Studie: Kann eine neue Spritze gegen Bluthochdruck helfen?
US-Forschende testen derzeit ein Mittel gegen Bluthochdruck, das per Spritze verabreicht wird und lange wirken soll. Für Patient: innen wäre das eine Sensation. Doch kann das Medikament wirklich helfen?

Rund vier Millionen Menschen leiden laut der Deutschen Herzstiftung in Deutschland an Herzinsuffizienz. Etwa 70 Prozent davon sind die Folge der koronaren Herzkrankheit und von anhaltendem Bluthochdruck. Nun gibt es neue Hoffnung für Betroffene: Laut einer Studie könnte ein neues Mittel namens Zilebesiran über Monate die Tabletten ersetzen. Worum es sich dabei genau handelt.
Spritze gegen Bluthochdruck: Bisherige Therapie nicht ausreichend
Ein Team unter Leitung von Dr. Akshay Desai vom Brigham and Women's Hospital in Boston, USA, hat in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Alnylam Pharmaceutics erste Untersuchungen – eine sogenannte Phase-1-Studie – zu einem neuen Medikament gegen Bluthochdruck unternommen. Die Forschenden wollten ein Mittel entwickeln, das längerfristig wirkt, da die bislang zur Verfügung stehenden blutdrucksenkende Behandlungsoptionen trotz ihrer Wirksamkeit nicht ausreichend helfen. Der Grund:
Fast die Hälfte der Patient:innen erreiche die empfohlenen Blutdruckziele nicht, so dass ein Restrisiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Fortschreiten von Nierenerkrankungen und der Sterblichkeit fortbestehe, so Dr. Desai.
Ist der Blutdruck dauerhaft zu hoch, erhöht sich der Widerstand in den Blutgefäßen, was zu einer geringeren Blutversorgung des Herzmuskels führen kann. Zudem wird das Herz stark belastet, es muss mehr pumpen, um den Blutkreislauf in Gang zu halten. Dadurch verdickt sich der Herzmuskel. Beides schwächt das Herz auf Dauer nachhaltig und führt zur Herzinsuffizienz.
Studie: Neue Bluthochdruckspritze wirkt sechs Monate
Bei dem neuen Mittel namens Zilebesiran handelt es sich um ein sogenanntes RNAi-Therapeutikum, das sich natürliche zelluläre Prozesse zunutze macht und die Produktion krankheitsverursachender Proteine reduzieren kann. Zilebesiran hemmt das Protein Angiotensinogen (AGT). Dieses steht in Zusammenhang mit der Blutdruckregulierung – wird es gehemmt, sinkt der Blutdruck. Angst vor einer genetischen Wirkung braucht man nicht zu haben, das Mittel greift nicht in den Zellkern ein.
In den Tests zeigte sich, dass Zilebesiran im Vergleich zu Placebos eine Blutdruckkontrolle mit konstanter und dauerhaften Blutdrucksenkung über 24 Stunden bewirkte, die nach einer Einzeldosis bis zu sechs Monate anhielt. Nebenwirkungen traten nicht auf, bis auf typische vorübergehende Reaktionen an der Einstichstelle.
Neues Mittel gegen Bluthochdruck ist vielversprechend
Da der Wirkstoff aus Eiweißen besteht, kann er nicht als Tablette verabreicht werden – die Proteine würden sich im Magen sofort auflösen und ihre Wirkung verlieren. Deshalb ist die Methode der Wahl in diesem Fall eine Injektion.
Der Mediziner Akshay Desai ist von der Wirkung überzeugt: Er hält die Daten für sehr vielversprechend, sie deuteten auf eine potenzielle Rolle von Zilebesiran bei der Behandlung von Bluthochdruck durch einen neuartigen, subkutan verabreichten Ansatz zum Stummschalten von Genen hin.
Künftige klinische Studien müssten jedoch zusätzliche Erkenntnisse über das Potenzial dieses Ansatzes liefern. Daher werden Sicherheit und Wirksamkeit von Zilebesiran derzeit in einem Phase-2-Programm untersucht. Ergebnisse zur Spritze gegen Bluthochdruck werden Mitte bis Ende 2023 erwartet.
Quellen:
Zilebesiran, an RNA Interference Therapeutic Agent for Hypertension, in: nejm.org
Herzschwäche durch Bluthochdruck: Was tun gegen das Hochdruckherz?, in: herzstiftung.de