
Vierte Woche: Langsame Erholung
In der letzten Phase der Typhus-Erkrankung klingen die Beschwerden allmählich wieder ab. Das Fieber sinkt, allerdings kommt es dabei zu starken Temperaturschwankungen. Bis der Patient sich vollständig erholt hat, kann es mehrere Wochen dauern. In dieser Zeit sind Rückfälle häufig.

Im Verlauf einer Typhuserkrankung kann es zusätzlich zu den typischen Beschwerden zu Komplikationen (unerwünschte Folgen im Krankheitsverlauf) kommen, die den Zustand des Patienten noch verschlimmern. Dazu zählen zum Beispiel Darmblutungen oder ein Darmdurchbruch, die Bildung von Blutgerinnseln sowie Entzündungen des Knochenmarks, der Hirnhaut oder Herzinnenhaut.
Paratyphus
Die Anzeichen für einen Paratyphus ähneln den Symptomen eines Typhus. Paratyphus verläuft aber deutlich milder und ist mit weniger Komplikationen verbunden. Typisch sind vor allem Beschwerden, die Magen und Darm betreffen, wie Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Das Fieber steigt oft nicht höher als 39 Grad Celsius und die Krankheitsdauer beträgt, anders als bei Typhus, nur vier bis zehn Tage.
Typhus: Was sind die Ursachen?
Auslöser von Typhus-Erkrankungen sind Bakterien. Sie gehören zur Gruppe der Salmonellen und kommen weltweit vor.
Diese Bakterien machen krank
Ursache für Typhus ist eine Infektion mit Salmonella Typhi. Paratyphus dagegen wird von Salmonella Paratyphi A, B und C ausgelöst. Beide Erreger sind ausschließlich humanpathogen, das heißt, sie können nur Menschen krank machen.
So wird Typhus übertragen
Um eine Infektion und die Krankheit Typhus bzw. Paratyphus auszulösen, müssen die jeweiligen Erreger zuerst in den Körper eines Menschen gelangen. Etwa eine Woche nach Krankheitsbeginn scheiden Typhus-Kranke die Bakterien über den Stuhl und den Urin aus und können so andere Menschen anstecken. Normalerweise sind die Keime in den Ausscheidungen nicht mehr zu finden, sobald die Betroffenen gesund sind. Zwei bis fünf Prozent der Typhus-Patienten bleiben aber sogenannte Dauerausscheider und somit ein Leben lang ansteckend, selbst wenn sie keine Krankheitssymptome mehr spüren. Am häufigsten passiert eine Ansteckung indirekt, wenn also Keime über den Stuhl oder Urin von Typhus-Kranken oder Dauerausscheidern ins Trinkwasser oder auf Lebensmittel gelangen. Selten steckt sich ein Gesunder direkt, auf fäkal-oralem Weg, an. Dabei gelangt der verkeimte Stuhl oder Urin direkt in den Mund einer anderen Person, zum Beispiel über ungewaschene Hände. Mangelnde hygienische Verhältnisse, wie sie häufig in Entwicklungsländern auftreten, begünstigen die Häufigkeit von Typhus und Paratyphus.
Typhus: So lange dauert es, bis die Krankheit ausbricht
Die Inkubationszeit ist der Zeitraum zwischen Ansteckung und Krankheitsausbruch. Bei Typhus und Paratyphus dauert es unterschiedlich lange, bis nach der Infektion mit dem Krankheitserreger die ersten Symptome auftreten:
- Typhus hat eine Inkubationszeit von ungefähr drei bis 60 Tagen. Meist dauert sie aber nur acht bis 14 Tage.
- Bei Paratyphus liegt die Inkubationszeit zwischen einem Tag bis zehn Tage.
Wie wird bei Typhus die Diagnose gestellt?
Besonders zu Krankheitsbeginn wird Typhus oder Paratyphus oft mit einem grippalen Infekt verwechselt. Die einfachste und sicherste Nachweismethode ist daher eine Blutuntersuchung.
