Thrombose bei AstraZeneca: Risiko bei zweiter Dosis

Der Impfstoff von AstraZeneca geriet wegen selten auftretender Hirnvenenthrombosen immer stärker in die Kritik. In Deutschland wird daher eine Kreuzimpfung mit einem anderen Vakzin empfohlen. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass dies vielleicht gar nicht notwendig ist. Die Hintergründe.

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Seit dem 15. März hat Deutschland die Impfung mit AstraZeneca ausgesetzt. Der Grund: Nach der Impfung ist es bei mehreren Menschen zu gefährlichen Sinusvenenthrombosen im Gehirn gekommen. Nicht allein deswegen wurde in Deutschland daher die sogenannte Kreuzimpfung empfohlen - d.h. Personen, die als Erstimpfung eine AstraZeneca-Dosis erhalten haben, sollen nun einen mRNA-Impfstoff bekommen. Doch diese wird nicht in jedem Land anerkannt. So erklärte Malta bereits, eine Kreuzimpfung nicht als vollständige Impfung anzuerkennen. Und auch in anderen Ländern könnte es bei der Einreise zu Problemen kommen. 

Eine neue Studie könnte nun die Notwendigkeit einer Kreuzimpfung entkräften. Laut dieser müssen Betroffene, die eine Erstimpfung durch den AstraZeneca-Impfstoff erhalten haben, bei der Zweitdosis keine Angst haben, doch noch an einer seltenen Hirnvenenthrombose zu erkranken.

AstraZeneca: Kein erhöhtes Thrombose-Risiko nach 2. Dosis

Eine zweite Dosis des Vakzins Vaxzevria (AstraZeneca) führt laut einer neuen Studie, die im Fachmagazin "Lancet" veröffentlicht wurde, nicht zu einem erhöhten Risiko seltener Blutgerinnsel. Die Studien-Daten ergaben: Auf je eine Million Geimpfte kamen 2,3 Fälle der sogenannten TTS-Thrombosen. Dies sei vergleichbar mit der Fallzahl bei ungeimpften Personen. Zum Vergleich: Bei der ersten Dosis lag die Rate noch bei 8,1 Fälle je eine Million Geimpfte. Das Fazit der Studie: "Sofern nach der ersten Dosis kein TTS festgestellt wurde, sprechen diese Ergebnisse für die Verabreichung von zwei Dosen Vaxzevria", wie AstraZeneca-Manager Mene Pangalos gegenüber der Presse berichtete. 

Sinusvenenthrombosen: Was ist das?

Bei den sogenannten Sinusvenenthrombosen handelt es sich um eine Verstopfung der Sinusvenen im Gehirn, die durch Blutgerinnsel zustande kommen. Sind die Venen verstopft, kann das Blut nicht mehr richtig abfließen und es kommt zu Sauerstoffmangel im Gehirn, Durchblutungsstörungen sowie erhöhtem Hirndruck.

Hirnthrombosen nach AstraZeneca: Heilung ist möglich

Eine weitere gute Nachricht kam zudem unlängst von Wissenschaftlern aus Greifswald. Sie fanden eine mögliche Heilung der selten auftrenden Hirnvenenthrombosen nach einer AstraZeneca-Impfung.

Aktivierte Blutplättchen als Thrombose-Ursache bei AstraZeneca

Demnach aktiviert der Impfstoff durch eine bestimmte Immunreaktion die Blutplättchen (Thrombozyten) im Körper. Der Vorgang dient eigentlich der Wundheilung: Durch die Blutgerinnung kann die Wunde heilen. Bei den betroffenen Impfpatienten wurde genau dieser Prozess ausgelöst – Blutgerinnsel im Gehirn waren die Folge. Zu diesen Erkenntnissen kamen die Forscher bei der Untersuchung von Blutproben in enger Zusammenarbeit mit dem Paul-Ehrlich-Institut und den Universitätskliniken in Graz und Wien.

Es gibt eine Therapie gegen die Thrombose-Bildung

Durch die Entdeckung dieser Ursache konnten direkt Therapiemöglichkeiten entwickelt werden. Kommt es in sehr seltenen Fällen zu einer Sinusvenenthrombose, können die Betroffen ein bereits zugelassenes Medikament erhalten, das gegen das Gerinnsel wirkt. Vorbeugend ist das allerdings nicht möglich, sondern erst im akuten Fall.

Da nun sowohl die Thrombose-Ursache be der AstraZeneca-Impfung gefunden wurde als auch ein Wirkstoff dagegen verfügbar ist, könnte in Zukunft eine Hirnthrombose frühzeitig behandelt werden. Zudem: Die Thrombose-Gefahr bei einer zweiten Dosis AstraZeneca ist deutlich geringer, als man bisher angenommen hat. 

Quellen:
Forschung lohnt sich in: medizin.uni-greifswald.de
AstraZeneca: Greifswalder Forscher finden Thrombose-Ursache in: ndr.de
Very rare thrombosis with thrombocytopenia after second AZD1222 dose: a global safety database analysis, Author: Prakash Bhuyan,Jennie Medin,Hugo Gomes da Silva,Madhavi Yadavalli,Nirmal Kumar Shankar,Hana Mullerova,Matthew Arnold,Magnus Nord, Publication: The Lancet, 27 July 2021