Tinnitus heilen mit Hypnose: Funktioniert das wirklich?

Wie sich Tinnitus durch Hypnose heilen lässt und wie Therapien mit Hypnose genau funktionieren, erklärt Dr. Wolfgang Blohm, Leiter der einzigen Klinik für Hypnose in Deutschland. Im Interview verrät der Experte, was während einer Hypnose-Sitzung passiert, ob Patienten daran glauben müssen, dass man Tinnitus mit Hypnose heilen kann und wie hoch die Kosten und Erfolgsaussichten der Hypnose-Therapie sind.

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Bei Tinnitus handelt es sich um chronische Ohrgeräusche – Betroffene hören etwa ein ständiges Piepen, Rauschen oder Brummen. Der Tinnitus kann durch Lärmbelastung oder Erkrankungen wie Virusinfektionen ausgelöst werden – in den meisten Fällen ist die Ursache aber nicht eindeutig zu klären. Für Betroffene können die Symptome extrem belastend sein, besonders dann, wenn sie durch die ständigen Ohrgeräusche kaum noch zur Ruhe kommen. Zur Behandlung von Tinnitus gibt es verschiedene Ansätze – darunter auch die Hypnose gegen Tinnitus. Aber hilft die wirklich? Experte Dr. Wolfgang Blohm beantwortet unsere Fragen.

Was passiert bei der Hypnose gegen Tinnitus?

Der Patient wird in einen Trancezustand versetzt, um seine innere Aufmerksamkeit zu wecken. Die normale Alltagsaufmerksamkeit orientiert sich an den Sinnen, also an Sehen, Hören, Tasten oder Schmecken. Die innere basiert auf Gefühlen und Bildern. Über sie können Probleme viel deutlicher erfasst und gelöst werden.

Ist es schwer, in diesen Zustand zu kommen?

Nein. Jeder von uns erreicht diese Ebene mehrmals am Tag. Etwa dann, wenn wir uns so auf eine Sache konzentrieren, dass wir von unserer Umgebung nichts mehr mitbekommen. Alles ist ausgeblendet, nur unsere innere Aufmerksamkeit ist aktiviert.

Hypnose gegen Tinnitus: Hilft das wirklich?

In 70 bis 80 Prozent der Fälle ist die Therapie erfolgreich. Der Patient kann dem Heilen mit Hypnose ruhig skeptisch gegenüberstehen. Die heilende Wirkung hängt also nicht davon ab, dass der Patient daran glaubt. Wenn er merkt, dass die Behandlung etwas in ihm bewegt, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

Wie läuft so eine Sitzung denn genau ab?

Zuerst erfolgt natürlich die Anamnese, also das Herausarbeiten der Beschwerden, die der Patient hat. Dann folgt die Einleitung der hypnotischen Trance und schließlich das Trance-Erleben. In diesem Zustand gebe ich dem Patienten zum Beispiel problem- oder lösungsbezogene Aufgaben vor. Oder ich leite ihn durch seine Trance-Erlebnisse: Ich ermuntere ihn, noch weiter zu gehen, biete ihm neue Sichtweisen an oder führe mit ihm Dialoge. Das ist immer ganz individuell auf den Patienten und seine Probleme bezogen. Während der Hypnose bleibt der Therapeut immer in Kontakt mit dem Patienten, auch wenn nicht gesprochen wird. Denn auch Reaktionen wie Mimik oder Atmung liefern Infos, wie intensiv der Patient arbeitet. Er kann übrigens den Zustand der inneren Aufmerksamkeit jederzeit beenden, wenn er es möchte. Keiner muss also Angst haben, dass er gegen seinen Willen in Trance gehalten wird.

Gilt dieser Weg auch für die Hypnose bei Tinnitus?

Ja. Beim Tinnitus steckt ein Orientierungsproblem dahinter: Der Patient lebt – oft unbewusst – in einem Konflikt, zum Beispiel: Ich will eine steile Karriere machen und viel Freizeit haben. Das klappt nicht. Um Tinnitus heilen zu können, hilft nur eine Neuorientierung, also eine Klärung, was ihm wirklich wichtiger ist.

Was kostet die Hypnosetherapie bei Tinnitus?

Die Therapie dauert im Schnitt 5 bis 6 Wochen mit einer Stunde pro Tag. Eine Sitzung kostet ca. 100 Euro. Die Kosten übernehmen die privaten Kassen, mit den gesetzlichen wird noch verhandelt. Mehr Infos: www.hypnose-klinik.com

Tinnitus loswerden: Das hilft außerdem

Neben der Hypnose gegen Tinnitus können folgende Tipps dabei helfen, den Tinnitus wieder loszuwerden: 

  • Antientzündliche Ernährung: Hinter Tinnitus kann eine Entzündung stecken – Entzündungshemmende Lebensmittel sollten darum möglichst häufig auf dem Speiseplan stehen.
  • Stressreduktion: Stress wurde zwar noch nicht als Auslöser von Tinnitus nachgewiesen, verschlimmert aber die Symptome bei Betroffenen.
  • Verhaltenstherapie: Bei der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) lernt der Patient bestmöglich mit seinem Tinnitus umzugehen und die Belastung so gering wie möglich zu halten.
  • Naturheilmittel: Pflanzliche Mittel mit dem Wirkstoff Ginkgo vermindern bei einer Einnahme Ohrgeräusche und reduzieren die subjektiv empfundene Belastung. Eine Einnahme von mindestens 12 Wochen wird empfohlen, einer erste Wirkung ist oft schon nach zwei bis vier Wochen spürbar. Laut zahlreicher Studien hat sich der Ginkgo-Spezialextrakt EGB 761 hierbei als besonders wirksam erwiesen. Er verbessert die Fließfähigkeit des Blutes und in der Folge die Durchblutung. Dadurch wird das Gewebe besser mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Der Ginkgo-Spezialextrakt fördert durch seinen Wirkstoff die Flexibilität der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), so dass diese die feinen Kapillaren in den Innenohrgefäßen besser passieren können. Eine Einnahme eines solchen Spezialextrakts kann dazu beitragen, dass ein akuter Tinnitus wieder vollständig abklingt. Im chronischen Verlauf kann dieses pflanzliche Mittel dazu beitragen, dass die Belastung durch Ohrgeräusche vermindert wird.