Stummer Herzinfarkt: Symptome erkennen und Folgen vermeiden

Herzinfarkte gehören in Deutschland zu den häufigsten Todesursachen, meist machen sie sich mit deutlichen Symptomen bemerkbar. In diesem Fall ist "lauter" eindeutig besser als "leise". Denn ein stiller Herzinfarkt zeigt wenige bis gar keine Anzeichen. Die Folgen können umso ernster sein, denn wichtiges Herzgewebe stirbt unbemerkt ab. Das macht ihn so gefährlich! Diese Risikogruppe ist von einem stummen Herzinfarkt besonders betroffen.

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Atemnot, starke Brustschmerzen, die oft bis in den Arm ausstrahlen, Kaltschweißigkeit und ein „Vernichtungsgefühl“ – das sind die klassischen Symptome eines Herzinfarkts, oder in der Fachsprache Myokardinfarkts. Wer mit diesen Anzeichen konfrontiert ist, weiß meist schon, dass jede Sekunde zählt und der Notarzt verständigt werden muss.

Seit einigen Jahren ist bekannt, dass sich ein Herzinfarkt bei Frauen mit anderen Symptomen bemerkbar machen kann. Meist sind Übelkeit und Erbrechen, Kiefer-, Hals- oder Rückenschmerzen und Kurzatmigkeit typischere Anzeichen bei Frauen. Was die Wenigsten wissen, ist, dass es auch Herzinfarkte gibt, die unbemerkt bleiben. Betroffene haben bei einem stummen oder stillen Herzinfarkt nur milde Symptome oder zeigen sogar gar keine offensichtlichen Anzeichen dieser gefährlichen Krankheit.

Eine Frau fasst sich an die Brust
Ein stummer Herzinfarkt zeigt kaum oder gar keine Symptome Foto: iStock/m-gucci

Stiller Herzinfarkt: Was ist das?

Mehrere Studien belegen, dass stumme Herzinfarkte fast so oft auftreten wie klassische Herzinfarkte. Nur merkt das Keiner. Erst im Nachhinein werden diese Infarkte bei der Aufzeichnung eines Elektrokardiogramms (EKG) festgestellt. In einer US-Studie wurde festgestellt, dass die Prognose eines stummen Herzinfarkts fast genauso ungünstig ist wie bei einem symptomatischen Infarkt.

Bei einem stummen Herzinfarkt sterben wie beim klassischen Herzinfarkt Teile des Herzmuskels nach und nach ab. Der Grund dafür ist, dass die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, verengt oder sogar ganz verstopft sind. Das passiert an den Stellen, an denen die Gefäßwände durch eine Arteriosklerose durch Plaque oder Kalkablagerungen verengt sind. Auch ein Blutgerinnsel kann die dünnen Gefäße, die das Herz versorgen, verschließen. Je länger die Blutversorgung unterbrochen wird, desto mehr Schäden bleiben am Herz zurück.

Bei einem symptomatischen Herzinfarkt bemerken die Betroffenen die Gefahr durch deutliche Beschwerden wie Engegefühl und starke Schmerzen in der Brust, durch kalten Schweiß, Atemnot, Übelkeit und ein „Vernichtungsgefühl“. So unangenehm diese Beschwerden sind, so rettend können sie sein. Denn sie geben das Zeichen dafür, dass es wirklich bedrohlich ist.

Ein stummer Herzinfarkt hat ernste Folgen

Bei einem stummen Herzinfarkt wird das Herz genauso beschädigt, nur wird es nicht oder nicht rechtzeitig erkannt. Das betroffene Herzgewebe vernarbt und beeinträchtigt die Herzfunktion. Das Tückische ist, dass der Organismus dies bei kleineren Arealen, die betroffen sind, über längere Zeit kompensieren kann. Unbehandelt aber drohen weitere Infarkte, Herzmuskelstörungen, eine Herzinsuffizienz oder gar ein plötzlicher Herztod.

Stummer Herzinfarkt: Diagnose durch aufmerksames Beobachten

Jeder Mensch, auch der vermeintlich gesunde, sollte sich von Zeit zu Zeit aufmerksam beobachten: Hat sich etwas verändert, gibt es Beschwerden, die vorher nicht da waren? Viele Krankheiten machen sich lange vorher bemerkbar, bevor es den „Point of no return“ gibt.

Symptome, die auf einen stummen Herzinfarkt hinweisen, sind:

  • Ungewohnte und häufige Müdigkeit

  • Allgemeines Unwohlsein

  • Atemnot

  • Schwindel und Schwächegefühl

  • Ohnmacht

  • Sodbrennen

  • Kiefer- oder Rückenschmerzen

  • Mangelnde Energie oder Lustlosigkeit

Untypisch sind auch diffus in den Oberbauch ausstrahlende Schmerzen, sodass Verwechslungen mit Entzündungen von Blinddarm oder Gallenblase möglich sind. Oft werden die Symptome eines stummen Herzinfarkts mit Verdauungsbeschwerden oder Zahnschmerzen verwechselt. Typisch ist, dass die milden Symptome beim stummen Herzinfarkt nach einer Weile wieder verschwinden.

