Ständiger Harndrang: Blase zu "trainieren" hilft
Bei ständigem Harndrang richtet sich die Behandlung nach den genauen Ursachen. Sind keine organischen Ursachen vorhanden, kann es helfen, die Blase zu „trainieren“.
- Überblick
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- Diagnose
- Behandlung
- Vorbeugung
- Das sagt der Experte
Mit Beckenbodentraining ständigen Harndrang vermeiden
Der Betroffene versucht dabei, nicht sofort auf die Toilette zu gehen, wenn er den Harndrang verspürt. Nach und nach steigert er diese Zeit, um die Blase wieder an größere Urinmengen zu gewöhnen und den ständigen Harndrang besser in den Griff zu bekommen. Ein Toilettentagebuch kann helfen, den Erfolg dieser Maßnahme zu überprüfen, denn daran ist leicht zu erkennen, ob die Anzahl der Toilettenbesuche abnimmt beziehungsweise ob die Zeitspanne zwischen zwei Toilettengängen länger wird. Auch gezieltes Beckenbodentraining und Entspannungstechniken sind sinnvoll, um ständigen Harndrang zu vermeiden.
Ständiger Harndrang: Sind Medikamente schuld?
Sind Medikamente für den ständigen Harndrang verantwortlich, ist es manchmal möglich, die Behandlung umzustellen. Manchmal reicht es, den Einnahmezeitpunkt zu verändern, zum Beispiel entwässernde Medikamente nicht abends einzunehmen. Patienten sollten Medikamente aber nie ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt absetzen.
Zwei Möglichkeiten, um ständigen Harndrang zu behandeln
Hat ständiger Harndrang organische Gründe, ist die Therapie darauf ausgerichtet, die Grunderkrankung zu beheben. Bei bakteriellen Harnwegsinfekten können zum Beispiel Antibiotika helfen, etwa die Wirkstoffe Cotrimoxazol oder Amoxicillin. Grundsätzlich gilt: Schränkt die Prostatavergrößerung den Betroffenen so ein, dass eine Behandlung notwendig wird, gibt es zwei Möglichkeiten: Medikamente oder Operation.
Natürliche Wirkstoffe gegen ständigen Harndrang
Studien belegen die Wirksamkeit von pflanzliche Arzneimittel auf der Basis von Wirkstoffen der Sägepalmenfrüchte (Sabal) und der Brennnessel-Wurzel (Urtica) bei gutartigen Prostatavergrößerungen. Für das pflanzliche Arzneimittel Prostagutt sind folgende Wirkeigenschaften nachgewiesen:
Ausgleichend: Die Wirkstoffkombination hemmt die Wirkung und Bildung von Hormonen, die das Wachstum der Prostata anregen und steuert so einem alterungsbedingten Ungleichgewicht im Hormonhaushalt entgegen.
Entspannend: Lockert die Muskulatur der Prostata sowie des verspannten Gewebes und verringert damit den Druck auf die Harnröhre.
Entzündungshemmend: Durch die Minderung der Wassereinlagerungen im Prostatagewebe werden Entzündungen gelindert und die Reizbarkeit der Prostata verringert.

In einem frühen Stadium wird eine sogenannte benigne Prostatahyperplasie in der Regel mit Medikamenten behandelt. Oftmals kommen bei der Behandlung einer Prostatavergrößerung pflanzliche Präparate zum Einsatz. Sie enthalten meist Wirkstoffe aus Sägepalmenfrüchten, Brennnesselwurzeln, Kürbissamen oder Roggenpollen. Diese können die Verringerung des Harnstrahls und den ständigen Harndrang verbessern.
Rezeptorenblocker zur Verbesserung von Prostata-Beschwerden
Medikamente, die zur Gruppe der sogenannten α1-Rezeptorblocker gehören, sind die am häufigsten eingesetzten chemischen Wirkstoffe bei der Behandlung der Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung. Sie bewirken, dass sich die Prostata- und Blasenmuskulatur entspannt. Dadurch verringert sich der Widerstand am Blasenausgang und erleichtert so das Wasserlassen. Die Größe der Prostata lässt sich mit den Rezeptorblockern jedoch nicht beeinflussen. Der Vorteil dieser Medikamente ist ihr schneller Wirkeintritt innerhalb weniger Tage, sodass der Arzt rasch beurteilen kann, ob sich die Symptome der gutartigen Prostatavergrößerung bessern oder ob eine andere Behandlung angebracht ist. Als Nebenwirkung kann sich der Blutdruck erhöhen.
Die sogenannten 5α-Reduktasehemmer hemmen den Einfluss der männlichen Hormone auf die Prostata und verkleinern die Drüse dadurch. Die Medikamente senken die Bildung des Hormons Dihydrotestosteron (DHT), das für das Wachstum der Prostata verantwortlich ist. Allerdings tritt ihre Wirkung nicht sofort ein, sondern erst nach mehreren Wochen oder Monaten. Als Nebenwirkung treten hier Erektionsstörungen auf.
Beide Medikamente, α1-Rezeptorblocker und 5α-Reduktasehemmer, können auch zusammen eingesetzt werden, um ihre unterschiedlichen Wirkweisen zu kombinieren. Diese Therapie kommt vor allem für Patienten infrage, die über starke Beschwerden klagen und deren Lebensqualität besonders eingeschränkt wird. Bei der Kombinationstherapie muss aber beachtet werden, dass auch die Nebenwirkungen beider Medikamente verstärkt auftreten können.
