Stress besser verstehen – so funktioniert das Stress-System

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Wie funktioniert das Stress-System unseres Körpers? Welche Krankheiten werden durch Stress verursacht? Und gibt es eigentlich auch gesunden Stress?

Stress besser verstehen – so funktioniert das Stress-System

Wie funktioniert das Stress-System unseres Körpers? Welche Krankheiten werden durch Stress verursacht? Und gibt es eigentlich auch gesunden Stress? Der große Stress-Atlas klärt auf über eines der wichtigsten Systeme unseres Körpers – von Kopf bis Fuß.

Nicht nur in Notsituationen zieht das Stress-System die Fäden im Körper. Wer ahnt schon, dass er ohne sein inneres Stress-Programm nicht einmal morgens aufstehen könnte? Mediziner erforschen derzeit eine geheime Macht im menschlichen Organismus, die ihn an alle Gegebenheiten des Lebens anpasst: das Stress-System.

Stress-System macht uns überlebensfähig

Dank dieses Stress-Systems, sagen die Wissenschaftler, sind wir überhaupt überlebensfähig: Es treibt uns zu Höchstleistungen, ist die Quelle unserer Energie. Und ohne würden wir an Erschöpfung sterben. Die Schattenseite: Wird das Stress-System durch chronischen Stress überreizt, kann es sich gegen uns richten. Dann wird es zu einem tödlichen Feind.

Was passiert bei dauerhaft hohem Stress?

Nimmt die Stressbelastung nicht ab, tritt der Körper in eine Art verzweifelten Widerstand. Er beginnt, sich massiv zur Wehr zu setzen. Blutfettwerte und Blutzuckerspiegel bleiben konstant hoch, um die Energieversorgung des Organismus zu sichern. Es fließt viel mehr Energie in die Blutbahnen, als verbraucht wird. Das macht auf Dauer nicht nur dick, sondern steigert auch das Risiko, dass sich Fette an den Gefäßwänden ablagern und die Gefahr eines Schlaganfalls erhöhen.

 An anderen Stellen kommt die Versorgung dagegen zu kurz: Die Durchblutung von Haut und Verdauungsorganen wird heruntergefahren, sie werden empfindlich und anfällig für Infektionen.

Der Körper kämpft gegen sein eigenes Stress-System

Der Organismus greift jetzt so lange auf seine Reserven zurück, bis sein Limit erreicht ist. Im schlimmsten Fall kommt es zur totalen Erschöpfung und zu Folgekrankheiten: Das Stresshormon Cortisol wird zum inneren Feind. Anstatt die Stressreaktion wie bei Gesunden nach und nach abzubremsen, blockiert es die körpereigenen Abwehrreaktionen und schwächt damit den Organismus. Der Körper kämpft einen erbitterten Kampf gegen sein eigenes Stress-System. Dabei ist dessen Bestimmung im Ursprung eine ganz andere.



Wie sieht ein perfekt funktionierendes Stress-System aus?

Schon als unsere Vorfahren durch die Wälder streiften, mussten sie ständig auf der Hut sein. Um hier zu bestehen, brauchte der Mensch ein System, das ihm alle für Kampf und Flucht wichtigen Ressourcen zur Verfügung stellt, ihn dann aber auch schnell in den Ruhezustand zurückkatapultiert. „Das Stress-System leistet genau das. Es ist die Exekutive im Machtzentrum Gehirn, die über hormonelle Signalketten vom Gehirn zum Körper und wieder zurück alle lebenswichtigen Prozesse steuert und überwacht,“ 

erklärt Stressforscher Professor Achim Peters von der Universitätsklinik Lübeck.

Das Stress-System kann überreagieren

„Stress ist ein zweischneidiges Schwert“, sagt der Stressforscher Bruce McEwan von der Rockefeller University – „wir brauchen ihn, um einen einzigen Tag zu überleben. Gleichzeitig kann er Menschen zum Verhängnis werden.“ Das zeigt sich besonders dann, wenn die Stressreaktion überschießt.

 Allerdings kann das Stress-System auch durch einen Schock mindestens vorübergehend überreagieren.



Ist Stress immer schlecht?

Stressoren, also Auslöser von Stress, werden von jedem Menschen anders wahrgenommen. Situationen, die manche Menschen als Bedrohung betrachten (Distress), treiben andere positiv an (Eustress). Menschen, die selbst großen Stress als Eustress wahrnehmen, erkranken nicht daran. Amerikanischen Forschern zufolge ist es die beste Methode, Stress zu bewältigen, ihm offensiv entgegenzutreten. Jeder sollte hinterfragen, ob er die stressige Situation nicht zu seinem Vorteil positiv umdeuten kann.



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