Der Arzt untersucht zuerst einmal den Allgemeinzustand des Patienten und fragt nach Beschwerden wie Fieber, Husten oder Unwohlsein. Da Typhus und Paratyphus vor allem zu Beginn der Erkrankung eher unspezifische Symptome auslösen, wird die Erkrankung oft mit einem grippalen Infekt verwechselt. Hohes Fieber, das über vier Tage anhält, kann jedoch ein Zeichen für Typhus oder Paratyphus sein. Vor allem dann, wenn der Betroffene erst von einer Reise in ein Typhus-Gebiet zurückgekehrt ist oder sich dort längere Zeit aufgehalten hat.
Typhus: Eine Blutuntersuchung bringt Klarheit
Bei Verdacht auf eine Typhus- oder Paratyphus-Infektion wird der Arzt zuerst eine Blutuntersuchung veranlassen. Dazu nimmt er dem Patienten Blut ab und schickt es zur weiteren Analyse ins Labor. Das Blutbild zeigt im Fall einer Typhus- oder Paratyphus-Infektion bestimmte Veränderungen, wie zum Beispiel erhöhte Entzündungswerte oder eine Verminderung der weißen Blutkörperchen.
Zudem ist es möglich, den Krankheitserreger direkt nachzuweisen. Dazu werden im Labor sogenannte Bakterienkulturen gezüchtet und genauer untersucht. Am einfachsten und sichersten gelingt der direkte Erregernachweis ebenfalls mit einer Blutprobe. Stuhl- und Urinproben sind vor allem in einem späteren Erkrankungsstadium für einen Nachweis geeignet, da die Bakterien in den meisten Fällen erst zwei bis drei Wochen nach Krankheitsbeginn dort zu finden sind. Manchmal benutzen Ärzte auch Material aus dem Knochenmark oder Verdauungssaft aus dem Zwölffingerdarm zum Nachweis. Dieses Verfahren ist aber eher aufwändig und wird daher nur in Ausnahmefällen eingesetzt.
Typhus: Wie sieht die Therapie aus?
Typhus und Paratyphus behandeln Ärzte mit Antibiotika. Normalerweise muss der Patient dazu in ein Krankenhaus. Nur bei sehr milden Krankheitsverläufen können Angehörige den Betroffenen zuhause betreuen.
Typhus: Warum eine frühe Therapie sinnvoll ist
Typhus und Paratyphus ist alles andere als harmlos, denn es kann im Krankheitsverlauf – vor allem bei Typhus – zu schweren Komplikationen kommen. Deshalb empfehlen Ärzte, an Typhus oder Paratyphus erkrankte Personen im Krankenhaus zu behandeln. Unerlässlich dabei ist die Therapie mit Antibiotika, um die Erreger zu bekämpfen. Vor allem im Frühstadium einer Typhuserkrankung ist eine antibakterielle Behandlung erfolgreich. Sie verhindert nicht nur Komplikationen, sondern sorgt auch dafür, dass weniger als ein Prozent der Kranken im Krankheitsverlauf stirbt.
Antibiotika verabreichen Ärzte normalerweise als Tabletten. Nur in besonders schweren Fällen bekommen die Patienten eine Infusion. Bei Typhus und Paratyphus erfolgt eine Antibiotikatherapie in der Regel über einen Zeitraum von zwei Wochen. Für Erwachsene stehen verschiede Antibiotika zur Verfügung, wie zum Beispiel Ciprofloxacin, Ceftriaxon, Cotrimoxazol oder Amoxicillin. Für die Behandlung von Kindern verwenden Ärzte normalerweise Azithromycin. Nach Ende der Antibiotikabehandlung ist unbedingt eine Kontrolluntersuchung erforderlich. Damit lässt sich feststellen, ob die Therapie erfolgreich war und die Patienten nicht mehr ansteckend sind.
Typhus: Wie behandelt man Dauerausscheider?
Auch sogenannte Dauerausscheider, die nach einer überstandenen Typhus- oder Paratyphus-Infektion keine Symptome mehr zeigen, aber trotzdem weiterhin Krankheitserreger ausscheiden, können von einer Antibiotika-Behandlung profitieren. Diese dauert mehrere Wochen. Die gängigen Antibiotika für diese Patientengruppe sind Ciprofloxacin oder Ceftriaxon. Ärzte empfehlen Dauerausscheidern zudem, sich die Gallenblase entfernen zu lassen. Denn oft siedeln sich die Krankheitserreger dort an und können von dort erneut in den Verdauungstrakt gelangen und ausgeschieden werden.