Manchmal ist eine Operation im Rahmen der Harndrang-Behandlung notwendig
Bessern sich die Beschwerden durch eine medikamentöse Therapie nicht, kann die Prostatavergrößerung operativ behandelt werden. Eine Prostata-OP ist besonders in folgenden Fällen sinnvoll:
- bei zunehmender Verengung der Harnröhre und zunehmendem Restharn in der Blase
- bei wiederholtem Harnverhalt, d. h. die gefüllte Harnblase kann nicht spontan entleert werden
- bei Blasensteinen
- bei wiederholt auftretenden Infekten der Harnwege
- bei Verschlechterungen der Nierenfunktion
- wenn wiederholt Blut im Urin vorkommt
Bei den Operationsverfahren unterscheidet man zwischen einem Eingriff über die Harnröhre (transurethal) und einem offenen Eingriff mit einem Bauchschnitt. In den meisten Fällen sind Prostata-Operationen über die Harnröhre die bevorzugte Methode. Dabei entfernt man entweder Teile der Prostata (primär ablativ) oder zerstört einen Teil des Gewebes (sekundär ablativ), um die Prostata zu verkleinern.
Die verschiedenen Verfahren der Prostata-OP
Die Standardmethode bei einer Prostata-OP ist die sogenannte transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P), die sowohl bei Voll- als auch Teilnarkose durchgeführt wird. Bei dieser Operationstechnik führt der Arzt ein Instrument (Endoskop) über die Harnröhre (transurethal) ein und entfernt mit speziellen Operationsinstrumenten einen Teil der vergrößerten Prostata. Die TUR-P ist das bei einer Prostatavergrößerung am häufigsten angewandte Verfahren und hat vergleichsweise wenig Nebenwirkungen. Auch Blasensteine können mit dieser OP-Technik entfernt werden. Ein Vorteil der Methode ist zudem, dass das entfernte Gewebe erhalten bleibt und nach der OP mikroskopisch untersucht werden kann.
Bei der transurethalen Prostatainzision (TUIP) hingegen bleibt die Prostata vollständig, die Harnröhre wird jedoch durch das Einschneiden des Prostatagewebes beziehungsweise des Blasenhalses erweitert. Mit dieser Methode kann das Wasserlassen verbessert werden. Mögliche Komplikationen beider Methoden sind zum Beispiel:
- Rückwärts gerichteter Samenerguss (retrograde Ejakulation): Der Samen wird dabei in die Harnblase, nicht in die Harnröhre geleitet. Er wird dann mit dem nächsten Wasserlassen ausgeschieden. Die Fruchtbarkeit ist dadurch stark vermindert, Libido, Erektion und Orgasmusfähigkeit bleiben aber erhalten.
- Selten kann nach der OP eine Verengung der Harnröhre auftreten.
- Ebenfalls selten sind Potenzprobleme nach einer Operation.
Bei Lasertherapie entstehen weniger Komplikationen
Bei einer Prostatavergrößerung können zur Behandlung auch verschiedene Lasertherapien zum Einsatz kommen. Mit den unterschiedlichen Verfahren können Teile der Prostata per Laserstrahl entweder entfernt oder verdampft werden. Je nachdem, welche Methode gewählt wird, kommen verschiedene Laser mit unterschiedlichen Wellenlängen zum Einsatz. Vorteil der Lasertherapien sind weniger Komplikationen. Allerdings sind die Behandlungskosten hoch und es kann kein Gewebe zur weiteren Untersuchung entnommen werden.
Ein alternatives Verfahren, das bei Prostatavergrößerung zur Behandlung eingesetzt werden kann, ist die bei Lokalanästhesie durchgeführte transurethale Mikrowellentherapie (TUMT). Dabei wird die Energie von Mikrowellen eingesetzt, um das Gewebe der Prostata zu erhitzen und die Beschwerden zu lindern. Man unterscheidet zwischen der Niedrig-Energie-Technik (NE-TUMT) mit Temperaturen bis maximal 55 Grad Celsius und der Hoch-Energie-Technik (HE-TUMT) mit Temperaturen über 55 Grad.
Prostata-Entfernung nur selten nötig
Die offen-chirurgische Entfernung der gesamten Prostata über einen Bauchschnitt, der Patient ist in Voll- oder Teilnarkose, wird in der Regel nur durchgeführt, wenn die Prostata sehr stark vergrößert ist und andere Therapien keine Linderung bringen.
Bei Tumoren oder angeborenen Fehlbildungen kann eine Operation die Folgen lindern. Bei Diabetes mellitus ist es entscheidend, den Blutzuckerspiegel richtig einzustellen. Nieren- und Herzerkrankungen, die mit ständigem Harndrang einhergehen, müssen durch eine angemessene Therapie kontrolliert werden.
Ständiger Harndrang: Medikamente bringen Linderung

Bei ständigem Harndrang ist in manchen Fällen auch eine Behandlung mit Medikamenten möglich. Alpha-Rezeptorenblocker entspannen zum Beispiel die Muskulatur in Prostata und Blasenhals. Sie eignen sich bei ständigem Harndrang infolge einer gutartigen Prostatavergrößerung zur Therapie. Ist die Blasenentleerung gestört, können auch Anticholinergika und Spasmolytika helfen, die ebenfalls die Muskeln entspannen.
Bei akutem Harnverhalt muss die Blase durch einen Eingriff entleert werden, um den Druck auf die Blasenwand und damit einhergehende Schmerzen zu beheben. Dazu führt der Arzt einen dünnen Schlauch (Katheter) in die Blase ein, über den der Urin abfließen kann. Ist dies nicht möglich, sticht der Arzt durch die Bauchdecke mit einer Nadel in die Blase ein und saugt den Urin ab. Im Anschluss daran müssen die Ursachen des Harnverhalts behandelt werden.