Tomatengrippe-Ursprung: Variante der Hand-Fuß-Mund-Krankheit?
Nach dem Ausbruch der Tomatengrippe suchen Forscher:innen nach deren Ursprung. Lösen die gleichen Viren, die für die Hand-Fuß-Mund-Krankheit verantwortlich sind, die neue Viruserkrankung aus? Alle bisher bekannten Details!
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Rund 100 Fälle der Tomatengrippe (Stand 24.08.2022) sorgen im Südwesten Indiens für Aufsehen. Noch immer ist nicht geklärt, welchen Ursprung die Viruserkrankung, die vor allem Kinder unter 5 Jahren befällt, hat. Es gibt allerdings Theorien.
Tomatengrippe: Neues Virus in Indien
"Tomato Flu Outbreak in India" heißt der Artikel im Fachmagazin "The Lancet", in dem Forscher:innen den Ausbruch der Tomatengrippe – auch Tomatenfieber – beschreiben. Obwohl nur 82 bestätigte Infektionen in Indien vorliegen, warnen die Mediziner:innen eindringlich vor dem neuen Virus.
Woher kommt die Tomatengrippe?
Bisher konnte beobachtet werden, dass die Tomatengrippe überwiegend Kinder unter 5 Jahren befällt. Ihren Namen hat die Infektionskrankheit einem auffälligen Symptom zu verdanken: rote Bläschen auf der Haut, die die Größe von Tomaten erreichen können.
Weitere Symptome, die die Infektionskrankheit mit sich bringt, ähneln anderen Erkrankungen. Hohes Fieber und starke Gelenkschmerzen treten zusätzlich zu Hautausschlägen beim Chikungunya-Fieber, eine durch Stechmücken übertragene Viruserkrankung, auf. Müdigkeit, Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen und allgemeines Unwohlsein kennt man indes von klassischen grippalen Infekten.
Tomatenfieber: Gleicher Ursprung wie die Hand-Fuß-Mund-Krankheit?
Britische Forscher verfolgen einen weiteren Ansatz. Die Wissenschaftler:innen aus London und Leicester sehen das Coxsackievirus A16 (CA16) als möglichen Ursprung der Tomatengrippe. CA16 gehört zur Gruppe der Enteroviren, die die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) bei Kindern verursacht.
Dieser These liegen zwei Tomatenfieber-Fälle aus Großbritannien zugrunde, die die Forscher:innen im Fachmagazin "Pediatric Infectious Disease Journal" beschreiben.
Tomatengrippe-Ursprung: Beim Spielen angesteckt
Bei den Erkrankten handelt es sich um ein 13 Monate altes Mädchen und seinen fünf Jahre alten Bruder aus Großbritannien, die sich in Indien mit dem Tomatenfieber angesteckt haben.
Der Aussage ihres Hausarztes zufolge haben die beiden im indischen Bundesstaat Kerala mit einem Kind gespielt, das zuvor an der Tomatengrippe erkrankt, aber bereits genesen war. Eine Woche nach ihrer Rückkehr nach Hause entwickelten das Mädchen und der Junge Hautausschläge an Händen und Beinen. Bis alle Tomatengrippe-Symptome abgeklungen waren, dauerte es 16 Tage.
Es sind die bisher einzigen nachgewiesenen Tomatengrippe-Fälle außerhalb Indiens.
Im Juli 2022 erschien ein Artikel im Fachmagazin "Immunity, Inflammation and Disease", in dem Forscher:innen davon berichten, dass die Tomatengrippe erstmals 2007 in Indien entdeckt wurde. Wie im Fall der beiden erkrankten Kinder aus Großbritannien trat die Krankheit in Kerala auf.
Tomatengrippe: Auch Affenpocken-Test durchgeführt
Die Hautausschläge, die beim Tomatenfieber auftreten, ähneln denen, die aktuell bei den Affenpocken beobachtet werden. Deswegen testeten man die beiden kranken Kinder in Großbritannien auf das Virus. Dieser Test fiel jedoch negativ aus. Allerdings trugen beide Kinder CA16 sowie das verwandte Coxsackievirus A6 CA6 in sich.
Ob die erkrankten Kinder in Indien, deren Fälle im Fachmagazin "The Lancet" beschrieben wurden, auch an der Hand-Fuß-Mund-Krankheit oder etwa am Chikungunya-Fieber gelitten haben, ist nicht bekannt.
Wodurch genau die Tomatengrippe verursacht wird, ist nicht abschließend geklärt.
Könnte sich die Tomatengrippe in Deutschland ausbreiten?
Die Erfahrungen mit Corona haben die Menschheit weltweit für Viruserkrankungen sensibilisiert. Daher ist es verständlich, dass manche sich fragen, ob die Tomatengrippe auch in Deutschland zum Problem werden könnte.
Tim Niehues, Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum Krefeld und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, hält dies für unwahrscheinlich. Im Interview mit der "FAZ" betonte er, dass die bestätigten Fälle endemisch seien. "Die 82 Fälle wurden von Mai bis Juli beschrieben. Gäbe es eine exponentielle Verbreitung, würde man derzeit hunderte oder tausende Fälle erwarten", so der Experte.
Trotzdem müsse die Verbreitung der Tomatengrippe im Auge behalten werden – vor allem, da deren Ursprung noch nicht eindeutig geklärt ist.
Quellen:
Kerala Tomato Flu – A Manifestation of Hand Foot and Mouth Disease, in: The Pediatric Infectious Disease Journal
Was steckt hinter dem Tomatenfieber?, in: faz.net
Tomato fever and COVID 19, a double hit in the Indian health system, in: Immunity, Inflammation and Disease