Systemischer Lupus erythematodes – die Ursache ist nicht endgültig geklärt

Aus der Serie: Systemischer Lupus erythematodes (SLE)

Der systemische Lupus erythematodes ist eine sehr komplexe Krankheit, deren Ursachen bis heute nicht genau bekannt sind. Bei einer Autoimmunerkrankung richtet sich das Abwehrsystem des Körpers aus ungeklärten Gründen nicht nur gegen „fremde“ Strukturen, wie zum Beispiel Krankheitserreger, sondern auch gegen Bestandteile des eigenen Körpers.

Die Grundlage für eine Autoimmunerkrankung ist fast immer eine genetische Veranlagung. Sie entscheidet darüber, ob ein Mensch für die Krankheit empfänglich ist oder nicht. Beim Lupus erythematodes neigt das Immunsystem also erblich bedingt dazu, sich gegen den eigenen Körper zu richten. Ob das tatsächlich passiert, hängt aber von vielen weiteren Auslösern ab. Neben den genetischen Faktoren zählen vor allen Dingen Ereignisse, die das Immunsystem zusätzlich belasten, zu den wichtigsten Lupus erythematodes-Ursachen. Hierzu gehören zum Beispiel:

  • Infektionen
  • die Einnahme von bestimmten Medikamenten
  • hormonelle Schwankungen (Pubertät, Schwangerschaft)
  • starke Lichtexposition

Das Immunsystem versucht die "Eindringlinge" abzuwehren

Die wichtigste Folge des Immundefekts beim Lupus erythematodes betrifft die Entsorgung von alten, abgenutzten Zellen in unserem Körper. Ähnlich wie bei einem Großputz werden diese regelmäßig beseitigt und durch neue, frische Zellen ersetzt, um die Funktion unserer Organe und Gewebe aufrecht zu erhalten. Hieran ist ein Vorgang beteiligt, den man als programmierten Zelltod bezeichnet. Er führt dazu, dass alte, kranke und überschüssige Zellen planmäßig sterben, um Platz für neue Zellen zu schaffen. Im zweiten Schritt werden die abgestorbenen Zellen durch die Fresszellen des Immunsystems entfernt. Dieser Vorgang ist beim systemischen Lupus erythematodes gestört. Die Fresszellen können die abgestorbenen Zellen nicht schnell genug aufnehmen und entsorgen, sodass diese stattdessen unkontrolliert zerfallen und die Zelltrümmer freigesetzt werden. Diesen Vorgang bezeichnen Mediziner auch als Nekrose. Der nekrotische Zerfall führt dazu, dass sich das Immunsystem plötzlich mit Zellbestandteilen konfrontiert sieht, die sonst unzugänglich im Inneren der Zelle eingeschlossen sind. Da das Immunsystem noch nie zuvor mit diesen Zellbestandteilen in Kontakt gekommen ist, erkennt es diese als „fremd“ und bildet seiner Bestimmung entsprechend Antikörper, um die unbekannten „Eindringlinge“ abzuwehren. Auf diese Weise entstehen Autoantikörper, die gegen körpereigene Strukturen gerichtet sind.

Der Lupus erythematodes hat seine Ursache letztendlich darin, dass die vom Immunsystem gebildeten Autoantikörper sich mit den freigesetzten Zelltrümmern zu sogenannten Immunkomplexen verbinden. Diese entstehen in großen Mengen, lagern sie sich an den Wänden der Blutgefäße ab und lösen in zahlreichen Organen die für den Lupus typische Gefäßentzündung (Vaskulitis) aus. Durch die chronische Entzündung der Gefäße werden auch die Organe selbst geschädigt, die von diesen Gefäßen versorgt werden.