Toter Zahn: Expertin über Ursachen, Symptome und Behandlung
Muss ein toter Zahn immer gezogen werden? Welche Symptome treten auf? Warum sterben Zähne überhaupt ab? Eine Zahnärztin im Interview!
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- Was ist ein toter Zahn?
- Toter Zahn: Mögliche Ursachen
- Toter Zahn: Farbe, Geruch, Schmerzen – Merkmale eines abgestorbenen Zahns
- Toter Zahn? Röntgenbild ist ein Muss
- Toter Zahn gezogen: Besserung tritt schnell ein
- Toter Zahn: Überkronen nach Wurzelbehandlung
- Toter Zahn entzündet: Antibiotika allein helfen nicht
Ein toter Zahn tritt nicht von heute auf morgen auf. Er ist das Ergebnis eines langen, entzündlichen Prozesses. Woran man einen toten Zahn erkennt und welche Symptome sich bemerkbar machen, hat uns Zahnärztin Dr. Julia Thome im Interview erklärt. Die Expertin für Zahnheilkunde gibt außerdem einen Einblick, wie man einen abgestorbenen Zahn erhält.

Was ist ein toter Zahn?
Ein toter Zahn ist ein Zahn, der von innen heraus abstirbt und in der Folge nicht mehr mit lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt wird. Ein gesunder Zahn stirbt nicht einfach so ab. Vorausgeht in den meisten Fällen eine Entzündung des Zahnmarks, auch Zahnpulpa genannt.
Dr. Thome erklärt vereinfacht: "Jeder Zahn wird über ein innenliegendes komplexes Nervengefäßgeflecht, das man Zahnmark oder Zahnpulpa nennt, versorgt. Durch verschiedene Mechanismen kann diese innerste Zahnschicht, umgangssprachlich als Zahnnerv bezeichnet, bakteriell infiziert werden oder anderen zerstörerischen Prozessen unterliegen. Die Folge ist in den meisten Fällen eine Entzündung. Wird diese nicht zeitnah behandelt, beginnt das Gewebe abzusterben und man spricht von einem toten Zahn."
Toter Zahn: Mögliche Ursachen
Ursachen im Schnell-Check:
Karies
Zahnunfälle
Dauerhaftes Zähneknirschen und -pressen
Eine Entzündung, die zum Absterben des Zahnnervs führt, wird in den allermeisten Fällen durch Karies verursacht. Allerdings gibt es noch weitere Auslöser für einen toten Zahn, wie Dr. Thome zusammenfasst:
"Sehr viele Zähne sterben nach Traumata, also Zahnunfällen ab. Hierbei kann die harte Schale, bestehend aus Zahnschmelz sowie darunter liegendes Dentin, durch mechanische Krafteinwirkung aufbrechen und die Nervenhöhle freilegen. Darüber hinaus ist es möglich, dass Zähne durch permanentes Knirschen oder Pressen absterben. Der Nerv kann aber auch von außen, vom Zahnhalteapparat, angegriffen werden: Bei einer länger anhaltenden Parodontitis, also einer Entzündung des Zahnhalteapparates mit Abbau des Kieferknochens, besteht die Gefahr, dass sich schädliche Keime einen Weg über die vertieften Zahnfleischtaschen in das Zahninnere bahnen und zum Absterben eines Zahns führen."
Toter Zahn: Farbe, Geruch, Schmerzen – Merkmale eines abgestorbenen Zahns
Ist ein durch Karies oder Parodontitis hervorgerufener toter Zahn entzündet, sind Symptome entsprechend: Diffuse Schmerzen an den Zähnen, Pochen, die betroffene Stelle fühlt sich heiß an, der tote Zahn schmerzt beim Draufbeißen sowie bei Kälte und Wärme. In diesem Stadium kann ein toter Zahn eine dicke Backe zur Folge haben. Lassen die Schmerzen plötzlich nach, gilt das als Warnsignal dafür, dass der Zahn abgestorben ist: Ist der innenliegende Zahnnerv tot, leitet er keine Schmerzen mehr weiter.
Im Verlauf ist auch die Farbe eines toten Zahns ein Anhaltspunkt. "Abgestorbene Zähne verfärben mit der Zeit. Diese Verfärbungen variieren von dunkelgelb bis grauschwarz", fügt Dr. Julia Thome hinzu.

