Trennung nach langer Beziehung: Warnzeichen und Tipps
Eine Trennung tut immer weh. Aber eine Trennung nach langer Beziehung ist besonders schmerzhaft. Für viele kommt das Aus unerwartet, obwohl es schon Jahre vorher deutliche Warnzeichen gab. Oft erfolgt die Trennung nach 20 Jahren Beziehung. Aber warum ist das so? Und wie kann das Liebesaus verarbeitet werden?
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Je länger eine Beziehung andauert, desto stärker ist das Vertrauen darin, dass das eintritt, was man sich einst versprochen hat: ein Leben lang zusammen zu bleiben. Doch für die meisten Paare bleibt dieser Wunsch unerfüllt – es kommt zu einer Trennung nach langer Beziehung. Besonders häufig tritt eine Trennung nach 20 Jahren auf. Was sind häufige Warnzeichen und Gründe dafür, dass sich der Partner bzw. die Partnerin nach vielen gemeinsamen Jahren für ein anderes Leben entschließt?

Trennung nach langer Beziehung: Warum ist es so schwer?
Ob man zwei Monate, zwei Jahre oder zwanzig Jahre zusammen war – jeder durchlebt dieselben Phasen der Trennung. Jeder empfindet Liebeskummer, Trauer und Einsamkeit. Unterschiede zeigen sich in der Intensität der Gefühle.
Vor allem die Einsamkeit schlägt nach einer langen Beziehung mit unheimlicher Wucht zu. Wer jahrelang jeden einzelnen Tag seine:n Partner:in gesehen hat, kann es unerträglich finden, plötzlich alleine zu sein. Das Risiko für eine Depression nach einer Trennung ist nach einer längeren Beziehung daher besonders groß. Der emotionale Stress zeigt sich nicht selten durch körperliche Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden und Kopfschmerzen.
Auch das Selbstwertgefühl leidet durch eine Trennung nach langer Beziehung stärker: Man erfährt eine Ablehnung von der Person, die einen am besten kennt und mit der man Jahre oder gar Jahrzehnte seines Lebens zusammen verbracht hat. Ganz besonders schmerzhaft ist es, wenn abhanden gekommene Gefühle oder eine Affäre der Grund für das Beziehungsaus sind.
In langen Beziehungen entwickelt sich zudem mit den Jahren eine starke Verbundenheit. Mit jeder gemeinsam überstandenen Herausforderung und Krise ein bisschen mehr. Aus der tiefen emotionalen Bindung resultiert ein Gefühl von Sicherheit. Ein Gefühl, das die Annahme nährt, es wird alles immer so weitergehen – möglicherweise bis ans Lebensende.
Die Beziehung zu beenden, bedeutet, einen festen Anker im Leben zu verlieren. Betroffene verspüren eine große Orientierungslosigkeit und haben Zukunftsängste: Wie wird es weitergehen? Wer bin ich ohne meine:n Partner:in? Kann ich jemals wieder glücklich werden? Das sind Fragen, die man sich nach einer langen Beziehung zwangsläufig stellt. Menschen, die einige Trennungen hinter sich haben, wissen, dass es weitergeht. Doch nach 10, 20 oder 30 Jahren Beziehung kann ein Leben ohne den Partner bzw. die Partnerin unvorstellbar sein, weil man lange Zeit nur in „Wir“-Kategorien gedacht hat. Auf sich alleine gestellt zu sein, ruft dann mitunter starke Unsicherheiten und Ängste hervor.
Hinzu kommt, dass man sich auch mit ganz praktischen Dingen auseinandersetzen muss: Nach vielen gemeinsamen Jahren ist man meist so stark miteinander verstrickt, dass auch Fragen um das gemeinsame Heim oder die Finanzen geklärt werden müssen: Wer zieht aus? Was wird aus dem Kredit? Wie wird der gemeinsame Hausrat aufgeteilt? Noch schwieriger und kräftezehrender kann es werden, wenn man gemeinsame Kinder hat und eine Scheidung anstrebt.
