Stiller Burnout: 9 Warnzeichen
Ein stiller Burnout schleicht sich leise an und bleibt deswegen häufig unbemerkt. Gerade darum sollte jede:r die Warnzeichen kennen, um rechtzeitig gegensteuern zu können.
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Was ist ein stiller Burnout? Wie kommt es dazu? Und wie macht er sich bemerkbar – auch wenn er „still" ist? Neun Warnzeichen deuten darauf hin, dass die Psyche sich auf dem Weg zur totalen Erschöpfung befindet.

Was ist ein „stiller Burnout“?
Die Fähigkeit abzuschalten ist ein Schutzmechanismus des Körpers. Stress, Probleme und permanenter Zeitdruck können allerdings dazu führen, dass diese Fähigkeit verloren geht. Das ist bei einem sogenannten Burnout der Fall. Der stille Burnout hat die Besonderheit, dass er zunächst keine spürbaren Symptome hervorruft und darum lange unerkannt bleibt.
Mediziner:innen bezeichnen damit die Vorstufe der totalen emotionalen Erschöpfung. Interessanterweise trifft ein stiller Burnout vor allem Menschen, die in Beruf, Familie und in der Freizeit ein hohes Maß an Engagement zeigen.
Stiller Nervenzusammenbruch: Symptome des stillen Burnouts
Wie der Name schon erahnen lässt, entwickelt sich ein stiller Burnout nicht über Nacht, sondern schleichend. Meist werden bei einem stillen Nervenzusammenbruch die Symptome zunächst gar nicht wahrgenommen. Es gibt jedoch neun typische Warnsignale, die es Betroffenen und Angehörigen leichter machen, einen stillen Burnout frühzeitig zu erkennen.
1. Ungeduld und Gereiztheit
Selbst auf scheinbar kleine Schwierigkeiten und Missgeschicke im Alltag wie die Warteschlange an der Kasse oder ein zerbrochenes Glas reagieren Betroffene ungewöhnlich gereizt: Bissige oder zynische Bemerkungen und plötzliche Wutanfälle aufgrund einer fehlenden Frustrationstoleranz sind Alarmsignale für einen psychischen Erschöpfungszustand.
2. Erhöhte Geräuschempfindlichkeit
Das überreizte Gemüt macht sich häufig durch eine erhöhte Lichtempfindlichkeit bemerkbar. Auch eine verstärkte Geräuschempfindlichkeit ist bei Burnout typisch. Dabei können bereits normale Geräusche im Alltag stören, zum Beispiel das Summen der Klimaanlage, klirrendes Geschirr oder der tickende Sekundenanzeiger der Uhr. Aufhorchen sollte man vor allem dann, wenn die Empfindlichkeit gegenüber Licht und harmlosen Geräuschen plötzlich auftritt.
3. Nicht nein sagen können
Die eigenen Bedürfnisse werden immer häufiger zurückgestellt, was mit einem überhöhten Pflichtbewusstsein einhergeht. Ob auf der Arbeit, bei der Kindererziehung oder im Haushalt – Betroffene übernehmen sich mit Aufgaben und Verpflichtungen und machen Überstunden, weil sie sich für alles und jeden verantwortlich fühlen.
4. Unendlich lange To-Do-Listen
Das überhöhte Pflichtgefühl führt dazu, dass die To-do-Listen der Betroffenen immer länger werden und schließlich von ihnen selbst nicht mehr überblickt werden können. Im Alltag haben sie häufig das Gefühl, ihren zahllosen Aufgaben nicht mehr Herr werden zu können. In der Folge entsteht ein Gefühl der Überforderung und der Hoffnungslosigkeit.
5. Innere Unruhe und Unkonzentriertheit
Paradoxerweise zeigt sich die allmähliche psychische Erschöpfung in vielen Fällen nicht etwa durch Antriebslosigkeit, sondern durch ein hohes Aktivitätslevel. Die Betroffenen stehen ständig unter Strom und suchen sich krampfhaft eine Beschäftigung, um zu verdrängen, dass es ihnen schlecht geht.
6. Negative Gedankenspiralen
Die gedankliche Beschäftigung mit unangenehmen, Ängste oder Sorgen auslösenden Dingen ist Symptom und zugleich Ursache eines Burnouts. Negative Gedankenspiralen und ständiges Grübeln entziehen nicht nur wertvolle Energie. Sie sind auch typische Symptome einer Depression, die am Ende eines Burnouts steht und bereits in der Frühphase auftreten kann.
