Sozialphobie – was ist das?

Menschen, die unter einer sozialen Phobie leiden, haben Angst davor, von anderen Personen kritisiert oder negativ beurteilt zu werden. Diese soziale Angststörung entsteht in den meisten Fällen im jugendlichen Alter und äußert sich durch eine übertriebene Furcht davor, sich peinlich zu verhalten, abgelehnt zu werden oder ungewollt im Mittelpunkt zu stehen. Es kann sogar zu Panikattacken im Zuge einer Sozialphobie kommen. Wir sagen Ihnen, was Sie über die Form der Angststörung wissen sollten.

Mann zieht traurig durch Menschenmenge
Menschen mit sozialer Phobie meiden häufig die Öffentlichkeit Foto: AntonioGuillem/iStock

Definition: Was ist eine Sozialphobie?

Bei einer sozialen Phobie handelt es sich um eine psychische Störung, die mit einer krankhaften Selbstunsicherheit einhergeht. Die Sozialphobie gehört zur Gruppe der Angststörungen und macht sich durch übermäßige Schüchternheit und Situationsängste bemerkbar. Betroffene verspüren zum Beispiel beklemmende Ängste in einzelnen oder verschiedenen Sozialbereichen des Lebens. Der Kontakt mit Fremden wird von ihnen größtenteils gemieden – und ist für sie eine große Qual.

Viele bezeichnen die soziale Phobie im Alltag als eine Art “Menschenangst”. Doch das ist nicht ganz richtig, denn eigentlich handelt es sich vielmehr um eine situationsbedingte, zwanghafte Angst. Menschen mit sozialen Phobien fürchten sich häufig davor, sich vor anderen Menschen beweisen oder bewegen zu müssen. Meistens fühlen sich Betroffene von anderen beobachtet und negativ beurteilt – auch wenn dies überhaupt nicht der Fall ist. Unsicherheiten gelten im Jugendalter weitestgehend als normal. Doch hält die soziale Phobie weiterhin bis ins Erwachsenenalter an und entwickelt derjenige ein Vermeidungsverhalten (soziale Isolation), so spricht man von einer krankhaften Angststörung.

In vielen Fällen tritt eine Sozialphobie zusammen mit anderen psychischen Störungen auf, beispielsweise Depressionen, Essstörungen oder Suchterkrankungen.

Wie äußert sich eine Sozialphobie?

Sozialphobie-Patienten leiden meistens ziemlich stark unter klassischen Angstsymptomen, Panikattacken und dem Vermeidungsverhalten in Bezug auf spezielle Situationen. Bei jedem Menschen äußert sich eine soziale Phobie auf unterschiedliche Weise. Die Symptome sind möglicherweise unterschiedlich stark ausgeprägt. Mögliche Anzeichen einer Sozialphobie sind:

  • Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen
  • Angst davor, sich zu blamieren
  • Angst davor, vor anderen Menschen zu erröten
  • Furcht vor sozialen Situationen (Restaurantbesuche, Partys, Geburtstage, Meetings oder Sprechen in der Öffentlichkeit)
  • Angst davor, Bekannten in der Öffentlichkeit zu begegnen
  • Angst davor, sich kleinen Gruppen anzuschließen

Zu den körperlichen Symptomen der sozialen Phobie zählen:

  • Panikattacken
  • Atemnot
  • Erröten
  • Zittern
  • Übelkeit
  • Starker Harn- oder Stuhldrang

Was sind die möglichen Ursachen einer sozialen Phobie?

Es gibt viele verschiedene mögliche Ursachen für eine soziale Phobie. In den meisten Fällen wirken viele unterschiedliche Faktoren zusammen. Genetische Veranlagungen können durchaus dazu beitragen. Den größeren Einfluss nehmen jedoch äußere Umweltfaktoren. Auch Heranwachsende, die in ihrem Verhalten gehemmt sind, sind gefährdet später eine Sozialphobie zu entwickeln.

Häufig übernehmen Kinder Ängste auch von ihren Eltern: sie erlernen die soziale Phobie. Hat ein Kind ängstliche Eltern, die isoliert und abgeschottet von der Außenwelt leben, entwickelt es schon sehr früh gewisse Ängste – etwa vor fremden Menschen, sozialen Kontakten oder unbekannten Situationen.

Außerdem können auch besonders traumatische Erlebnisse in der Kindheit eine Angststörung wie die Sozialphobie auslösen. Der Tod eines Elternteils oder die Scheidung der Eltern können Auslöser sein. Genauso wie etwa Vernachlässigung, Gewalt oder Missbrauch.

Was sind die Folgen einer sozialen Phobie?

Betroffene leiden nicht bloß unter ständigen Ängsten und/oder Panikattacken. Aus einer sozialen Phobie resultieren auch viele andere Probleme, zum Beispiel:

  • Beeinträchtigung der Lebensqualität
  • Verminderte Beziehungsfähigkeit
  • Reduzierte Arbeitsleistung
  • Einschränkung der individuellen Entfaltungsmöglichkeiten
  • Sozialer Rückzug
  • Soziale Isolation
  • Vereinsamung

Was kann bei einer Sozialphobie helfen?

Handelt es sich tatsächlich um eine diagnostizierte Sozialphobie, sollte eine Verhaltenstherapie bei einem Psychotherapeuten angestrebt werden. Zusammen mit einem Experten kann der Betroffene an sich und seinem Verhalten arbeiten. Zu Beginn der Therapie wird der Psychotherapeut auf der kognitiven Ebene Bezug auf die Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten nehmen. In Zusammenarbeit mit dem Patienten stärkt er die individuellen Talente und Fähigkeiten sowie das Selbstwertgefühl und vermindert gleichzeitig die übermäßige Geringschätzung. Es folgen praktische Übungen (z.B. Rollenspiele), oftmals in einer Gruppe aus mehreren Menschen, die unter einer sozialen Phobie leiden. Im dritten Schritt übt der Patient das Erlernte im echten Leben (z.B. auf der Straße oder im Supermarkt).