Tod nach AstraZeneca-Impfung: Das sagt die EMA

Dänemark hat nach dem Tod einer Krankenschwester und weiteren Fällen von schweren Thrombosen nach einer AstraZeneca-Impfung einen vierzehntägigen Stopp für das Vakzin verhängt. Viele weitere Länder sind inzwischen nachgezogen. Nun hat sich die Europäische Arzneimittelbehörde geäußert.

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Der Tod einer Krankenschwester zehn Tage nach einer AstraZeneca-Impfung sowie weitere Fälle von schweren Thrombosen befeuert die bereits bestehenden Zweifel an der Sicherheit und Wirksamkeit des Vakzins: Löst der AstraZeneca-Impfstoff schwere Nebenwirkungen aus? Das sagt die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA).

Tod nach AstraZeneca-Impfung und mehrere Fälle von Thrombosen

Vergangenen Sonntag wurde bekannt, dass in Österreich eine Krankenschwester nach der ersten Impfung an einer „schweren Gerinnungsstörung“ gestorben ist. Zwei weitere Krankenschwestern haben schwere Lungenembolien nach zuvor verabreichter Impfung entwickelt. Alle drei Betroffenen haben eine Impfdose aus derselben Charge (ABV 5300) erhalten. Die Charge umfasst eine Million Impfdosen, die an insgesamt 17 EU-Länder beliefert wurden. Deutschland gehört nach Angaben der EMA nicht dazu.

Tod nach AstraZeneca-Impfung: EMA gibt Entwarnung

Die Vorfälle werden nun vom Sicherheitskomitee der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) untersucht. Die Behörde sieht keine Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und der Impfung und gibt Entwarnung. In einer Pressmitteilung heißt es:

Es gibt derzeit keinen Hinweis, dass die Impfung diese Zustände hervorgerufen hat, die nicht als Nebenwirkungen dieses Vakzins aufgelistet sind". Und weiter: „Obwohl ein Qualitätsmangel zum jetzigen Zeitpunkt als unwahrscheinlich angesehen wird, wird die Qualität der Charge untersucht“.

Bei Geimpften kämen Embolien nicht häufiger vor als in der Gesamtbevölkerung. Unter den drei Millionen Menschen, die bisher eine Astrazeneca-Impfung erhalten haben, seien 22 Fälle von Thrombosen bekannt. Die EMA bekräftigt, dass der Nutzen der Impfung nach wie vor größer als die Risiken seien, sodass weiterhin mit dem AstraZeneca-Serum geimpft werden könne, auch wenn die Untersuchung noch laufe.

Spahn und Wieler: Kein ursächlicher Zusammenhang zwischen Tod und Impfung

Auf der heutigen Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage betonten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, dass man zwischen einem kausalen und einem zeitlichen Zusammenhang unterscheiden müsse: Die Impfung und das Auftreten der Erkrankungen würden – Stand heute – in keinem ursächlichen Zusammenhang stehen.

Das bestätigte heute auch die Weltgesundheitsorganisation WHO in einer Stellungnahme. Sie überprüfe die AstraZeneca-Berichte und fordert:  „Wir sollten den AstraZeneca-Impfstoff weiterhin verwenden".

Spahn und Wieler wiesen zudem darauf hin, dass auch das Paul-Ehrlich-Institut, das deutsche Bundesinstitut der Impfstoffe, die Auffassung der EMA teile: Es gebe derzeit keine Hinweise, dass das AstraZeneca-Vakzin Thrombosen auslöse.

Mehrere Länder verhängen Impfstopp

Dänemark hat als erstes Land die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt. Bis nicht abschließend geklärt sei, ob das Vakzin hinter dem Todesfall und den Erkrankungen steckt, müssten die Impfungen unterbrochen, aber – und das betont die dänische Regierung – nicht beendet werden.

Inzwischen haben sich auch Norwegen, Island und Rumänien dazu entschieden, Impfungen mit AstraZeneca vorerst auszusetzen. Auch Luxemburg, Estland und Litauen sind nachgezogen. In Thailand wurde der Start mit dem AstraZeneca verschoben. Österreich hat hingegen lediglich die betroffene Charge aus dem Verkehr gezogen. Auch die italienische Regierung hat angeordnet, die Charge nicht mehr zu verwenden.

Lauterbach und Spahn kritisieren Entscheidung zum Impfstopp

Karl Lauterbach, Epidemiologe und Gesundheitsexperte der SPD, übte scharfe Kritik an den Impfstopp. Auf Twitter schrieb er: „Der Schaden am Vertrauen ist immens.“ Jens Spahn hat sich auf der Pressekonferenz ähnlich geäußert: Er „bedauere“ die Entscheidung der Länder, die AstraZeneca-Impfungen zu unterbrechen. Es sei wichtig, keinen „Alarm“ zu machen, da dies die Akzeptanz des Vakzins in der Bevölkerung weiter reduziere.

Wegen frühen Berichten über eine geringere Wirksamkeit des Vakzins und den Lieferverzögerungen hat AstraZeneca ein schweres Imageproblem. Im Vergleich zu den anderen zugelassenen Vakzinen gilt das Serum des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens als Impfstoff zweiter Klasse. Die derzeitige Entwicklung könnte die bereits schleppend verlaufende Immunisierung in Deutschland nur noch mehr ausbremsen.

Unterschied zwischen Impfreaktion und Nebenwirkungen

Die Frage, die Poltiker und Experten nun beschäftigt, ist daher, wie die man der Bevölkerung die Sorgen hinsichtlich der Sicherheit des AstraZeneca-Vakzins nehmen könnte. Die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hausärzteverbands, Anke Richter-Scheer, sprach auf der Pressekonferenz einen wichtigen Aspekt an: Es besteht ein Unterschied zwischen einer Impfreaktion, wie Abgeschlagenheit und Köpfschmerzen, und Nebenwirkungen: Vor einer Impfreaktion müsse man keine Angst haben, da dies zeige, dass das Vakzin im Körper anschlägt.