Spielsucht: So erkennen Sie den Zwang zum Glücksspiel
Unter dem Begriff Spielsucht versteht man den pathologischen Zwang, Glücksspiel nicht widerstehen zu können. Egal, ob im Casino, am Glücksspielautomaten oder beim Online-Poker: Betroffene sind nicht in der Lage, ihr Spielverhalten zu kontrollieren.

Spielsucht gehört zu den weitverbreiteten Suchtkrankheiten. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) waren im Jahr 2018 rund 180.000 Menschen in Deutschland spielsüchtig. 326.000 Personen wird ein problematisches Spielverhalten zugerechnet.
Der pathologische Spielzwang hat oft schwerwiegende Folgen, die Süchtige in den finanziellen Ruin treiben können. Neben der wirtschaftlichen Komponente hat eine Spielsucht aber auch erhebliche Auswirkungen auf das soziale Umfeld der Erkrankten: Sie vernachlässigen ihre Familie und Freunde, auch die eigene Arbeit wird möglicherweise beeinträchtigt.
Mit dem Aufkommen des Internets rückte die Spielsucht noch mehr ins Zentrum der Suchtkrankheiten. Schließlich sind Angebote wie Online-Casinos rund um die Uhr verfügbar – und das auch noch mit der (relativen) Anonymität des Internets.
Spielsucht: Die medizinische Diagnose
Die medizinische Bezeichnung für den umgangssprachlichen Begriff Spielsucht ist die ICD-10-Diagnose „Pathologisches Spielen” (F63.0).
In den diagnostischen Leitlinien zur Krankheit heißt es: „Das Hauptmerkmal dieser Störung ist beharrliches, wiederholtes Glücksspiel, das anhält und sich oft noch trotz negativer sozialer Konsequenzen wie Verarmung, gestörte Familienbeziehungen und Zerrüttung der persönlichen Verhältnisse steigert.”
Die Spielsucht ist laut Definition von mehreren, auf den ersten Blick ähnlichen Gewohnheitsmustern zu differenzieren:
- Gewohnheitsmäßiges Spielen oder Wetten aus Gründen der Geldbeschaffung oder der Spannung (zum Beispiel professionelle Spieler von Online-Poker, Hobbyspieler)
- Exzessives Spielverhalten von Patienten mit manischen Episoden
- Spielverhalten von Menschen mit soziopathischer oder dissozialer Persönlichkeit
Spielsucht gehört zu den nicht substanzgebundenen Süchten. Allerdings ist die Wirkung für den Süchtigen durchaus mit jener von Drogen wie Kokain vergleichbar.
Beim Spielen werden die Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin ausgeschüttet, der Betroffene erlebt ein Glücksgefühl. Lässt das Gefühl nach, muss der Süchtige es wiederherstellen – mit immer stärkeren Reizen.
Die Symptome der Spielsucht
Der Süchtige kann dem Impuls zu spielen nicht widerstehen. Seine Gedanken kreisen immer wieder um das Thema Glücksspiel. Das Spiel an sich erhält mehr und mehr oberste Priorität, andere Dinge werden vernachlässigt. Beim pathologischen Spielen erlebt der Süchtige einen Kontrollverlust, ob im Casino, am Spielautomaten oder am Computer.
Er weiß, dass es vernünftig wäre, aufzuhören – kann dies aber nicht tun und muss zwanghaft weiterspielen. Auch wenn dies katastrophale Folgen hat (und er zum Beispiel viel Geld verliert), wiederholt er sein Verhalten stetig. Dabei spielt auch das Thema Reizsteigerung wie bei vielen anderen Süchten eine große Rolle.
Der Kick, das Gefühl der Erregung, wird nur noch bei einer Steigerung der Einsätze erreicht. Ist der Betroffene nicht in der Lage zu spielen, reagiert er gereizt – eine Art Entzugserscheinung tritt ein. Um seine Spielsucht ausleben zu können, wird ein hoher Aufwand zur Geldbeschaffung betrieben, die bis in die Kriminalität gehen kann.
Wie Angehörige pathologisches Spielen erkennen können
Die Grenze von einem normalen zu einem krankhaften Spielverhalten ist fließend. Deshalb kann es für Betroffene schwer sein, das Verhalten des vermeintlich Süchtigen richtig einzuschätzen. Symptome, die auf eine Spielsucht hindeuten, sind folgende:
- Betroffene leihen sich vermehrt Geld von Freunden oder der Familie
- Spieler vernachlässigen Pflichten und soziale Kontakte
- Spieler sind häufig gereizt
- Betroffene machen den Eindruck, etwas zu verheimlichen und zu lügen
Beratung und Therapie bei Spielsucht
Bei einer ausgeprägten Form des pathologischen Spielens ist, so wie bei vielen Suchtmustern, eine Therapie dringend notwendig. Diese kann stationär oder ambulant erfolgen. Besonders bei schwer Spielsüchtigen ist eine stationäre Therapie empfehlenswert.
Während eines Klinikaufenthalts fällt es leichter, auf das Spielen zu verzichten und neue Verhaltensweisen zu entwickeln als bei einer ambulanten Therapie (bei der der Süchtige tagsüber in einer Suchteinrichtung ist, abends jedoch in sein gewohntes Umfeld zurückkehrt).
Eine Spielsucht-Therapie besteht in der Regel aus einer psychotherapeutischen Behandlung sowie einer Beratung für den Süchtigen bezüglich der Tilgung seiner Spielschulden. Ebenfalls möglich ist eine medikamentöse Therapie – eingesetzt wird unter anderem das Medikament Naltrexon, das auch als Opioidantagonist bei Drogen- und Medikamentenabhängigkeit eingesetzt wird.
Das Wesentliche für den Erfolg einer Therapie ist: Der Süchtige muss sein Problem einsehen und willens sein, es zu lösen. Beratung und Informationen können Betroffene und Angehörige unter anderem beim Beratungstelefon zur Glücksspielsucht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bekommen. Diese ist kostenfrei unter der Nummer 0800 1372700 erreichbar.
Quellen:
- Vorliegende Diagnose nach ICD-10 für pathologisches Glücksspielen (F63.0), in: suchthilfestatistik.de
- Wie erkennt man Spielsucht?, in: spielsucht-therapie.de
- Zahlen und Fakten zum Glücksspiel, in: automatisch-verloren.de
- Glücksspiel, in: dhs.de