Einem stummen Herzinfarkt vorbeugen: Unklare Symptome abklären lassen

Die genaue Beobachtung von Beschwerden kann lebensrettend sein. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt: Wenn Sie unspezifische Symptome wie allgemeine Brustschmerzen, Schwindelgefühl, Atemnot und Abgeschlagenheit an sich entdecken, sollten Sie sich auf jeden Fall medizinisch durchchecken lassen. Denn wenn Engstellen in den Herzkranzgefäßen frühzeitig festgestellt werden, kann das Absterben von Herzmuskelgewebe und daraus entstehende Folgeschäden wie ein stummer Herzinfarkt verhindert werden. 

Stiller Infarkt: Blutwerte wie beim klassischen Infarkt

Wie bei jedem Herzinfarkt können Mediziner:innen den stummen Herzinfarkt anhand eines EKGs erkennen. Zudem gibt es typische Parameter im Blut, die sogenannten Herzenzyme wie Troponin oder Myoglobin, Creatinkinase (CK-MB) oder Lactatdehydrogenase (LDH). Sie werden bestimmt, um einen Herzinfarkt zu erkennen. Einen überstandenen stummen Herzinfarkt kann man darüber hinaus durch bildgebende Verfahren (MRT, CT) erkennen.

Stummer Infarkt: Risikogruppen besonders gefährdet

Wie bei einem herkömmlichen Herzinfarkt gibt es bestimmte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für diese ernste Erkrankung erhöhen: Das sind familiäre Vorerkrankungen, Rauchen, Fettleibigkeit, ein höheres Lebensalter, mangelnde Bewegung und Erkrankungen wie Bluthochdruck und ein erhöhter Cholesterinspiegel.

Stummer Herzinfarkt bei Diabetes

Besonders gefährdet sind Menschen mit Diabetes. Denn diese Stoffwechselkrankheit sorgt zum einen für ein erhöhtes Auftreten von Arteriosklerose, bei der die Blutgefäße verstärkt mit Plaques verengt werden. Zum anderen bemerken Diabetiker:innen Beschwerden und Schmerzen weniger als andere Menschen. Denn sie leiden oft an Neuropathien, also einer veränderten Nervenleitfähigkeit und Sensorik. Das kann dazu führen, dass die Betroffenen den Infarkt gar nicht wahrnehmen. Klagt ein:e Diabetiker:in aber über ungewöhnliche Schmerzen im Brustbereich, sollte das umgehend untersucht werden.

Stummer Herzinfarkt und die Behandlung: Je schneller, desto besser

Die beste Behandlung ist die Vorbeugung und regelmäßige Untersuchung der Herzfunktion. Gerade gefährdete Personen wie Diabetiker:innen oder Menschen mit Arteriosklerose sollten regelmäßige Check-ups machen lassen.

Bei einem Verdacht sollten Betroffene umgehend in ein Krankenhaus gebracht werden. Wie bei einem symptomatischen Herzinfarkt kommt es bei einem stummen Herzinfarkt auf jede Minute an – auch wenn es keine eindeutigen Symptome gibt, ist die Gefahr groß, bleibende Schäden zurückzubehalten oder zu versterben.

Stummer Herzinfarkt: Die Therapie

Die Therapie eines stummen Herzinfarkts entspricht der eines herkömmlichen Infarkts. In der akuten Situation geben Notärzt:innen Sauerstoff, der Oberkörper des Betroffenen wird hochgelagert. Zudem werden Nitrate und blutverdünnende Mittel wie Aspirin oder Heparin gegeben. Im Krankenhaus wird zudem ein Herzkatheter ins Herz geführt, anhand von Kontrastmitteln können Engstellen in den Herzkranzgefäßen erkannt werden.

Stummer Herzinfarkt - wie ist die Lebenserwartung?

Dass man einen stillen Infarkt unbedingt ernst nehmen sollte, zeigen Zahlen zur Lebenserwartung. Einer isländischen Studie zufolge, bei der seit 2004 mehr als 900 ältere Isländer:innen untersucht wurden, konnten die Forschenden bei 17 Prozent der Probanden einen stummen Herzinfarkt nachweisen. Nur 10 Prozent der Studienteilnehmenden hatte einen diagnostizierten Herzinfarkt. Die Verlaufsdaten der Studie beweisen, dass das Sterberisiko der Patient:innen mit einem stummen Infarkt nach drei Jahren noch unverändert gegenüber dem von gesunden Menschen war.

Ab dem vierten Jahr stieg ihr Sterberisiko an. Nach zehn Jahren hatten sie ein genauso hohes Sterberisiko wie Menschen mit festgestelltem Herzinfarkt und im direkten Vergleich mit gesunden Patient:innen war ihr Sterberisiko sogar um 60 Prozent erhöht. Und das Risiko, einen weiteren Herzinfarkt zu bekommen, war ebenfalls erhöht. Ein stummer Herzinfarkt, auch wenn er still und ohne Symptome abläuft, kann schlimme Folgen haben - deswegen können regelmäßige medizinische Untersuchungen lebensrettend sein.