Demenz durch Viren: Laut Studie erhöhen diese 6 Virusgruppen das Risiko!
Auswertungen von US-Wissenschaftler:innen haben jetzt gezeigt, dass eine Virusinfektion das Risiko erhöht, an Demenz zu erkranken. Diese Virusgruppen sind besonders gefährlich.

Dass das Immunsystem durch eine Virusinfektion geschwächt wird, ist hinreichend bekannt. Vor allem bei älteren Patient:innen ist das eine Gefahr. In schweren Fällen entwickeln manche Betroffene ein chronisches Erschöpfungssyndrom. Einer neuen Studie zufolge könnte sich sogar das Risiko für Demenz erhöhen.
Studie zu Viren und neurodegenerativen Erkrankungen
Expert:innen des National Institutes of Health (NIH) aus den USA haben „mögliche Zusammenhänge zwischen viralen Expositionen und dem Risiko für neurodegenerative Erkrankungen untersucht“, wie es in der im Fachmagazin Neuron veröffentlichten Studie heißt. Im Fokus standen häufige neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, amyotrophe Lateralsklerose (ALS), generalisierte und vaskuläre Demenz, Parkinson und Multiple Sklerose (MS).
Dafür haben die Forschenden die Daten von insgesamt 800.000 Patien:innen aus Großbritannien und Finnland, die über 15 Jahre lang erhoben wurden, mit einer Kontrollgruppe verglichen. Sie entdeckten „45 virale Expositionen, die signifikant mit einem erhöhten Risiko für neurodegenerative Erkrankungen assoziiert sind“, so die Studienautor:innen. 22 dieser Viren wurden genauer untersucht.
Virusinfektion kann laut Studie zu Demenz führen
Demnach fand sich bei viraler Enzephalitis und Alzheimer sowie bei dem Epstein-Barr-Virus und Multipler Sklerose ein deutlicher Zusammenhang. Insgesamt wurden die meisten Assoziationen aber mit Demenz festgestellt. Dabei zeigten sechs Virusgruppen „signifikante Ergebnisse“:
Virale Enzephalitis
Virale Warzen
Influenza und Lungenentzündung
Influenza insgesamt
Virale Lungenentzündung
Andere Viruserkrankungen
In einigen Fällen war das Risiko, eine neurodegenerative Krankheit zu entwickeln, noch bis zu 15 Jahre nach der Infektion erhöht.
Viren überwinden Blut-Hirn-Schranke
Wie die Studienautor:innen weiter ausführten, könne die überwältigende Mehrheit der untersuchten Viren über periphere Nerven oder durch Überschreiten der Blut-Hirn-Schranke in das zentrale Nervensystem eindringen. Dies deute darauf hin, dass diese Viren das Risiko für eine neurodegenerative Erkrankung erhöhen könnten: Da sie die Widerstandsfähigkeit gegenüber Neurodegeneration und die Fähigkeit, komplexe geistige Aufgaben auszuführen verringerten, würden sie zu Entzündungen im Gehirn beitragen. Befindet sich das Gehirn bereits in einem degenerativen Prozess, könnte eine Virusinfektion den Abbau beschleunigen.
Impfungen könnten Demenz-Risiko durch Virusinfektionen vorbeugen
Da es für viele der Viren, die das Risiko einer neurodegenerativen Erkrankung erhöhen, eine Impfung gibt – zum Beispiel gegen Influenza, Gürtelrose und Lungenentzündung – könnten Schutzimpfungen die Gefahr minimieren.
Zwar würden sie nicht alle Krankheitsfälle verhindert, aber die Zahl schwerer Verläufe und Krankenhausaufenthalte würden drastisch gesenkt. Dies würde dann das Risiko, im späteren Leben Demenz, Alzheimer, Parkinson oder andere neurodegenerative Krankheiten zu entwickeln, deutlich reduzieren.
Dazu seien jedoch weitere Untersuchungen notwendig, genauso wie zum Zusammenhang zwischen Virusinfektionen in jüngerem Alter und der Gefahr einer späteren neurodegenerativen Erkrankung, so die Studienautor:innen.
Quelle:
Virus exposure and neurodegenerative disease risk across national biobanks, in: cell.com