Ständige Anspannung im Körper: Symptome, Ursachen und wie man sie löst

Wer unter einer ständigen Anspannung im Körper leidet, fühlt sich meist noch gestresster als er es sowieso schon ist. Schmerzen, Erschöpfung und sogar Organschäden können die Folge eines solchen Zustandes sein. Was sind die Ursachen und wie kann man innere Anspannung loswerden?

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Anspannung im Körper: Wenn das Nervensystem dauerfunkt

Für die ständige Anspannung im Körper ist hauptsächlich das Nervensystem verantwortlich. Früher mussten die Menschen ihr Essen sammeln oder jagen und sich vor externen Gefahren schützen. Hierfür wurde das vegetative Nervensystem ausgebildet. Es ist Teil des Nervensystems, das die inneren Organe wie Magen, Darm, Herz und Lunge, die Blutgefäße und die Schweißproduktion versorgt. Es besteht aus zwei Teilen, dem Sympathikus und dem Parasympathikus.

Der Parasympathikus sorgt für Ruhe im System. Wenn wir Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation anwenden, aktivieren wir damit unseren Parasympathikus. Ist dieser Teil des Nervensystems aktiv, dann geht es um Erhaltung und Wiederherstellung. Der Puls und der Blutdruck werden langsamer, der Verdauungstrakt arbeitet, um aus der Nahrung neue Energie zu gewinnen.

Sein Gegenspieler ist der Sympathikus. Er sorgt für Erregung und Aktionsfähigkeit, sobald Gefahr droht. Der Sympathikus bereitet den Körper auf Stress- und Notfallsituationen vor, sein Modus ist „Fight or Flight“ (Kampf oder Flucht). Wenn dieser Nervenabschnitt aktiv ist, dann wird der Puls erhöht, das Herz zu mehr Kontraktionen angeregt und die Atemwege erweitert. Außerdem drosselt er in Notfallsituationen weniger wichtige Prozesse wie Verdauung und Harndrang.

All diese Prozesse laufen autonom, also unbewusst ab. Stehen Menschen dauernd unter Stress, sei es durch berufliche oder familiäre Umstände, dann wird der Sympathikus überreizt. Er sendet ständig Signale aus, sodass die Muskeln angespannt werden und der gesamte Organismus übererregt wird. Das kann Folgen haben.

Symptome ständiger körperlicher Anspannung

Neben dem vegetativen Nervensystem sorgen auch verschiedene Hormone dafür, dass die Anspannung im Körper steigt. Bei Stresszuständen werden Kortison und Adrenalin ausgeschüttet. Durch diese ständige Alarmbereitschaft des Körpers wird die Muskulatur dauerhaft angespannt.

Meist macht sich das in Form von Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich und im gesamten Rücken bemerkbar. Kopf- und Rückenschmerzen sind die Folge. Auch Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme und flache Atmung können Symptome sein. Nicht selten mündet diese dauerhafte körperliche Anspannung in totale Erschöpfung und einen Burn-out.

Anspannung: Diese Organe sind betroffen

Muskeln machen je nach Geschlecht und Fitness ca. 35 bis 45 Prozent des Körpers aus. Dementsprechend kann die ständige Anspannung im Körper weitreichende Folgen für verschiedene Bereiche haben.

  • Gehirn

Kurzzeitige Überlastungen machen dem Gehirn nichts aus, es erhöht sogar seine Leistungsfähigkeit. Bei dauerhafter Anspannung wird das Gehirn jedoch durch die Überflutung mit Stresshormonen beeinträchtigt. Zellen verkümmern, Verästelungen nehmen ab und die Gehirnmasse schrumpft. Das hat Auswirkungen auf die Gedächtnisleistung. Statt des Frontallappens übernimmt dann zunehmend das Angstzentrum (Amygdala) die Regie. Depressionen können die Folge sein. 

  • Ohren

Dauerhafte Anspannung im Körper sorgt für Stress und ein geschwächtes Immunsystem mit einer erhöhten Anfälligkeit für Mittelohrentzündungen. Sinnesorgane wie das Ohr reagieren bei Stress mit Tinnitus oder Hörsturz.

  • Herz und Kreislauf

Das Herz ist bekanntlich ein Muskel. Bei ständiger und überhöhter Anspannung reagiert das Herz damit, dass es verstärkt pumpt. Die Folge ist ein vergrößerter Herzmuskel, der irgendwann schlapp macht. Eine Herzinsuffizienz kann so langfristig entstehen. Auch die Blutgefäße reagieren auf die ständige Anspannung. Der Druck in den Gefäßen erhöht sich, was einen Herzinfarkt auslösen kann. Stresshormone sorgen darüber hinaus für vermehrte Ablagerungen in den Gefäßen.

