Warum Psychopathen gern Gin Tonic trinken

Schwarzer Kaffee, Radieschen, Gin Tonic – wer diesen Nahrungsmitteln zugetan ist, hat häufiger psychopathische und sadistische Züge, sagt die Wissenschaft. Wie entsteht dieser Zusammenhang?

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Wissenschaftler:innen der Universität Innsbruck stellten in einer 2015 veröffentlichten Studie einen Zusammenhang zwischen der Vorliebe für bitter schmeckende Lebensmittel wie schwarzen Kaffee oder Gin Tonic und „dunklen“ Persönlichkeitszügen fest.

Konkret handelte es sich um Merkmale von Machiavellismus (rücksichtsloses Streben nach Macht), Psychopathie (Unfähigkeit zu Empathie, Gewissen und sozialer Verantwortung), Sadismus (Hang zur Unterdrückung, Demütigung und Misshandlung anderer) und Narzissmus (überhöhter Anspruch an sich selbst, Selbstunsicherheit, Kompensation durch Größenphantasien).

Wer Bitteres mag, hat häufiger „dunkle“ Persönlichkeitszüge

Das Forscherteam um Christina Sagioglou ließ 500 Frauen und Männer eine Liste von Lebensmitteln nach ihren persönlichen Vorlieben bewerten. Auf der Liste befand sich je eine gleiche Anzahl süßer, salziger, saurer und bitterer Speisen und Getränke.

Anschließend füllten die Studienteilnehmer:innen vier unterschiedliche Fragebögen zu ihrer Persönlichkeit aus. Im ersten stuften sie Aussagen zu ihrem Aggressionspotenzial als wahr oder falsch ein – zum Beispiel: „Wenn ich genug provoziert werde, kann es passieren, dass ich jemanden schlage.“ Im zweiten Test wurden zu Machiavellismus, Psychopathie und Narzissmus gehörende Persönlichkeitsmerkmale abgefragt. Im dritten beantworteten die Proband:innen Fragen zu den sogenannten „Big Five“ der Persönlichkeit (Extraversion, Verträglichkeit, Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit und Neigung zu Labilität, Traurigkeit und Ängstlichkeit). Schließlich absolvierten sie einen Test zum sogenannten Alltagssadismus (Sadismus, der sich nicht auf das Sexualleben bezieht). Die Studienautor:innen schrieben:

„Eine generelle Vorliebe für bitteren Geschmack zeigte sich als verlässlicher Vorhersager für Machiavellismus, Psychopathie, Narzissmus und Alltagssadismus.“

Die größte Korrelation fanden die Forscher:innen zwischen der Schwäche für Bitteres und Alltagssadismus. Das Persönlichkeitsmerkmal Verträglichkeit stand dagegen in einem negativen Zusammenhang mit dieser geschmacklichen Vorliebe. Ein zweites Experiment mit 450 Proband:innen bestätigte die Ergebnisse des ersten.

Warum mögen Sadisten gern Bitteres?

Woher der Hang zu bitteren Speisen und Getränken unter Menschen mit sadistischen und narzisstischen Zügen rührt, bleibt offen – allerdings hatten die Studienleite:innen eine Vermutung: Ihrer Meinung nach könnten Betroffene vom Genuss dieser Lebensmittel eine Art Kick gewinnen. Denn einen bitteren Geschmack verbinden wir instinktiv mit Gefahr – die Natur signalisiert damit, dass etwas giftig oder verdorben sein könnte.

Dennoch sollten jetzt nicht alle, die ihren Kaffee schwarz trinken, Sorge haben, ein Psychopath zu sein – denn bei der Studie wurden nur einzelne Persönlichkeitsmerkmale abgefragt. Geschmackliche Vorlieben eignen sich keinesfalls als Diagnosemittel für Persönlichkeitsstörungen.

Quelle:

Sagioglou, C., Greitemeyer, T. (2016): Individual differences in bitter taste preferences are associated with antisocial personality traits, in: Appetite