Trommelfell gerissen, was tun?
Wie entsteht ein gerissenes Trommelfell? Kann mein Kind noch hören, wenn das Trommelfell gerissen ist? Worauf muss bei der Behandlung geachtet werden? Kinderärztin Dr. Nadine Hess weiß Rat.

„Gestern Abend war noch alles ok – sie hat ein bisschen über Ohrenschmerzen geklagt – und heute morgen fließt plötzlich Flüssigkeit aus dem Ohr. Ist das Trommelfell gerissen? Muss mein Kind jetzt operiert werden?“
Das sagt die Kinderärztin Dr. Nadine Hess:
Tritt Flüssigkeit aus dem Ohr aus, ist dies meist ein sicheres Zeichen dafür, dass das Trommelfell gerissen ist. Zu einem Einriss kommt es, wenn sich Sekret hinter dem Trommelfell sammelt. Durch den zunehmenden – normalerweise auch schmerzhaften – Druck kann es zu einem Einreißen des Trommelfells kommen. In diesem Moment fließt das Sekret nach außen ab und der Schmerz lässt schnell nach. Meist entsteht die sogenannte Trommelfellperforation während oder nach einer Erkältung. Bei einer Erkältung reagiert das Mittelohr oft gleich mit, da durch Schnupfen der Abfluss aus dem Mittelohr Richtung Nase gestört wird. Erst dadurch sammelt sich Sekret hinter dem Trommelfell.
Trommelfell gerissen: Muss mein Kind zum Arzt?
Grundsätzlich sollten Sie, sobald Flüssigkeit aus dem Ohr Ihres Kindes läuft, Ihren Kinderarzt aufsuchen. Er wird sich das Ohr und den Gehörgang Ihres Kindes genau anschauen. Ebenso wird er das austretende Sekret untersuchen. Ist es eher weißlich und riecht neutral, ist eine bakterielle Infektion unwahrscheinlich, sodass meist nicht antibiotisch behandelt werden muss. Es reicht dann einfach abzuwarten, bis das Sekret vollständig aus dem Ohr abgeflossen ist. Dies kann bis zu 2 Tage dauern. Wenn es danach immer noch nicht trocken ist, ist ein Gang zum HNO-Arzt unvermeidlich.
Manchmal wird der Arzt, um eine sogenannte Superinfektion zu vermeiden, desinfizierende Ohrentropfen mit Wasserstoffperoxid verschreiben, die 1-2 mal täglich in das betroffene Ohr geträufelt werden. Ist eine bakterielle Infektion nachgewiesen – es riecht unangenehm, der Ausfluss ist gelb-grünlich und/oder ein Abstrich war positiv –, das Kind sonst aber fit (kein Fieber), werden antibiotische Ohrentropfen eingesetzt. Kommen Fieber, Appetitlosigkeit sowie erneute, starke Schmerzen hinzu, wird ein Antibiotikum zur Einnahme verschrieben. Ein Abstrich gibt zusätzlich einen Hinweis darauf, welches Antibiotikum für die Therapie am besten geeignet ist.

Trommelfell gerissen: Drohen meinem Kind Hörstörungen?
Schlimm ist es nicht, wenn das Trommelfell gerissen ist – sofern die Ursache Entzündungen sind. Normalerweise entstehen auch keine Hörstörungen daraus. Chronische Mittelohrinfekte, die nicht ausreichend behandelt werden, führen dagegen häufiger zu einer Hörstörung. Dies kann beispielsweise bei einem langandauernden Mittelohr-Erguss, dem sogenannten Seromukotympanon, der Fall sein, bei dem dauerhaft zu wenig Töne im Mittelohr ankommen und die Kinder das Gefühl haben, als würden sie wie durch Watte hören.
Gerissenes Trommelfell: Muss es operiert werden?
Ein perforiertes Trommelfell muss nicht operiert werden. Es wächst meist innerhalb weniger Tage von alleine wieder zusammen. Die Kontrolle beim Arzt ist auch deshalb wichtig, da er den Heilungsverlauf kontrollieren sollte. Wenn das Trommelfell ordnungsgemäß heilt, ist es nachher wieder genauso stabil wie vorher. Es kann aber auch vorkommen, dass der Riss zu groß ist, um sich von alleine wieder zu verschließen. In einem kleinen Eingriff wird dieser Riss dann wieder verschlossen.
Wichtig ist vor allem, dass Sie für einige Zeit dafür sorgen, dass kein Wasser ins Ohr fließt, damit keine Keime hineingespült werden, wenn das Trommelfell gerissen ist. Duschen ist aber erlaubt, solange die Brause nicht direkt auf das Ohr gehalten wird. Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, schützen Sie das Ohr für die Zeit des Duschens/Waschens mit ein bisschen Watte und nehmen Sie sie anschließend wieder heraus. Auf Schwimmen oder gar Tauchen sollte etwa 14 Tage lang ganz verzichtet werden.
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