Eine Trennung nach langer Beziehung ist somit nicht nur aus emotionaler, sondern auch aus lebenspraktischer Sicht ein Kraftakt. Entscheidet man sich dazu, den Partner bzw. die Partnerin zu verlassen, kann man nicht einfach seine Sachen packen und gehen. Es erfordert viel Kommunikation und Organisation, sich aus einer langen Partnerschaft zu lösen.
Plötzliche Trennung nach langer Beziehung? Warnzeichen zeigen sich schon früh
Wenn eine langjährige Beziehung zu einem Ende kommt, passiert das für einen von beiden Partnern häufig aus heiterem Himmel. Dabei zeichnet sich die Trennung in aller Regel lange Zeit vorher ab. Völlig unbemerkt geht die Beziehung ein, bis sie irgendwann unwiderruflich kaputt ist.
Nicht selten wird der Grundstein für die Trennung schon Jahre vorher gelegt – das kann etwa ein grundlegender Konflikt sein, der nicht gelöst wird und dadurch über die Zeit eine immer größer werdende Unzufriedenheit entstehen lässt. Diese macht sich entweder durch häufige Streitereien bemerkbar oder durch fehlende Kommunikation. Jeder kennt sie: Die Paare im Restaurant, die sich den ganzen Abend anschweigen, weil sie sich nichts mehr zu sagen haben. Die Beziehung wird mitunter nur aus Bequemlichkeit, aus Angst vor dem Alleinsein oder aufgrund emotionaler Abhängigkeit aufrechterhalten.
Unglückliche Paare beschränken ihre Kommunikation mehr und mehr auf organisatorische Fragen. Zärtlichkeiten nehmen ab, Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit im Umgang miteinander nehmen zu. Dieser Zustand kann so lange anhalten, dass er sich schleichend zum Status quo entwickelt. Es wird normal, dass man sich nicht mehr beim Einschlafen aneinanderschmiegt, sich wochenlang keinen Kuss gibt und im Streit den:die Partner:in abwertet oder gar beleidigt. Die emotionale Distanz ist irgendwann so groß, dass sie nicht mehr überwunden werden kann.
Zu einer Trennung kommt es schließlich, wenn der Leidensdruck aufgrund der unerfüllten Bedürfnisse zu hoch ist und man die Hoffnung auf Besserung aufgegeben hat. In dieser Phase der Beziehung wird der Wunsch nach Intimität häufig in emotionalen oder körperlichen Affären gestillt. Unbewusst kann die Affäre dazu genutzt werden, vollends aus der Beziehung auszusteigen.
Trennung nach 20 Jahren: Was sind die Gründe?
Eine Trennung oder Scheidung kann zu jedem Zeitpunkt einer Beziehung auftreten. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, sich zu trennen, jedoch an zwei Zeitpunkten besonders groß: Für viele Paare, die das „verflixte siebte Jahr“ überstehen, ist spätestens nach 20 Jahren Schluss. Auf fast ein Drittel aller Scheidungen trifft das zu.
Wenn man sich das durchschnittliche Alter bei der Eheschließung hierzulande anschaut, wird schnell klar, warum eine Ehe gerade nach 20 Jahren in die Brüche geht. Anfang bis Mitte der Nullerjahre befanden sich Frauen und Männer bei der Eheschließung in ihren späten Zwanzigern und frühen Dreißigern. Paare, die sich nun scheiden lassen, sind in ihren späten Vierzigern bzw. frühen Fünfzigern. Die Scheidung fällt somit in einen Zeitraum, der für viele einen Umbruch darstellt: Nicht nur Männer, sondern auch Frauen können eine Midlife-Crisis haben, wenn sie das Gefühl haben, etwas im Leben verpasst oder zu sehr in der Beziehung zurückgesteckt zu haben.
