Tinnitus: Akute vs. chronische Ohrgeräusche
Ob es nun pocht, pfeift oder zischt: Tinnitus ist ein Volksproblem. Millionen Menschen weltweit leiden im Laufe ihres Lebens an störenden Geräuschen im Ohr. Viele werden sie zeitlebens nicht wieder los. Wie unterscheiden sich akuter und chronischer Tinnitus? Und welche Behandlung gibt es?

Was ist ein Tinnitus?
Unter einem sogenannten „Tinnitus aurium“ versteht man ein wahrgenommenes Geräusch ohne erkennbare äußere Schallquelle. Dabei ist nicht das Störgeräusch nur das Symptom einer Störung der Hörfunktion.
Wie genau ein Tinnitus klingt, ist dabei genau so unterschiedlich wie die Betroffenen. Zwar bedeutet „Tinnitus aurium“ im Lateinischen wörtlich „Klingeln der Ohren“, doch kann er sich auch als Brummton, Knacken, Rauschen oder anderes Geräusch in ganz unterschiedlicher Intensität manifestieren. Experten unterteilen die Phantomgeräusche oft in die folgenden Schweregrade:
- Grad 1: Betroffene sind kaum belastet, kein Leidensdruck
- Grad 2: Kaum negative Folgen für den Alltag, Tinnitus wird in bestimmten Situationen zur Belastung
- Grad 3: Dauerhafte Beeinträchtigung von Lebensqualität und Leistungsfähigkeit, Störungen in verschiedenen Lebensbereichen möglich, Betroffene sind noch arbeitsfähig
- Grad 4: Betroffene sind beruflich und privat schwer beeinträchtigt, Arbeitsunfähigkeit, schwere psychische Belastung
Von einem "dekompensierten Tinnitus", also einem Störgeräusch mit hohem Leidensdruck das alle Lebensbereiche beeinflusst, spricht man ab Grad 3.
Akuter vs. Chronischer Tinnitus
Die Bezeichnungen „akuter Tinnitus“ und „chronischer Tinnitus“ beziehen sich auf die Dauer der Störung. Verschwindet das Störgeräusch innerhalb von drei Monaten nach seinem Auftreten wieder, spricht man von einem akuten Tinnitus.
Hält die Störung über die Drei-Monats-Grenze hinaus an, ist die Rede von einem chronischen Tinnitus. In älteren Publikationen ist häufig auch noch die Zwischenstufe „subakuter Tinnitus“ zu finden, die für Ohrgeräusche verwendet wird, die drei bis zwölf Monate anhalten. Die Einteilung basiert jeweils auf medizinischen Erfahrungswerten. In den akuten und subakuten Phasen verschwindet der Tinnitus in vielen Fällen auch ohne Behandlung wieder. Umso länger die Phantomgeräusche jedoch anhalten, desto geringer wird statistisch die Chance auf eine spontane Heilung. Ist die Phase ab 12 Monaten erst erreicht, sind fast immer Medikamente oder therapeutische Maßnahmen notwendig.
Welche Ursachen haben akuter und chronischer Tinnitus?
Um die Ursachen des Tinnitus zu verstehen, muss zunächst zwischen „subjektivem“ und „objektivem“ Tinnitus unterschieden werden. Letzterer ist äußerst selten und wird von einer körperinternen Schallquelle, beispielsweise im Innenohr, verursacht. Der weit verbreitete „subjektive Tinnitus“ kann durch eine Vielzahl von Erkrankungen des Hörapparats oder des Gehirns entstehen, da er auf einer fehlerhaften Nervenaktivität in Teilen des Hirns basiert. Werden der Hörnerv oder der Übertragungsweg zwischen Ohr und Hirn geschädigt, kann es zum Tinnitus kommen. Wie lange dieser anhält, hängt dann auch vom Grad der Schädigung ab.
Zu den möglichen Ursachen eines subjektiven Tinnitus zählen unter anderem:
- Stress
- Lärmschwerhörigkeit
- Schall- oder Knalltrauma
- Hörsturz
- Morbus Menière
- Verstopfung der Gehörgänge durch Ohrenschmalz
Was tun bei Tinnitus?
Treten Phantomgeräusche in einem oder beiden Ohren auf, sollten Betroffene so bald wie möglich einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt) aufsuchen. Wie bereits erwähnt, ist die Chance auf eine schnelle Heilung des Tinnitus in der akuten Phase noch am wahrscheinlichsten. Das gilt umso mehr, wenn eine ursächliche Behandlung durch den Experten vorgenommen wird. Ist der Tinnitus bereits chronisch, bleibt meist nur noch, die Lebensqualität zu verbessern, indem Symptome gelindert werden. Abhängig von der Ursache der Ohrgeräusche können das sogenannte „Tinnitus-Counseling“, gezielte Entspannungsverfahren oder auch die Gabe von Medikamenten helfen. Letztere werden von HNO-Ärzten meist als Tabletten oder Infusionen gegeben.
Häufig wird dabei der Wirkstoff Kortison angewandt, der den Zellstoffwechsel der Hörsinneszellen verbessern soll und notfalls auch direkt ins Mittelohr gespritzt werden kann. Auch durchblutungsfördernde Präparate werden häufig gegeben um die Sauerstoffversorgung des Hirns zu verbessern und Störgeräusche zu reduzieren. Zu diesen zählt unter anderem das pflanzliche Arzneimittel Tebonin, das die Belastung durch einen Tinnitus nachweislich reduziert – und das auf langfristig gut verträgliche Art und Weise durch die Kraft des Ginkgo-Baumes.
Quellen:
- Akuter und chronischer Tinnitus (am 03.01.2020), in: tinnitracks.com
- Informationen über Tinnitus (am 03.01.2020), in: audibene.de
- Tinnitus-Behandlung: Welche Therapien Hilfe bringen (2017), in: kind.com
- Delb, W., D'Amelio, R., Archonti, C., & Schonecke, O. (2002): Tinnitus. Hogrefe Verlag
- Biesinger, E. (2012): Tinnitus-Endlich Ruhe im Ohr. Georg Thieme Verlag
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