Trotz Brustkrebs stillen: Das können Betroffene tun
Die Diagnose Brustkrebs ist immer ein Schock. Wer vor, während oder nach der Schwangerschaft mit ihr konfrontiert wird, fragt sich: Kann ich trotz Brustkrebs stillen? Ja – doch es gibt einige wissenswerte Veränderungen bei der Milchbildung.

Die Frage, ob man trotz Brustkrebs stillen kann, kommt in drei unterschiedlichen Fällen auf: Wenn die Diagnose vor der Schwangerschaft gestellt wurde, währenddessen oder bei Brustkrebs nach der Schwangerschaft, sprich direkt in der Stillzeit. Was können Betroffene in den einzelnen Fällen tun? Der Überblick:
1. Stillen nach Brustkrebs vor der Schwangerschaft
Wenn die Brustkrebs-Erkrankung vor der Schwangerschaft überstanden wurde, haben Frauen die Möglichkeit, mit ihrer gesunden, intakten Brust zu stillen. Mit der Seite, die vom Krebs betroffen war, ist es in der Regel nicht mehr möglich. In vielen Fällen wird das Brustgewebe komplett entfernt und selbst wenn etwas Drüsengewebe erhalten geblieben ist, kann nicht mehr viel Milch produziert werden – bei der Bestrahlung wurden die für den Milchspendereflex zuständigen Nerven stark beschädigt. Die potenziell erhaltene Brustwarze verhärtet sich zudem in ihrem Brustwarze-Brustwarzenhof-Komplex, sodass auch sie nicht mehr normal für die Milchbildung funktioniert.
Tipp zum Stillen nach Brustkrebs an nur einer Brust: Für eine maximale Milchbildung empfiehlt es sich, die Brust in den ersten Tagen bis Wochen nach der Geburt neben dem Stillen auch noch per Hand oder Pumpe zu stimulieren und so die Milchbildung anzuregen.
2. Mit Brustkrebs stillen, wenn die Diagnose in der Schwangerschaft erfolgt
Wird während der Schwangerschaft Brustkrebs diagnostiziert, gibt es mehrere Vorgehensweisen. Findet eine Mastektomie, sprich eine Brustentfernung oder eine OP, bei der die Brust erhalten und anschließend mit Strahlen therapiert wird, statt, kann die Frau wie im Fall vor der Schwangerschaft mit der gesunden Brust stillen.
Es kann jedoch auch sein, dass die Brust-OP erst nach der Geburt durchgeführt wird. Bis zum Eingriff kann die Mutter dann an beiden Brüsten stillen – bislang sind nämlich keine negativen Auswirkungen auf das Baby bekannt.
Wird während der Schwangerschaft eine Chemotherapie durchgeführt, wird nach der Geburt oft weniger Milch produziert. Außer in den Chemotherapiezyklen, kann die Mutter dennoch stillen. Während dieser ist die Gefahr zu groß, dass die giftigen Zytostatika in die Milch gelangen. Nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin kann zwischen den Zyklen nach mindestens ein bis zehn Tagen Stillpause aber weiter gestillt werden. Der Ablauf der Chemotherapie ist dabei individuell. Typisch ist bei Brustkrebs eine Gesamtdauer von 18 bis 24 Wochen. Die Infusionen werden an einem oder an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen verabreicht, auf die eine mehrtägige bis mehrwöchige Pause folgt, bevor der nächste Zyklus ansteht.
3. Brustkrebs nach der Schwangerschaft: Wie kann ich stillen?
Wird der Verdacht auf Brustkrebs erst nach der Schwangerschaft, also unmittelbar in der Stillzeit, geäußert, hindern die unterschiedlichen Diagnoseverfahren wie MRT, Ultraschall und Mammografie nicht am Stillen. Grundsätzlich ist es sogar ratsam, vor den Untersuchungen zu stillen oder die Milch abzupumpen – so können Fehlinterpretationen weitestgehend vermieden werden. Lediglich einzelne Untersuchungen wie die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) können zur Folge haben, dass wenige Stunden nicht gestillt werden darf. Der Grund: Die Muttermilch kann in dieser Zeit eine geringe Konzentration an radioaktiver Markersubstanz aufweisen.
Wird der Verdacht bestätigt und Brustkrebs nach der Schwangerschaft diagnostiziert, entspricht das Stillverhalten während der Therapie- oder OP-Maßnahmen dem wie in Fall 2: Bis zur Operation kann an beiden Brüsten gestillt werden, nach einer Brustentfernung an der intakten und während einer Chemotherapie nach ärztlicher Rücksprache zwischen den Zyklen.
Auch Mütter ohne Brustkrebs fragen sich häufig, wie durchs Stillen das Risiko für Brustkrebs beeinflusst wird. Tatsächlich ist es Studien zufolge so, dass längeres Stillen das Risiko zu erkranken verringert und so zur Brustkrebs-Vorbeugung beitragen kann.
Trotz Brustkrebs stillen ist mit wenigen Einschränkungen also durchaus möglich – das Wichtigste ist jedoch, auf den eigenen Körper zu hören und mit ärztlicher Unterstützung den richtigen Weg für sich selbst und das Kind zu finden.
Quelle:
Johnson, H. M., Mitchell, K. B., & Academy of Breastfeeding Medicine (2020): ABM clinical protocol# 34: breast cancer and breastfeeding, in: Breastfeeding Medicine