Die Angst vor dem Alter und der Wunsch nach Selbstentfaltung können neben neuen (risikoreichen) Hobbys und einer beruflichen Neuorientierung auch durch eine:n neue:n Partner:in zum Ausdruck kommen. Doch es muss nicht immer die klischeehafte Affäre sein, die das Ende einer Beziehung besiegelt. Wenn sich die Lebensmitte nähert, ist das oftmals Anlass dafür, sich – möglicherweise zum ersten Mal nach langer Zeit – eingehend mit seinem Leben und seinen unerfüllten Wünschen zu beschäftigen. Am Ende des Reflexionsprozesses kann die Einsicht stehen, dass man sein letztes Lebensdrittel nicht mit seinem Partner bzw. seiner Partnerin verbringen möchte.
Wie verarbeitet man eine Trennung nach einer langen Beziehung?
Wer nach einer langjährigen Partnerschaft oder Ehe die Trennung ausspricht, hat sich meist schon lange mit diesem Gedanken beschäftigt – und mit der Beziehung emotional abgeschlossen. Die Trennung kann sich für den, der unglücklich war, wie ein Befreiungsschlag anfühlen. Dem Verlassenen hingegen steht der Verarbeitungsprozess erst bevor. Auch, wenn das Beziehungsende gemeinsam beschlossen wurde, müssen beide gleichermaßen die Trennung verarbeiten und ihr Leben neu gestalten.
Diese Tipps können den Verarbeitungsprozess unterstützen:
Sprechen Sie mit Familie und Freund:innen über Ihre Gefühle. Soziale Kontakte wirken nicht nur Einsamkeitsgefühlen entgegen, sondern helfen auch bei der Verarbeitung der Trennung.
Akzeptieren Sie negative Gefühle wie Trauer, Angst oder Wut. Sie zu unterdrücken, würde Sie daran hindern, die Trennung zu verarbeiten.
Sehen Sie die Trennung als eine Chance, sich auf sich selbst zu besinnen und sich weiterzuentwickeln. Suchen Sie sich ein neues Hobby, machen Sie eine Fortbildung oder eine Sprachreise – tun Sie alles, worauf Sie Lust haben.
Nach einer langen Beziehung kann das Gefühl von Orientierungslosigkeit groß sein. Dem können Sie vorbeugen, indem Sie sich neue Ziele setzen und Pläne für die Zukunft schmieden.
Eine Psychotherapie sollte bei der Trennungsbewältigung in Anspruch genommen werden, wenn depressive Gefühle überhandnehmen.
Neue Beziehung nach langer Ehe: Funktioniert das?
Eine Studie von Pararship ergab, dass man nach einer Trennung rund ein Jahr unter Liebeskummer leidet. Nach einer langen Beziehung und bei noch bestehenden Gefühlen für den Ex-Partner bzw. die Ex-Partnerin hadern Betroffene meist länger mit der Trennung. Ohnehin sollte man sich selbst genug Zeit geben, um die alte Liebe zu betrauern. Nur so kann ein echter Neubeginn nach der Trennung gelingen.
Zwar kann es passieren, dass man sich nach einer langen Beziehung neu verliebt, allerdings steht eine neue Liebe dem Verarbeitungsprozess entgegen. Überspringt man die Phasen der Trennung und wechselt von einer Beziehung in die nächste, nimmt man sich die Möglichkeit, über eigene Fehler und die Gründe für das Scheitern nachzudenken. Dann ist die Gefahr groß, dass die neue Beziehung an denselben Problemen zerbricht wie die alte, oder dass der Partner bzw. die Partnerin unbewusst als Ablenkung benutzt wird, um sich unangenehmen Gefühlen nicht stellen zu müssen.
Eine neue Partnerschaft hat nur dann Bestand, wenn sie ohne emotionalen Ballast eingegangen wird. Sobald man sich nicht mehr zum Ex-Partner bzw. zur Ex-Partnerin zurücksehnt, ist eine Trennung nach langer Beziehung überwunden – dann ist die Zeit reif für eine neue Liebe.
Quellen:
Durchschnittliches Heiratsalter von Männern und Frauen in Deutschland von 1991 bis 2021, in: statista.com
Wie lange dauert Liebeskummer im Durchschnitt?, in: ebd.