Terra Medica: Anbau, Ernte und Herstellung von Homoöpathika
Wie kommt der Wirkstoff in die Arznei? Zerkleinern, verreiben, konfektionieren – auf den Spuren der Herstellung von Globuli & Co.
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Zum Tag der Heilpflanze gehen wir der Herstellung von Homoöpathika auf den Grund und folgen den Fußspuren der Arznei von den riesigen Feldern der Terra Medica bis hin zum fertigen Verkaufsprodukt.
Was ist die Terra Medica?
Die Terra Medica ist seit vielen Jahrzehnten das Zuhause unzähliger Pflanzen, aus denen die Wirkstoffe für einen großen Teil der in Deutschland erhältlichen homöopathischen Mittel gewonnen werden. Auf einer 13 Hektar großen Anbaufläche in dem zwischen Karlsruhe und Bruchsal liegende Örtchen Staffort, der Terra Medica, kümmern sich Mitarbeiter aus den Bereichen Floristik, Zierpflanzenbau und Forstwirtschaft um die Blumen und Kräuter, die seit Mitte der 1970er Jahre aufgezogen werden. 1998 folgte die Zertifizierung für den ökologischen Landbau. Alle Pflanzen, die hierzulande nicht wachsen, werden aus kontrolliert biologischem Anbau angekauft.
Anbau und Pflege der Heilpflanzen
Herbizide und Insektizide sind tabu, stattdessen tummeln sich zahlreiche Insekten-, Vogel- und Tierarten auf dem Gelände, die ein nahezu eigenständiges Ökosystem geschaffen haben. Igel, Fledermaus & Co. halten Schädlinge fern, nur bei extrem viel Regen müssen Schnecken von Hand eingesammelt werden. Unkraut nennen die Mitarbeiter hier liebevoll Beikraut. So werden Löwenzahn oder Spitzwegerich nicht nur toleriert, sondern für die Homöopathie genutzt. Teiche bieten daneben Lebensraum für Frösche, Libellen und sogar Ringelnattern – eine intakte Lebensgemeinschaft. Am Ufer fühlen sich Heilpflanzen wie Mentha aquatica (Wasserminze) oder Caltha palustris (Sumpfdotterblume) wohl. Doch nicht nur der Anbau ist ökologisch einwandfrei. Selbst Energie wird an diesem idyllischen Fleckchen Erde über eigene Solaranlagen gewonnen.
Herstellung der Homöopathika aus Pflanzen
Die Urtinktur entsteht – die Basis vieler Globuli
Nach der Ernte werden die Pflanzen oder Teile dieser, etwa speziell die Blüten, maschinell zerkleinert und in Alkohol-Wasser gelöst. Diesen Vorgang nennt man Mazeration. Er nimmt in der Regel zwischen zehn und 30 Tagen in Anspruch. Im Anschluss werden die gelösten Pflanzen unter starkem Druck ausgepresst. Dabei entsteht die Urtinktur – der Ausgangsstoff für die Mehrzahl der weiteren homöopathischen Arzneien. Ihr englischer Begriff „mother tincture“ versinnbildlicht den Ursprungscharakter.
Weiterverarbeitung und Konzentrierung der flüssigen Arzneiform
Wird diese Urtinktur als flüssige Arzneiform (Dilution genannt) nun durch die sogenannte Potenzierung (Verdünnung und Verschüttelung) weiterverarbeitet, nimmt die heilende Energie des homöopathischen Mittels zu. Bei der Verschüttelung gibt es verschiedene Verdünnungsverhältnisse von Ausgangsstoff zu Trägerstoff. Für diese steht jeweils ein Buchstabe: D=1:10, C=1:100 oder LM/Q=1:50 000. Ein Beispiel: Bei einem Verhältnis von 1:10 (D) werden 1 Teil der Urtinktur mit 9 Teilen Alkohol verschüttelt. Auch heute noch geschieht dies auf traditionelle Weise per Hand, indem das jeweilige Gefäß etwa zehnmal auf eine elastische Unterlage aufgeschlagen wird. In unserem Beispiel ergibt sich dadurch die Potenz D1. Wird dieser Vorgang nun weitergeführt, indem wieder ein Teil dieser gerade entstandenen Dilution mit 9 Teilen Alkohol verschüttelt wird, entsteht die Potenz D2. Diese Schritte können immer weitergeführt werden, sodass immer höhere Potenzen entstehen. Im Gegensatz zur Schulmedizin bedeutet eine schwächere Konzentration also eine höhere Potenz. Diese Potenzen werden dann als Zahl hinter dem jeweiligen Buchstaben angegeben – je höher, desto wirksamer. Im Sinne des Begründers Samuel Hahnemann wird die Potenzstufe individuell für jeden Patienten definiert. Dies können tiefe oder hohe Potenzen sein. Homöopathische Arzneimittel in tiefen Potenzen, z. B. D6 oder D12, werden häufig zur Selbstmedikation eingesetzt. Die sogenannten Hochpotenzen hingegen werden von ausgebildeten Therapeuten verschrieben.
Herstellung homöopathischer Mittel aus festen Ausgangsmaterialien
Bei festen, nicht löslichen Ausgangsmaterialien, z. B. Eisen, Kieselsäure oder Flussspat, kann keine Urtinktur hergestellt werden. Die Mineralstoffe werden stattdessen zunächst verrieben. Dieser Vorgang wird auch Trituration genannt und findet in Mühlen verschiedener Größe statt, die wie Mörser arbeiten. Der Mahlvorgang dauert mehrere Stunden. Das Resultat enthält nur noch Partikel in Mikrometergröße. Je nach Verdünnungsverhältnis wird Milchzucker (Lactose) als Trägersubstanz mit dem Ausgangsstoff verrieben. Ab der Potenz D6 oder C6 werden Sie als Dilution weiter potenziert. So können auch aus festen Ausgangsmaterialien andere Darreichungsformen homöopathischer Mittel entstehen.
Herstellung der Globuli Kügelchen
Homöopathika werden als Tabletten, Tropfen, aber auch als Salben, Zäpfchen, Ampullen, Gele und Lotionen hergestellt. Die meisten Menschen schätzen in der Homöopathie aber vor allem die typischen Globuli (im Singular übrigens Globulus). 100 Teile Kügelchen, die aus Rohrzucker (Saccharose) bestehen, werden mit einem Teil Dilution (mindestens 60 Prozent Alkohol) der jeweiligen Potenz benetzt. Diese sogenannte Imprägnation findet in einem rotierenden Dragierkessel mit einer genau definierten Auftragungsweise statt. Globuli gibt es in unterschiedlichen Größen. Für die üblichen D- und C-Potenzen werden sie in der Größe 3 verwendet. Ein Globulus wiegt etwa 8 mg und hat etwa 2 mm Durchmesser.