Ständiger Stuhldrang: Ursachen und was man tun kann

Sobald der Darm gefüllt ist, verspüren wir Stuhldrang – das ist meist einmal am Tag oder mehrmals die Woche der Fall. Doch manche Menschen leiden unter ständigen Stuhldrang. Die Ursachen sind oftmals psychischer Natur. Aber auch Erkrankungen des Verdauungstrakts kommen infrage.

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Ständiger Stuhldrang kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Im Extremfall trauen sich Betroffene nicht mehr für längere Zeit aus dem Haus – aus Angst, keine Toilette auffinden zu können, wenn sich der Darm meldet. Welche Ursachen können dahinterstecken?

Eine Frau hat Stuhldrang
Foto: iStock_Tharakorn
Was ist Stuhldrang?

Als Stuhldrang bezeichnet man das subjektive Gefühl, ständig auf Toilette gehen und sich entleeren zu müssen. Verantwortlich dafür sind die Nervenzellen im Enddarm und Anus. Wenn der Enddarm gefüllt ist, geben sie das Signal ab, dass der Darm entleert werden muss.

Wodurch wird ständiger Stuhldrang ausgelöst?

Wer unter ständigen Stuhldrang leidet, hat gleichzeitig oft mit Durchfall zu kämpfen – oder mit Verstopfung. Denn nicht immer bedeutet Stuhldrang, dass auch tatsächlich Stuhl abgegeben werden muss. Aber woran liegt das? Das sind häufige Ursachen:

Ständiger Stuhldrang: Ursache kann in Reizdarm liegen

Plötzlicher Stuhldrang, vor allem nach dem Essen und in Verbindung mit weichem Stuhl, ist Anzeichen für einen Reizdarm. Dabei handelt es sich um eine funktionelle Darmerkrankung, die erst diagnostiziert wird, wenn keine andere Magen-Darm-Erkrankung festgestellt werden kann. Der Stuhldrang wird von vielen anderen Beschwerden begleitet, wie etwa Übelkeit, Völlegefühl, Blähungen und Bauchschmerzen.

Bei einem Reizdarm sind die Darmbewegungen gestört: Die Muskeln in der Darmwand, die den Nahrungsbrei durch die verschiedenen Darmabschnitte bis zum Enddarm befördern, können langsamer oder schneller als gewöhnlich arbeiten. Ist letzteres der Fall, wird der Darminhalt so schnell transportiert, dass der Darm zu wenig Zeit hat, um die Nahrungsmittelbestandteile zu verwerten und Flüssigkeit aus dem Stuhl zu entziehen – dadurch bleibt er weich oder wässrig. Wenn Essen im Magen landet, kann daher bereits nach kurzer Zeit Stuhldrang aufgrund von Durchfall aufkommen.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten, hormonelle Veränderungen, Stress und Magen-Darm-Infektionen können sowohl die Erkrankung selbst als auch einen Schub auslösen

Ständiger Stuhldrang bei Colitis ulcerosa

Der Schließmuskel und die Muskeln in Beckenboden und Bauch ermöglichen es, den Stuhlgang für eine Zeit lang zu unterdrücken – bei Stuhldrang muss man sich daher im Normalfall nicht sofort entleeren. Ist jedoch der Drang so stark, dass der Stuhl kaum einbehalten werden kann, sprechen Mediziner:innen von einem imperativen Stuhldrang. Dieser ist eines der Hauptsymptome der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa. Dabei entzündet sich die Darmwand des Dickdarms aufgrund einer übersteigerten Immunreaktion .

Die Zeitspanne zwischen Stuhldrang und Stuhlentleerung ist bei einer akuten Entzündung stark verkürzt: Viele Betroffene leiden unter Durchfall und haben weniger als fünf Minuten Zeit, eine Toilette aufzusuchen. Bei einer schweren Entzündung kann die Zeitspanne sogar bei weniger als eine Minute liegen. Besonders im fortgeschrittenen Stadium kann der Stuhldrang in Verbindung mit Durchfall extrem sein; Stuhlgänge von bis zu 20-mal am Tag sind bei einer akuten Entzündung keine Seltenheit. Auch in der Nacht müssen sich Betroffene entleeren.

Neben ständigem Stuhldrang und Durchfall äußert sich eine Colitis ulcerosa auch durch Schmerzen im linken Unterbauch, Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit.

Ständiger Stuhldrang ohne Entleerung durch Verstopfung

Normalerweise senden die Nerven im Enddarm und Anus erst dann das Signal, dass der Darm entleert werden muss, wenn der Enddarm mit Stuhl gefüllt ist. Ist die Verdauung gestört, stellt sich der Stuhldrang auch bei geringem Darminhalt ein. Druck auf dem Darm ohne oder kaum Stuhlabgang tritt im Zusammenhang mit Verstopfung auf. Kommt es doch durch starkes Pressen zu (hartem) Stuhlgang, bleibt das Gefühl zurück, dass der Darm nicht vollständig entleert ist, was ständigen Stuhldrang zur Folge hat.