7. Schlafstörungen
„Was muss ich morgen alles erledigen? Welche Termine stehen an? Was darf ich auf keinen Fall vergesseb“ Diese Fragen beschäftigen einen vor allem dann, wenn Körper und Geist nach Ruhe und Entspannung verlangen – abends im Bett. Einschlafprobleme kommen bei einem stillen Burnout häufig vor. Betroffene Können zudem unter einem Nachtschreck leiden, weil sie selbst im Schlaf keine Ruhe mehr finden.
8. Psychosomatische Beschwerden
Wenn Stresshormone nicht abgebaut werden, wirkt sich das zwangsläufig auf den Körper aus: die Muskeln verspannen sich, die Atmung wird flacher, die Verdauung stockt. Typischerweise kommt es bei einem stillen Burnout daher zu körperlichen Beschwerden wie chronische Verspannungen, Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit und Magen-Darm-Probleme.
9. Sozialer Rückzug
Auch durch einen schrittweisen sozialen Rückzug kann sich ein stiller Burnout äußern: Der Kontakt zu Freunden und Familie wird vernachlässigt, Verabredungen kurzfristig abgesagt und Termine verschoben. In einer späteren Phase kann das so weit gehen, dass Betroffene ihr Haus nicht mehr verlassen.
Stiller Burnout: Test zur Selbsteinschätzung
Wer den meisten der folgenden Aussagen zustimmen kann, leidet möglicherweise an einem stillen Burnout:
Ich habe das Gefühl, weniger leisten zu können als früher.
Meine beruflichen und privaten Verpflichtungen wachsen mir über den Kopf.
Ich fühle mich überfordert und habe das Gefühl, den Erwartungen anderer nicht mehr gerecht zu werden.
Selbst kleine Schwierigkeiten oder Missgeschicke werfen mich häufig aus der Bahn.
Ich bin licht- und/oder geräuschempfindlicher als früher.
Ich bin häufig schlecht gelaunt, zynisch oder abwertend, wenn ich über mich selbst und andere spreche.
Dieser Test dient nur zur Selbsteinschätzung und kann einen stillen Burnout nicht sicher diagnostizieren – dafür ist ein Arztbesuch notwendig.
Stiller Burnout: Krankschreibung ist gerechtfertigt
Wenn Betroffene Anzeichen eines stillen Burnouts bei sich bemerken, sollten sie rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen. Als erster Schritt ist eine Krankschreibung eine sinnvolle Maßnahme. In keinem Fall sollten Betroffene aus Scham vor der Burnout-Krankschreibung zurückschrecken. Denn ein Burnout ist eine ernstzunehmende Erkrankung und wie bei anderen Erkrankungen sind auch hier Schonung und Erholung unerlässlich, um eine Genesung zu ermöglichen.
So lässt sich einem Burnout vorbeugen
Werden die Anzeichen des stillen Burnouts nicht rechtzeitig erkannt, kommt es irgendwann zu einem ausgewachsenen Burnout. Darum ist es extrem wichtig, bei den ersten Anzeichen Stress abzubauen und seine Resilienz zu stärken. Dazu gehören:
Ruheinseln im Alltag und ein Ausgleich zur Arbeit, etwa durch Sport und andere Hobbys
Arbeit abgeben und um Hilfe bitten, um das persönliche Arbeitspensum zu reduzieren
Täglich etwas tun, was Freude bereitet: eine Folge der Lieblingsserie gucken, Kochen oder Lesen
Regelmäßige Bewegung wie Laufen, Fahrrad fahren oder Schwimmen
Entspannungsmethoden wie Yoga, Meditation und autogenes Training
Anti-Stress-Methoden können zwar bei einem stillen Burnout helfen. Ist jedoch der Leidensdruck hoch und bringen diese Maßnahmen keine Besserung, sollten Sie in jedem Fall professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und eine Behandlung gegen den stillen Burnout in Betracht ziehen.
Weitere Tipps, um Burn-out zu erkennen und diesem vorzubeugen, gibt es in diesem Video:
Wenn Sie sich ständig erschöpft und ausgebrannt fühlen, sollten Sie einen Termin bei Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin vereinbaren und darüber sprechen. Ein unbehandeltes Burnout-Syndrom birgt die Gefahr für psychische Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel Angsterkrankungen, Depression oder auch Drogensucht.
Bei akuten Sorgen oder Ängsten können Sie sich jederzeit anonym an die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 116 123 wenden. Über Behandlungsmöglichkeiten informiert zum Beispiel die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) unter der Telefonnummer 0800 0 11 77 22. Auch Psychologische Beratungsstellen stehen Betroffenen zur Seite.
Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber Burnout-Symptome bei anderen bemerken, nehmen Sie diese Symptome ernst und helfen ihm/ihr ggf. dabei, professionelle Hilfe zu suchen. Besteht akute Krisensituation, verständigen Sie sofort den Rettungsdienst unter 112 oder fahren Sie in eine psychiatrische Notaufnahme.