Susan Sarandon: "Ich wusste nicht, dass ich Endometriose habe"

Die heutige 67-Jährige ist Mutter von drei Kindern und macht anderen Frauen Mut, die ebenfalls an Endometriose erkrankt sind
Die heutige 67-Jährige ist Mutter von drei Kindern und macht anderen Frauen Mut, die ebenfalls an Endometriose erkrankt sind

Jede zehnte Frau ist von gutartigen Gewebewucherungen im Bauchraum betroffen: Trotz großer Schmerzen bleibt die Krankheit oft unentdeckt.

Die damals 36-jährige Hollywood-Schauspielerin Susan Sarandon ist bei Dreharbeiten in England, als sie plötzlich heftige Blutungen bekommt – völlig außer der Reihe. Im Krankenhaus sagen die Ärzte: ,,Sie haben Endometriose. Wenn Sie jemals schwanger werden wollen, müssen sie vermutlich operiert werden." Ein Schock, erinnert sie sich heute: ,,Von der Krankheit hatte ich da noch nie gehört."

Endometriose – Die versteckte Krankheit

In den Jahren zuvor hatte Susan Sarandon während ihrer Monatsblutung oft so starke Schmerzen, dass sie ohnmächtig wurde. Aber kein Arzt brachte das mit Endometriose in Verbindung. Bei dieser Krankheit wächst Gebärmutterschleimhaut unkontrolliert im Unterleib und lagert sich an Stellen ab, wo sie nicht hingehört: meist an anderen Organen. Frauen leiden dann häufig an starken Bauch- und Rückenschmerzen vor und während der Menstruation. ,,Auch unregelmäßige, starke Blutungen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Blasen- und Darmkrämpfe können auf Endometriose hindeuten", sagt Prof. Jürgen Hucke. ,,Aber die Krankheit ist schwer zu diagnostizieren, weil sie bei jeder Frau anders verläuft." Bis zur richtigen Diagnose gehen Betroffene im Durchschnitt sechs Jahre lang von Arzt zu Arzt.

Wann ist die Endometriose-Diagnose sicher?

Die Schleimhaut-Wucherungen sind bei der frauenärztlichen Routine-Untersuchung nicht zu erkennen. ,,Eine sichere Diagnose liefert nur eine Bauchspiegelung", erklärt Prof. Hucke. ,,Bei diesem operativen Eingriff setzt der Fachmann einen kleinen Schnitt in der Bauchnabel-Region und entnimmt eine Gewebeprobe." Wenn dabei tatsächlich Wucherungen zu sehen sind, werden sie entfernt.

Wie gefährlich ist Endometriose?

,,Sie ist eine chronische, meist schmerzhafte, aber gutartige Erkrankung", erklärt Prof. Hucke. Die Ursachen sind bis heute ungeklärt. Vermutlich fließt während der Regelblutung Schleimhaut durch die Eileiter in den Bauchraum und wächst dort weiter. ,,Unbehandelt wird Endometriose bei 65 bis 80 Prozent der Patientinnen schlimmer", weiß Hucke. Frauen mit ungeklärten heftigen Regelbeschwerden sollten daher ihren Arzt unbedingt auf Endometriose ansprechen.

Hormone oder OP helfen bei Endometriose

Was ist eigentlich Endometriose? Und warum kann sie Frauen unfruchtbar machen?

Bei einer Endometriose bildet sich gebärmutterähnliche Schleimhaut außerhalb der Gebärmutter 1. Dieses Gewebe siedelt sich an den Eierstöcken 2, den Eileitern, der Blase 3 oder am Darm 4 an. Weil die Schleimhaut dort nicht hingehört, aber trotzdem - wie in der Gebärmutter - im Verlauf des monatlichen Zyklus wächst und durch Blutungen abgetragen wird, löst sie eine Abwehrreaktion des Körpers aus: Entzündungen, Narben und Verwachsungen entstehen und verursachen heftige Schmerzen. Endometriose betrifft nur Frauen im gebärfähigen Alter, rund 40 Prozent der Erkrankten sind ungewollt kinderlos. Denn die Wucherungen können die Eileiter verschließen oder den Spermientransport in der Gebärmutter und die Befruchtung des Eies behindern. Gegen Unfruchtbarkeit hilft oft nur eine OP.

Heilbar ist die Erkrankung nicht. Sie kann aber mit hormonellen Medikamenten oder operativ gut behandelt werden. Jede Betroffene sollte im ausführlichen Gespräch mit einem Spezialisten klären, welche Therapie für sie persönlich die richtige ist, rät Prof. Hucke. ,,Schmerzfreiheit oder Erfüllung des Kinderwunsches stehen bei den meisten Frauen im Vordergrund." Susan Sarandon hatte Glück: Sie bekam ohne OP drei gesunde Kinder.

Behandlungsmöglichkeiten bei Endometriose: Hormon-Therapie oder Operationen

Hormonelle Behandlung: Durch Senkung des Östrogenspiegels werden bestehende Endometrioseherde kleiner und neue Wucherungen verhindert. Das verringert die Schmerzen der Patientin. Je nach Krankheitsbild wird entweder die Pille, das Gelbkörperhormon Gestagen oder ein Wechseljahrshormon eingenommen.

Operative Eingriffe: Bei der Bauchspiegelung werden die Herde durch Verdampfung (zum Beispiel mit Hitze oder Laser) beseitigt: Dabei wird das gesunde Gewebe weitgehend geschont. Bei massiven Wucherungen muss ein Bauchschnitt gemacht, im Extremfall werden befallene Organe (zum Beispiel Eierstock / Blinddarm) entfernt.