Stärkere Allergiesymptome durch Östrogen: Wie Zyklus und Allergie zusammenhängen

Hormonschwankungen während des weiblichen Zyklus können sich nicht nur negativ auf die Stimmung und das allgemeine Wohlbefinden, sondern auch auf Allergien auswirken. Grund dafür ist das weibliche Sexualhormon Östrogen, das auf die Histaminproduktion des Körpers einwirkt. Alle wichtigen Details.

Frau mit Allergie
Während des Zyklus können Allergiesymptome stärker auftreten Foto: iStock/g-stockstudio

Wenn im Frühling Bäume und Pflanzen blühen, haben Pollenallergiker:innen zu kämpfen. Viele Frauen beobachten dabei einen scheinbar ungewöhnlichen Zusammenhang: Ihre Allergiesymptome verstärken sich kurz vor und zu Beginn ihrer Menstruation. Woran liegt das?

Allergie: Östrogen vs. Testosteron

Eine zunächst eher zufällige Beobachtung hat die Wissenschaft darauf gebracht, dass weibliche und männliche Sexualhormone einen Einfluss auf Allergien – nicht nur Pollenallergien – haben. So leiden im Kindesalter deutlich mehr Jungen unter Allergien und Asthma als Mädchen. Mit dem Beginn der Geschlechtsreife – also mit dem Moment, in dem Mädchen vermehrt Östrogen und Jungs Testosteron bilden – dreht sich dieses Verhältnis und Mädchen sind häufiger von Allergien und Asthma betroffen. Nach der Menopause mit abfallendem Östrogenspiegel bessern sich die Symptome der Frauen meist. Da das männliche Sexualhormon Testosteron schützend vor Allergenen wirkt, verläuft die Kurve bei Jungen und Männern genau andersherum. Als junge Erwachsene sind sie seltener und weniger schlimm von Allergien betroffen. Nimmt der Testsosteronspiegel im Alter ab, erkranken viele Männer häufiger.

Östrogen beeinflusst Histamin

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Östrogen Einfluss auf unser Immunsystem, genauer gesagt auf die Mastzellen, hat. Mastzellen setzen bei Bedarf Histamin frei, ein Botenstoff, der maßgeblich an allergischen Reaktionen und Entzündungsprozessen beteiligt ist. Diese Zellen sitzen im Magen-Darm-Trakt, in der Haut und den Atemorganen, sowie in der Gebärmutter und den Eierstöcken.

Das weibliche Sexualhormon löst mehrere negative Histamin-Mechanismen aus. Zum einen aktiviert Östrogen Mastzellen und setzt so eine verstärkte Histaminausschüttung in Gang. Zum anderen schwächt Östrogen das Enzym DAO, das Histamin im Körper abbaut. Zusätzlich kommt es zu einer Wechselwirkung zwischen Histamin und Östrogen: Das Hormon löst eine vermehrte Histaminbildung aus, während gleichzeitig das Histamin die Eierstöcke stimuliert, die daraufhin mehr Östrogen produzieren.

Stärkere Allergiesymptome durch Östrogen

Durch das Zusammenspiel von Östrogen und Histamin erleben viele Frauen zu bestimmten Zeiten ihres Zyklus stärkere Allergiesymptome. Gerade zum Zyklusbeginn ist der Östrogenspiegel hoch und damit steigt auch der Histaminspiegel. Bestehende Allergien oder Atemwegserkrankungen wie Asthma können sich in dieser Zeit mit deutlich stärkeren Symptomen bemerkbar machen. Schwangere kennen dieses Phänomen als Schwangerschaftsschnupfen. Expert:innen raten betroffenen Frauen dazu, während ihres Zyklus etwaige Notfallmedikamente stets griffbereit zu haben.

Was ebenfalls helfen kann, ist eine histaminarme Ernährung während des Zyklus, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten. In welchen Lebensmitteln kein Histamin steckt und welche man meiden sollte, haben wir in einem anderen Artikel zusammengefasst: Lebensmittel mit Histamin: Was darf man essen und was nicht?. Stärkere Allergiesymptome durch Östrogen und Histamin lassen sich damit zwar nicht komplett vermeiden, jedoch gezielt lindern.

Quellen:

Frauen leiden öfter und heftiger unter Allergien und mehr unter Asthmasymptomen als Männer, in: Medizinische Universität Wien

Hormone und Histaminintoleranz, in: Histaminikus