Typhus: Das sollten Betroffene und Angehörige beachten
Patienten, die an Typhus oder Paratyphus leiden, verlieren viel Flüssigkeit. Den Wasser- und Mineralstoffverlust sollten Betroffene wieder ausgleichen, indem sie viel trinken (z.B. Mineralwasser mit einer Prise Salz oder Brühe). An Typhus oder Paratyphus Erkrankte sollten zudem den Kontakt zu anderen Menschen so weit wie möglich einschränken, um eine Ansteckung anderer zu verhindern. Für Pflegepersonal oder pflegende Angehörige gilt eine strenge Hand- und Wäschehygiene mit geeigneten, desinfizierenden Mitteln.

Wie lässt sich Typhus vorbeugen?
Eine Impfung kann vor einer Typhus-Infektion schützen. Auch bestimmte Hygieneregeln, die vor allem Reisende in Entwicklungsländer beachten sollten, können eine Erkrankung verhindern.
Wer eine Reise in ein Land plant, in dem das Ansteckungsrisiko für Typhus und Paratyphus sehr hoch ist (wie Afrika, Südamerika oder Südostasien), sollte sich im Vorfeld genau über vorbeugende Maßnahmen informieren. Reisemediziner oder Tropenexperten klären nicht nur über Nutzen und Risiken notwendiger Impfungen auf, sondern auch über wichtige hygienische Verhaltensregeln. Tropenmedizinische Einrichtungen, die diese Informationen anbieten, gibt es zum Beispiel an vielen Kliniken.
Die Impfungen schützen vor Typhus-Infektionen
Es gibt die Möglichkeit, sich gegen den Typhus-Erreger Salmonella Typhi impfen zu lassen. Für Paratyphus steht leider kein Impfstoff zur Verfügung.
Schluckimpfung
Die Schluckimpfung wird, wie der Name sagt, oral verabreicht. Das heißt, man nimmt den Impfstoff in Form von Kapseln über den Mund ein (dreimal im Abstand von zwei Tagen). Der Impfstoff ist gut verträglich und ist auch für Kinder ab sechs Jahren geeignet. Die Impfung muss nach einem Jahr aufgefrischt werden.
Stichimpfung
Die Impfung per Spritze ist ebenfalls sehr gut verträglich und auch für Kinder über zwei Jahre geeignet. Der Impfschutz bleibt, anders als bei der Schluckimpfung, bis zu drei Jahre erhalten.
Leider bieten beide Impfstoffe keinen 100-prozentigen Schutz: Nur bei etwa 60 Prozent der Geimpften lässt sich damit eine Typhus-Erkrankung verhindern. Die Typhus-Impfung ist aber auch dann nicht vollkommen umsonst. Denn selbst wenn kein Infektionsschutz besteht, kann die Krankheit dadurch milder verlaufen.
"Schäle es, koche es oder vergiss es!"
Da eine Ansteckung mit dem Typhus- oder Paratyphus-Erreger oft über verunreinigtes Trinkwasser oder verkeimte Lebensmittel erfolgt, sind entsprechende Hygieneregeln selbst für geimpfte Personen sinnvoll, vor allem bei Reisen in gefährdete Gebiete. Neben häufigem Händewaschen sind vor allem folgende Maßnahmen hilfreich, um eine Infektion zu verhindern:
- Kein Leitungswasser trinken (Achtung: Auch aus Leitungswasser hergestellte Eiswürfel können Keime enthalten!) sowie
- rohe oder nicht ausreichend erhitzte Speisen, wie Blatt- und Feinkostsalate, Meeresfrüchte, ungeschältes Obst oder Säfte meiden.
Es gibt einen beliebten Spruch von erfahrenen Reisenden, der immer wieder zitiert wird und auf einfache Art und Weise diese Verhaltensregeln zusammenfasst: „Schäle es, koche es oder vergiss es!“
- Pschyrembel Online (Abruf 13.09.2018)
- Darai G, Handermann M, Sonntag HG, Zöller L: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen: Erreger, Symptome, Diagnose, Therapie und Prophylaxe. Springer-Verlag 2012
- Robert-Koch-Institut (www.rki.de, Abruf 13.09.2018)
- Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V. (www.dtg.org, Abruf 13.09.2018)