Hält dieser Zustand länger als drei Monate an, spricht man von einer chronischen Verstopfung. Die Verdauungsstörung kann durch ballaststoffarme Ernährung sowie durch Bewegungs- und Flüssigkeitsmangel entstehen. Auch die Einnahme von Eisenpräparaten sowie Hormonschwankungen und eine Schilddrüsenunterfunktion können die Verdauung erlahmen lassen. Eine länger anhaltende Verstopfung kann zu Schmerzen am After, Analfissuren und ein Hämorrhoidalleiden führen. Angeschwollene Hämorrhoiden können das Gefühl der unvollständigen Darmentleerung und damit zugleich den Stuhldrang noch verstärken.

Ständiger Stuhldrang kann psychisch bedingt sein

Innere Anspannung und Stress können ständigen Stuhldrang mit Durchfall auslösen. Denn der Darm und das Gehirn sind über den Vagusnerv, dem längsten Nerv im Körper, direkt miteinander verbunden. Dadurch reagieren die Nervenzellen im Darm auf psychische Belastungsreaktionen und richten die Verdauung darauf aus.

Bei Stress schaltet der Körper in den Alarmmodus; evolutionär bedingt bereitet er sich auf Kampf oder Flucht vor. Darum wird das Blut vermehrt in die Lunge, in die Muskulatur und das Gehirn gepumpt. Im Magen-Darm-Trakt nimmt die Durchblutung ab. Dem Darm wird signalisiert, den Nahrungsbrei schnell auszuscheiden, weil ein voller Darm die körperliche Leistungsfähigkeit mindern könnte. Der Nahrungsbrei gelangt so viel schneller in den Enddarm. Gleichzeitig strömt durch die freigesetzten Stresshormone mehr Flüssigkeit in den Darm – es kommt zu Durchfall.

In Stresssituationen kann aber auch genau das Gegenteil passieren: Der Stuhldrang kann auch mit Verstopfung einhergehen. Das liegt daran, dass sich bei Stress die Darmbewegungen verlangsamen können. Zudem greifen viele Menschen unter Stress zu ungesunden Lebensmitteln. Bekommt der Darm zu wenige Ballaststoffe, verhärtet sich der Stuhl und es kommt zu Verstopfung.

Ständiger Stuhldrang nach einer Darm-OP

Manche Erkrankungen, wie etwa chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Krebs, erfordern es, Teile des Enddarms zu entfernen. Das hat zur Folge, dass sich die Länge und die Anatomie des Darms verändert – und damit zwangsläufig auch die Verdauung. Wenn der Dickdarm verkürzt werden muss, kann es einige Wochen dauern, bis er seine normale Funktion wiederaufnimmt. In der ersten Zeit nach dem Eingriff können Betroffene unter ständigen Stuhldrang mit Durchfall leiden, weil der Dickdarm dem Nahrungsbrei nicht genug Wasser entzieht.

Je nach dem wie viel des bis zu 1,50 Meter langen Dickdarms entfernt wird, kann die Verdauungsstörung bestehen bleiben. In diesem Fall müssen Betroffene ihre Ernährung dauerhaft umstellen. So sollten etwa vermehrt Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen, die dem Stuhl Wasser entziehen wie Bananen, Haferflocken, Reis oder Kartoffeln.  

Ständiger Stuhldrang – was tun?

Wer über längere Zeit ständigen Stuhldrang hat, sollte einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um die Ursachen abzuklären. Nur so lässt sich rausfinden, welche Behandlung der Stuhldrang bedarf.

Geht die Stuhldrang auf Colitis ulcerosa zurück, können Medikamente verschrieben werden, die die Entzündung hemmen und das Immunsystem dämmen. Auch ist die richtige Ernährung bei einer Darmentzündung Teil des Therapieplans.

Einzelne Reizdarm-Symptome wie Durchfall oder Bauchkrämpfe lassen sich sowohl mit Medikamenten als auch mit Hausmitteln in den Griff bekommen. Wohltuend sind unter anderem Kräutertees aus Pfefferminze und Fenchel, Schwedenkräuter und Flohsamenschalen bei Reizdarm. In Sachen Vorbeugung ist zudem Stressabbau wichtig. Das gilt besonders, wenn die Verdauungsstörung psychisch bedingt ist.

Gegen Stuhldrang durch Verstopfung helfen ebenfalls Medikamente – sogenannte Laxantien, die den Stuhl geschmeidiger machen. Allerdings können die Beschwerden auch durch einfache Hausmittel gegen Verstopfung gelindert werden. Natürlich abführend wirken z.B. Leinsamen, Apfelessig und Trockenpflaumen.

Wenn ständiger Stuhldrang zusammen mit Durchfall auftritt, sollte zudem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, damit der Körper nicht dehydriert – so sollten mindestens zwei Liter stilles Wasser oder Kräutertee über den Tag verteilt getrunken werden.

Quellen:

Reizdarmsyndrom (RDS), in: msdmanuals.com

Bowel Urgency - besonders belastend für viele Patienten, in: springer.com

Wenn das Immunsystem zum Feind wird: Chronisch entzündliche Erkrankungen, in: gesundheitsforschung-bmbf.de