Sturz vom Wickeltisch – wann zum Arzt?

Albtraum Baby-Sturz vom Wickeltisch: Das kann uns auf gar keinen Fall passieren, denken die meisten Eltern. Kann man einem Sturz vom Wickeltisch überhaupt sicher vorbeugen? Was tun, wenn es doch passiert ist? Woran erkenne ich, ob mein Baby ernsthaft verletzt ist und zum Arzt muss?

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan

Ja, ja, das denkt man immer: „Wie konnte denen das passieren, man lässt doch sein Kind nicht aus den Augen, wenn es auf der Wickelkommode oder dem elterlichen Bett liegt!“ Und doch kommt der Sturz vom Wickeltisch auch „in den besten Familien“ vor – der kleine Goldschatz fällt von eben diesen Möbelstücken. Sehr beliebt, um die Aufzählung komplett zu machen, ist übrigens auch der Kopfsprung aus dem Kinderwagen oder von der Couch.

Wie kommt es zum Sturz vom Wickeltisch?

Baby Sturz vom Wickeltisch vorbeugen
Um einem Sturz vom Wickeltisch vorzubeugen, lassen Sie Ihr Baby nie unbeaufsichtigt auf erhöhten Flächen ohne Geländer liegen Foto: imago

Irgendwie waren die kleinen Racker bis gerade noch auf dem Rücken liegende, sich nicht drehende und schon gar nicht fortbewegende klitzekleine Babys – und auf einmal? Drehen sie sich plötzlich oder machen andere, völlig neue Bewegungen, mit denen man nicht gerechnet hat und schon ist es passiert. Die Sorge und die Selbstvorwürfe sind dann immer sehr groß. Aber von wenigen Ausnahmen abgesehen muss man sagen, dass es beinahe immer „dumme Zufälle sind“, mit denen man zwar grundsätzlich rechnen muss, die aber doch überraschend kommen und sich eben nicht gänzlich verhindern lassen. Machen Sie sich also bitte nicht zu große Vorwürfe – so etwas kann immer mal passieren und man kann weder seine Augen noch seine Arme überall haben.

Was tun, wenn das Baby vom Wickeltisch gefallen ist?

Wie also reagieren, wenn es passiert ist? Je nachdem, aus welcher Höhe der Sturz erfolgte (vom Wickeltisch oder aus dem Kinderwagen heraus ist schon relativ hoch, da würde ich immer zu einem Arztbesuch raten), auf welchen Boden das Kind gefallen ist (harter Steinboden ist natürlich problematischer als Teppich oder auch Laminat, was möglicherweise noch ein bisschen nachgibt) und wie es Ihrem Kind nach dem Sturz geht, ist eine Vorstellung beim Arzt notwendig oder nicht.

Wie erkennt man, ob sich das Kind beim Sturz vom Wickeltisch verletzt hat?

Beobachten Sie Ihr Kind gut. Sind äußerliche Verletzungen sichtbar? Bewegt es die Ärmchen, Händchen, Beinchen und Füßchen normal? Krabbelt oder läuft es wie gewohnt? Blutet es irgendwo? Hat es nach dem Sturz vom Wickeltisch adäquat geschrien, ist es normal wach oder schläfriger, obwohl es noch nicht wieder Zeit für das Bettchen ist?  Ist es plötzlich ganz weiß im Gesicht, muss sich vielleicht sogar erbrechen? Ist die Pupille (das Schwarze im Auge) auf beiden Seiten gleich groß und reagiert sie wie gewohnt schnell auf Licht?

Ist eine Beule sicht- und tastbar und wenn ja, ist sie weich wie ein Gelkissen oder ganz hart? Eine gelkissenartige Schwellung am Kopf sollte abgeklärt werden, es kann ein Schädelbruch dahinterstecken. Ist die Beule ganz fest und hart, ist meist nichts Schlimmes passiert. Tasten Sie den Kopf des Kindes auch vor den Ohren ab, wo Kiefer- und Schädelknochen zusammentreffen: Fühlt es sich dort weich an, müssen Sie ebenfalls einen Bruch ausschließen lassen.

Welche Symptome deuten auf gefährliche Folgen hin?

Die wichtigsten Hinweise für eine Gehirnerschütterung oder weitreichendere Verletzungen des Kopfes sind: Blutung aus den Ohren (Nasenbluten kommt häufig vor und ist in den meisten Fällen nur durch eine oberflächliche Verletzung bedingt), anhaltender klarer, wässriger Ausfluss aus der Nase, Bewusstseinseinschränkungen, Erbrechen und Pupillendifferenzen. Wenn keines der genannten Symptome zutrifft, aber Sie unsicher sind und Ihnen Ihr Kind irgendwie anders, komisch vorkommt, suchen Sie einen Arzt auf. Meistens haben Eltern einen siebten Sinn – und dem sollte man nachgehen. Oft wird sich herausstellen, dass alles in Ordnung ist, aber der andere Fall ist viel schlimmer: Man hatte ein blödes Gefühl und ist dem nicht nachgegangen, schlussendlich war doch wirklich etwas nicht in Ordnung, wertvolle Zeit ist verloren gegangen und dem Kind ist ein Schaden entstanden. Kein Kinderarzt wird mit den Augen rollen, wenn Sie sich auch bei einem kleineren Trauma Sorgen machen und um ärztliche Beurteilung und Rat bitten. Wenn doch, ist es nicht der richtige Arzt.