  • Magen und Darm

Bei ständiger Anspannung im Körper bleibt das Verdauungssystem ständig gereizt und die Nahrung kann nicht mehr gut verdaut werden. Das führt zu chronischer Verstopfung oder zu Durchfall. Stresshormone kurbeln zudem die Magensäure an, was zu Sodbrennen führen kann. Auch Diabetes kann eine Folge von dieser Anspannung sein. Denn durch das Hormon Kortisol wird der Blutzucker hochgetrieben. Botenstoffe, die bei Stress ausgeschüttet werden, drosseln zugleich die Wirkung des Insulins. So bleibt der Blutzuckerspiegel dauerhaft hoch.

  • Haut

Bei ständiger Anspannung leiden besonders Menschen mit Hautkrankheiten wie Neurodermitis. Der Stress macht sich in Entzündungen der Haut und verstärktem Juckreiz bemerkbar. Der Versuch, den Juckreiz zu unterdrücken führt wiederum zu einer Erhöhung des Juckreizes.

  • Immunsystem

Wenn der Körper in ständiger Aktionsbereitschaft ist, wird das Immunsystem zunächst gestärkt. Das Stresshormon Kortisol wehrt die Infekte ab. Das geht eine Zeit lang gut. Doch auf Dauer schwächt es die Abwehrkräfte. Bakterien und Viren haben dann leichteres Spiel. Angespannte Menschen leiden deswegen häufiger unter wiederkehrenden Infekten wie Erkältungen oder Herpes und können sich schlechter erholen.

Innere Anspannung im Körper lösen

Betroffene nehmen ihre körperliche Anspannung oft lange Zeit gar nicht richtig wahr. In Ruhephasen merken sie meist, dass die Muskeln verspannt sind, der Puls hoch ist oder etwas mit der Verdauung nicht stimmt. Werden die Beschwerden schlimmer, ergibt der Besuch bei Ärzten  meist keine befriedigende Diagnose.

Der wichtigste Schritt ist also, sich bewusst zu machen, was hinter der ständigen Anspannung im Körper stecken könnte. Ziel muss es sein, die hohe Grunderregung zu senken, damit auch die körperlichen Folgen wieder verschwinden. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der eine Änderung des Lebensstils voraussetzt. Da sich die Anspannung über einen längeren Zeitraum festgesetzt hat, benötigt der Körper Zeit, um sich wieder zu beruhigen.

Diese Aktivitäten helfen dabei:

  • Aufnahme eines entspannten Ausdauersports: Joggen, Radfahren, Walking bewirken, dass der Körper die Stresshormone abbaut. Bewegung ist vor allem bei Verspannungen und Muskelschmerzen durch Stress gut.

  • Regelmäßiges Entspannungstraining wie Autogenes Training, Yoga, Qi Gong: So lernt der Körper, sich aktiv zu entspannen und dem Körper das Signal zu geben, die Erregung herunter zu fahren

  • Lösung von emotionalen Problemen: Entwicklung von Lösungsstrategien, Verhaltens- oder Psychotherapie, um aus dem Lebensmuster der Anspannung herauszukommen 

Ständige Anspannung im Körper: Medikamente und pflanzliche Heilmittel

Es gibt nicht das eine Medikament, um den Körper zu entspannen. Bei schmerzhaften Muskelverspannungen können Muskelrelaxantien eingesetzt werden. Manche haben sedierende Wirkungen und Suchtpotential. Aber gerade in der Pflanzenwelt finden sich zahlreiche Wirkstoffe, die zur Entspannung beitragen können und kaum Nebenwirkungen haben. Baldrian, Hopfen, Melisse und Passionsblume wird eine beruhigende Wirkung zugesprochen. Sie sind in Apotheken und Reformhäusern in Form von Tees, Aromaölen, Badezusätzen, als Tabletten oder Tropfen erhältlich.

Besonders wirksam hat sich in zahlreichen Studien hochdosierter Arzneilavendel gezeigt. Der pfanzliche Wirkstoff sorgt dafür, dass Botenstoffe der Reizverarbeitung wieder ins Gleichgewicht gebracht werden und sich die innere Anspannung löst. Die Weichkapseln können einmal täglich eingenommen werden, am besten immer zur gleichen Zeit. Eine spürbare Wirkung tritt bereits nach wenigen Tagen auf, sie baut sich immer weiter auf.

Neben pflanzlichen Medikamenten können auch Nahrungsergänzungspräparate helfen. Besonders B-Vitamine wie B1, B6 und B12 stabilisieren und stärken das Nervensystem. Auch ein Mangel an Magnesium macht sich in Muskelverspannungen und Nervosität bemerkbar. Eine tägliche Einnahme eines pflanzlichen Arzneimittels oder eines Minerals oder Vitamins kann neben einer Umstellung der Lebensgewohnheiten helfen, die ständige Anspannung im Körper zu reduzieren.

Quellen:

Sven Voelpel, Die Jungbrunnen-Formel, Rowohlt Polaris, Hamburg 2020

Wie entstehen die körperlichen Symptome, in: born-psychotherapie.de