Stiftung Warentest: 83 von 141 hormonellen Verhütungsmitteln im Test für „ungeeignet“ befunden
Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille, Spiralen, Ringe oder Pflaster sind laut Stiftung Warentest selten empfehlenswert. Im Gegenteil: Nur 58 von 141 aktuell getesteten Mittel erhielten das Prädikat „geeignet“. Der Grund für das schlechte Abschneiden der Verhütungsmethoden überrascht.
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Der aktuelle Bericht der Stiftung Warentest zu hormonellen Verhütungsmethoden („test“-Ausgabe 4/2021) wirft ein schlechtes Licht auf Verhütungsmittel wie Pille, Spirale oder Pflaster. Von 141 untersuchten hormonellen Verhütungsmitteln würden die Arzneimittelexperten der gemeinnützigen Verbraucherorganisation gerade einmal 58 empfehlen. 83 hormonelle Mittel zur Empfängnisverhütung schnitten im Ergebnis als „ungeeignet“ ab.
Stiftung Warentest: Nicht die Wirksamkeit ist das Problem
Wie sicher eine Verhütungsmethode ist, lässt sich am Pearl-Index ablesen. Der Wert gibt an, zu wie vielen unerwünschten Schwangerschaften es kommt, wenn 100 Frauen ein Jahr lang eine bestimmte Verhütungsmethode anwenden. Je kleiner der Wert, desto sicherer die Methode.
In ihrem Test wiesen die Experten von Stiftung Warentest darauf hin, dass die von ihnen untersuchten hormonellen Verhütungsmethoden einen sehr niedrigen Pearl Index aufweisen. Es kommt also selten zu ungewollten Schwangerschaften.
- Pearl-Index Pille: 0,1 bis 0,9
- Pearl-Index Minipille: 0,3 bis 8 (bei nicht zeitgerechter Einnahme)
- Pearl-Index Hormonspiralen: 0,2
- Pearl-Index Kupferspiralen: 0,1 bis 1,5
- Pearl-Index Spritze: 0,3 bis 3
- Pearl-Index Implantat: 0 bis 0,1
- Pearl-Index Vaginalring: 0,4 bis 0,7
- Pearl-Index Verhütungspflaster: 0,7 bis 0,9
Was beim aktuellen Test überrascht: Das schlechte Abschneiden der Verhütungsmethoden lag nicht etwa an einer mangelnden Wirksamkeit. Das Problem ist laut Stiftung Warentest die Verträglichkeit vieler hormoneller Verhütungsmethoden.
Die Pille als hormonelle Verhütungsmethode
Unter den 141 getesteten hormonellen Verhütungsmitteln befanden sich über 100 Antibabypillen. In puncto Verträglichkeit machen sich die meisten Frauen Gedanken um das erhöhte Thromboserisiko, dass die Pille auslösen kann. Stiftung Warentest kommt zu dem Schluss:
Als „geeignet“ werden Einphasenpräparate mit wenig Östrogen und Dreistufenpräparate beurteilt, wenn sie als Gestagen Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat enthalten. Das Risiko dieser Gestagene für eine Venenthrombose oder Lungenembolie ist bekannt, gut einschätzbar und geringer als bei anderen Gestagenen.
Mit Blick auf die Minipille bewerten die Experten Verhütungsmittel mit Levonorgestrel als „zur Verhütung geeignet“, Präparate mit Desogestrel hingegen nur als „mit Einschränkung geeignet“.
Die Spirale schneidet gut ab im Test
Die von Stiftung Warentest untersuchten Hormon- und Kupfer-Spiralen schnitten im Test gut ab und erhielten das Prädikat „Zur Verhütung geeignet“. Spiralen erhöhen das Thromboserisiko nicht und setzen gleichzeitig nur kleinste Mengen Gestagen frei. Stiftung Warentest empfiehlt diese hormonelle Verhütungsmethode allerdings mit Einschränkung: „Spiralen werden vor allem Frauen empfohlen, die schon ein Kind geboren haben. Denn es besteht ein erhöhtes Risiko für eine Beckenentzündung, die die Fruchtbarkeit beeinflussen kann.“
Dreimonatsspritze und Hormon-Implantat: Nur im Ausnahmefall
Sowohl die Dreimonatsspritze (Verhütungsspritze) als auch Implantate zur Verhütung gehören laut Test nicht zu den Standardarzneimitteln. Grund hierfür sind bei der Dreimonatsspritze Nebenwirkungen wie eine mögliche Verringerung der Knochendichte. Beide Methoden sind außerdem extrem unflexibel, sollten Unverträglichkeiten auftauchen.
Stiftung Warentest empfiehlt diese hormonellen Verhütungsmethoden „Frauen, die keine Östrogene vertragen, häufig Magen-Darm-Erkrankungen haben oder für die regelmäßige Einnahmezeiten schwierig sind.“
Vaginalring und Verhütungspflaster: Höheres Thromboserisiko als bei der Pille
Die getesteten Vaginalringe und Verhütungspflaster konnten die Arzneimittelexperten von Stiftung Warentest nicht überzeugen. Das Problem: In beiden Fällen bestünde „der ernsthafte Verdacht“, dass die Mittel mit einem höheren Thromboserisiko verbunden seien als Antibabypillen mit geringem (0,03 mg) oder sehr geringem (0,02 mg) Estrogengehalt.
Auch mögliche Hautreizungen durch die Pflaster und Reizungen der Scheide durch die Ringe ergaben Minuspunkte. Ebenso die Tatsache, dass die Wirkweise von Vaginalring und Verhütungspflaster bei stark übergewichtigen Frauen oder Frauen, die rauchen, nicht mehr als gesichert angesehen werden kann. „Wenig geeignet“ deswegen hier das Prädikat.
Die Ergebnisse von Stiftung Warentest zeigen, wie unterschiedlich hormonelle Verhütungsmittel und Verhütungsmethoden gewählt werden müssen – abgestimmt auf die jeweilige Frau, die sie anwendet.
Quelle:
Verhütungsmethoden: So funktionieren sie und so sicher sind sie, in: test.de