Studie: Lärmbelästigung als Auslöser für Depressionen

Ständiger Straßenlärm oder Flugzeuge, die gefühlt im Minutentakt übers Haus fliegen, sind ohnehin schon recht nervig. Wie sehr sich die Geräuschkulisse aber auf die Gesundheit und vor allem auf die Psyche niederschlagen, das hat eine aktuelle Untersuchung des Umweltbundesamtes (Uba) herausgefunden. Alle Infos!

Frau hält sich wegen Lärm mit Kissen die Ohren zu
Eine hohe Lärmbelästigung kann zu Schlafstörungen führen Foto: iStock/Red Stock
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Wer direkt an einer stark befahrenen Hauptstraße, neben Bahnschienen oder in der Nähe eines Flughafens wohnt, kennt die Geräuschkulisse. Aber kann man sich wirklich an diesen Lärm gewöhnen und diesen einfach „abschalten“? Scheinbar nicht, denn wie sehr der Lärmpegel unsere Gesundheit beeinflusst, wurde nun in einer Studie des Umweltbundesamtes untersucht.

Lärmpegel lässt Risiko für Depressionen steigen

Steigt der Lärmpegel, schlägt sich das nicht nur auf die sinkende Lebensqualität nieder, sondern auch auf die Gesundheit. Laut der Untersuchung des Umweltbundesamtes steigt das Risiko, an einer Depression zu erkranken, wenn der Lärm um 10 Dezibel zunimmt, bei

  • Straßenlärm um vier Prozent

  • Schienenlärm um fünf Prozent

  • Fluglärm um elf Prozent.

Aber nicht nur das Erkrankungsrisiko für Depressionen steigt, sondern auch das für eine Angststörung. Der Studie nach steigt das Risiko bei einem Lärmanstieg von 10 Dezibel bei Straßen- und Schienenlärm um drei Prozent, bei Fluglärm sogar um 15 Prozent!

Was sind Dezibel?

Mit Dezibel (dB) wird weltweit die Lautstärke eines Geräusches bzw. die Stärke des Schalls angegeben. Weist ein Geräusch viele Dezibel auf, wird es vom menschlichen Gehör als sehr laut und unter Umständen als unangenehm empfunden.

Die Hörschwelle des menschlichen Gehörs entspricht 0 dB. Bei 130 dB hingegen ist die Schmerzgrenze erreicht.

Körperliche Leiden durch zu hohen Lärm

Zu hoher Lärm kann nicht nur psychische Erkrankungen auslösen, sondern auch körperliche Symptome hervorrufen.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) wird ab 25 Dezibel bereits die Schlafqualität beeinträchtigt. Konzentrationsstörungen sind oftmals die Folge.

Ab 65 Dezibel steigt langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem wurden in verschiedenen wissenschaftlichen Studien ab 65 Dezibel Änderungen in Stoffwechsel und Hormonhaushalt nachgewiesen, ebenso Änderungen der Gehirnstromaktivität. Auch Schlafstörungen und eine vermehrte Hormonausschüttung durch Stress wurden durch den erhöhten Lärmpegel hervorgerufen.

Ab 85 Dezibel (etwa die Lautstärke einer Stadtautobahn) kann es bei jahrelanger Geräuschbelastung sogar zu einer Innenohrschädigung kommen.

Zu viele Menschen sind dauerhaftem Lärm ausgesetzt

Dem Umweltbundesamt nach sind aktuell etwa 2,3 Millionen Menschen in Deutschland tagsüber einer Geräuschkulisse von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt. Und auch nachts sind etwa 2,6 Millionen Menschen von einem Lärmpegel von mehr als 55 Dezibel betroffen.

Das Gesundheitsrisiko, das in Deutschland von Lärm ausgeht, wie nach wie vor unterschätzt. „Viele Menschen sind hohen Lärmbelastungen ausgesetzt, die ihre Gesundheit beeinträchtigen und die Lebensqualität mindern. Unsere Städte ruhiger und damit attraktiver zu machen, ist deshalb eine wichtige Aufgabe für Wissenschaft und Politik“, fordert Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes.

Forderung nach mehr Lärmschutz

Um das Risiko für Erkrankungen, die durch erhöhten Lärm ausgelöst werden, zu senken, empfiehlt das Umweltbundesamt Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Städten einzuführen. Ebenso sollen die Bürger besser vor nächtlichem Lärm geschützt werden. Das gilt besonders für Menschen, die nah an Bahnschienen leben und nachts von vorbeirauschenden Zügen geweckt werden. Zudem sollte es in der Zeit von 22 bis 6 Uhr an Flughäfen, die in der Nähe von dichter Besiedlung liegen, keinen regelmäßigen Flugverkehr mehr geben.

Quellen:

Lärmbelästigung: umweltbundesamt.de

Lärmwirkung, in: bmuv.de