Trampolinspringen: Die unterschätzte Gefahr

Trampoline erfreuen sich seit einiger Zeit großer Beliebtheit und sind aus vielen Gärten gar nicht mehr wegzudenken. Doch nun warnen Unfallchirurgen und Orthopäden vor den Gefahren des Trampolinspringens.
Trampolinspringen macht Spaß, keine Frage. Doch ganz ungefährlich ist der Trendsport nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) veröffentlichte nun zum Tag der Kindersicherheit eine Studie, die belegt, dass sich die Zahl der Unfälle bei Kindern, die auf einem Trampolin spielten, in den letzten 15 Jahren verdreifacht hat.
Hüpfen bis der Arzt kommt
Laut dieser Untersuchung tragen rund 28 Prozent der Kinder, die sich beim Trampolinspringen verletzen, teilweise Arm- und Beinbrüche oder sogar Frakturen der Wirbelsäule davon. Ein Unterarmbruch ist die häufigste Verletzungsart.
Bei fast 70 Prozent der Kinder gehören Prellungen und Gehirnerschütterungen, Verstauchungen des Sprung-, Knie- und Handgelenks sowie der Wirbelsäule laut Aussagen der Orthopäden und Unfallchirurgen noch zu den leichteren Verletzungen.
Gefahren werden unterschätzt
Denkt man an Unfälle, die beim Trampolinspringen entstehen können, hat man sofort das Bild von einem Kind vor Augen, das regelrecht in die Luft katapultiert wird. Dabei können sich Kinder sehr schwer verletzten, ohne Frage. Doch die meisten Verletzungen entstehen durch wildes Herumhüpfen. Besonders dann, wenn sich Kinder unterschiedlichen Alters und Gewichts zusammen auf einem Trampolin befinden. Hier ist ein Zusammenstoßen oftmals nicht mehr zu verhindern. Das kann schnell zu Verstauchungen und Knochenbrüchen, sogar Schädelfrakturen führen.
Auch die eigene Überschätzung oder unglückliche Landung beim Vorführen von akrobatischen Figuren wie Saltos kann schwere Unfälle verursachen. Gerade dann, wenn Kinder auf dem Rahmen oder den Sprungfedern landen.
Warum Kinder unter 6 Jahren nicht Trampolinspringen sollten
Einer aktuellen Untersuchung des Robert-Koch-Instituts zufolge, stellt das Springen und Toben auf einem Trampolin eine der häufigsten Ursachen für Verletzungen und Unfälle unter Beteiligung eines Sport- oder Freizeitgerätes bei Ein- bis Sechsjährigen dar.
Der Grund liegt vor allem in den noch „unzureichend ausgebildeten koordinativen und motorischen Fähigkeiten. Zudem sind die Gelenke der Kleinen noch äußerst instabil", erklärt Professor Peter Schmittenbecher, Kinderchirurg und Klinikdirektor des Städtischen Klinikums Karlsruhe. Ihr Skelett ist den Kräften, die beim Trampolinspringen auftreten können, häufig einfach noch nicht gewachsen.
"Trampolin-Fraktur"
Mediziner sprechen bei Verletzungen dieser Art von der sogenannten „Trampolin-Fraktur“: Landet ein leichtes Kind genau in dem Moment auf dem Trampolin, in dem der Absprung eines schwereren Kindes das Sprungtuch nach oben schießen lässt, prallen Tuch und Fuß aufeinander. Die Folge: Das Bein wird komprimiert und am Knie stark überstreckt, der Knochen gibt nach. Das Problem bei solch einer Trampolin-Fraktur ist, dass die typische Bruchstelle genau an der Wachstumsfuge liegt. Durch die Belastung kann sich diese verschieben oder sogar frühzeitig schließen. Störungen des Wachstums können die Folge sein. Wird nicht fachgerecht behandelt, kann das Bein schief werden.
Experten empfehlen Eltern deshalb, ihre Kinder erst ab einem Alter von sechs Jahren auf dem Trampolin springen zu lassen.
Kann man Trampolinspringen sicherer gestalten?
Damit Kinder nicht komplett aufs Trampolinspringen verzichten müssen, können Eltern auf Folgendes achten, um ihre Kinder zu schützen:
- Folgen Sie dem Expertenrat und lassen Sie Ihr Kind erst ab einem Alter von sechs Jahren auf das Trampolin
- Kinder sollten immer ohne Schuhe auf dem Trampolin hüpfen
- Lassen Sie Ihr Kind während des Trampolinspringens nicht aus den Augen
- Es darf immer nur ein Kind auf dem Trampolin hüpfen
- Andere Spielgeräte, z.B. Bälle oder Stofftiere etc., haben auf dem Trampolin nichts zu suchen
- Überprüfen Sie den Zustand etwaiger Sicherheitsnetze in regelmäßigen Abständen. Steht das Trampolin das ganze Jahr über Draußen, kann die UV-Strahlung das Netz-Material spröde machen und es zerbröselt. Dadurch reißt es schneller und die Schutzfunktion ist nicht mehr gegeben
- Tauschen Sie etwaige Sicherheitsnetze spätestens alle zwei Jahre aus
- Achten Sie darauf, dass die Federn des Trampolins gepolstert sind
- Matten um das Trampolin herum verhindern Schlimmeres, falls Ihr Kind doch vom Trampolin fällt