Stevia – Dickmacher mit null Kalorien?

Cola-Zero-Dose
Wer glaubt, zuckerfreie Produkte seien immer gesünder, liegt falsch – so das Ergebnis einer aktuellen kanadischen Studie Foto: iStock

Wer abnehmen will, sollte Zucker meiden und stattdessen zu Süßstoff wie Stevia oder Aspartam greifen, so lautet eine weit verbreitete Annahme. Doch die ist falsch – darauf deutet eine aktuelle kanadische Studie hin.

Um herauszufinden, wie sich künstliche Süßstoffe wie beispielsweise Stevia langfristig auf das Körpergewicht auswirken, werteten Wissenschaftler der University of Manitoba im kanadischen Winnipeg 37 Studien mit insgesamt über 400.000 Probanden aus, die im Schnitt zehn Jahre lang begleitet wurden.

Das Ergebnis der Auswertung: Süßstoff hilft nicht beim Abnehmen – auf lange Sicht erhöht er sogar das Risiko für Gewichtszunahme, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und Herzerkrankungen.

Warum macht Süßstoff dick?

Wie ist es möglich, dass Süßstoffe, die nahezu keine Kalorien haben, dick machen und dem Herz schaden? Eine endgültige Antwort darauf kann die kanadische Studie nicht geben, da Ursache und Wirkung nicht gezielt untersucht wurden. Allerdings gibt es unter Medizinern Vermutungen, woher der Dickmacher-Effekt des Süßstoffs rührt.

Der Lübecker Hirnforscher Achim Peters ist überzeugt: „Nehmen wir statt Zucker den künstlichen Süßstoff zu uns, leiten die Geschmacksknospen auf unserer Zunge das Signal „süß“ ans Gehirn weiter. Das jedoch stellt nach zehn Minuten fest: Es bekommt keine Glukose, sondern Chemie. Es fordert neue Energie an. „Wenn wir unser Gehirn mehrfach durch Süßstoffe getäuscht haben, reagiert es gereizt und ruft den Energienotstand aus – der führt dann zu Plan B. Und Plan B heißt: mehr essen“, erklärt Prof. Peters.

Eine weitere Erklärung liefert der sogenannte Light-Produkte-Effekt: Demnach nimmt man von Light-Produkten deutlich mehr zu sich, weil der Körper das Gefühl hat, mehr Energie aufnehmen zu müssen – und weil der Konsument glaubt, sich gesund zu ernähren und darum nicht auf die Menge achten zu müssen. Dabei enthalten Light-Produkte gar nicht zwingend weniger Zucker. Die Bezeichnung „light“ bedeutet lediglich, dass das Produkt 30 Prozent weniger Fett ODER Zucker enthält.

„Bis die Langzeiteffekte von künstlichen Süßstoffen auf die Gesundheit in vollem Umfang ermittelt sind, ist Vorsicht angebracht“, sagt Studienautor Dr. Meghan Azad. Sie führt mit ihrem Team aktuell eine Studie durch, um herauszufinden, wie sich der Konsum von künstlichen Süßstoffen in der Schwangerschaft auf das Ungeborene auswirkt.