Toter Zahn? Röntgenbild ist ein Muss
Um zu testen, ob ein Zahn abgestorben ist, sind in der Regel drei Untersuchung nötig. Dr. Julia Thome verdeutlicht: "In der täglichen Praxis führen Zahnärztin oder - arzt einen Empfindlichkeitstest des Zahnmarks, einen Klopftest und eine röntgenologische Untersuchung durch."
Beim Empfindlichkeitstest wird ein Kältespray auf ein Wattestäbchen gesprüht und an den Zahn gehalten. Spürt die/der Betroffene die Kälte, ist der Zahn (noch) nicht tot. Gleiches gilt für den Klopftest, bei dem Druck auf den jeweiligen Zahn ausgeübt wird.
Wie bei allen entzündlichen Prozessen im Körper gilt: Es reicht nicht, den Hauptherd ausfindig zu machen und zu eliminieren. Entzündungen können auf das umliegende Gewebe übergreifen, auch im Falle eines toten Zahns. Dr. Thome bestätigt: "Durch den Klopftest und das Röntgenbild kann beurteilt werden, ob die Entzündung bereits auf das umliegende Gewebe übergetreten ist."
Toter Zahn gezogen: Besserung tritt schnell ein
"Ist der Zahn devital, also abgestorben, kann er nicht mehr wiederbelebt werden", betont Dr. Thome den kritischsten Faktor beim Thema toter Zahn. Wird der Zahn zu lange nicht mit Nährstoffen versorgt, kann diese Versorgung nicht nachträglich wiederhergestellt werden. Der Zahn ist und bleibt tot.
In Einzelfällen wird deswegen entschieden, den toten Zahn zu ziehen. "Meist tritt zwei bis drei Tage nach dem Entfernen des Zahnes eine deutliche Verbesserung des Schmerzzustandes ein", bestätigt Dr. Thome.
Toter Zahn: Überkronen nach Wurzelbehandlung
Einen toten Zahn zu ziehen und die Betroffenen mit einer Zahnlücke oder einem Zahnersatz zurückzulassen, ist lediglich eine Notlösung für Zahnärztinnen und Zahnärzte. Das Ziel ist immer, tote Zähne zu erhalten. Dazu wird die gesamte Entzündung in einer Wurzelkanalbehandlung ausgemerzt, um anschließend den toten Zahn zu überkronen.
Dr. Julia Thome erklärt die Behandlung, die mehrere Termine über einen Zeitraum von bis zu zwölf Monaten umfasst: "In den ersten beiden Sitzungen geht es um die möglichst komplette Dekontamination des Wurzelkanalsystems, also die Entfernung schädlicher Bakterien, durch Auffeilen und Spüllösungen. In der dritten Sitzung werden die Wurzelkanäle getrocknet und gefüllt. Sechs Monate nach der Wurzelfüllung wird ein Röntgenbild des toten Zahns angefertigt. Zeigt dieses keine Auffälligkeiten und ist der Patient beschwerdefrei, kann der Zahn erhalten werden. Nach sechs bis zwölf Monaten sollte man den toten Zahn überkronen, damit er nicht bricht." Ob ein toter Zahn erhalten werden kann, ist an die individuellen Gegebenheiten gebunden. Im Zweifelfall sollten Betroffene eine Zweitmeinung einholen.
Toter Zahn entzündet: Antibiotika allein helfen nicht
Antibiotika helfen bekanntermaßen gegen bakterielle Erkrankungen und können im Falle eines toten Zahns unterstützend verschrieben werden. "Antibiotika sollten als alleinige Therapie nicht eingesetzt werden", schränkt Dr. Thome ein. "Wenn allerdings eine massive Entzündung und die Gefahr der Ausbreitung der Bakterien besteht, muss ein Antibiotikum parallel zur Wurzelkanalbehandlung verschrieben werden."
Die Gefahr, die von Entzündungen im Mundbereich ausgeht, ist der Grund, warum Betroffene einen toten Zahn immer ärztlich begleiten und nicht einfach absterben lassen sollten: Entzündungen, die am Zahn beginnen, breiten sich ohne Behandlung aus.

Dr. Julia Thome ist Zahnärztin für allgemeine und ästhetische Zahnheilkunde im Kölner Carree Dental. Ein Tätigkeitsbereich ist die Endodontologie (Wurzelkanalbehandlungen).