Sozial-emotionale Entwicklung: Wie Eltern sie fördern können

Der Mensch lernt sein Leben lang – das gilt auch für die sozial-emotionale Entwicklung. Doch der Grundstein dafür wird in der Kindheit gelegt. Vor allem in den ersten sechs Lebensjahren entwickelt sich das sozial-emotionale Verhalten in mehreren Stufen.

Drei Kleinkinder tanzen im Kreis
Durch spielerisches Miteinander können Kinder Sozialkompetenz erlernen Foto: istock_StefaNikolic

Was ist die sozial-emotionale Entwicklung?

Was ist mit sozial-emotionaler Entwicklung gemeint? Emotionen spüren Kinder von ihrem ersten Lebenstag an. Doch erst im Alter von vier bis fünf Jahren sind Kinder in der Lage, ihre Emotionen auch zu verstehen. Und erst wenn sie sie verstehen, können sie diese bewusst zeigen, anderen mitteilen und die Emotionen anderer einschätzen. Dieser Vorgang ist die sozial-emotionale Entwicklung.

In den ersten sechs Lebensjahren durchlaufen Kinder drei wichtige Stufen der emotionalen und sozialen Entwicklung. Diese sind:

Im ersten Lebensjahr: Die Phase des Urvertrauens

Das Baby erfährt, dass seine Bedürfnisse, wie Hunger und Nähe, von einer Bezugsperson befriedigt werden. Auf diese Weise entwickelt das Kind ein Urvertrauen. Werden die Bedürfnisse nicht oder unzureichend erfüllt, entwickeln Kinder ein Misstrauen, das sich in Angst ausdrückt.

Im zweiten und dritten Lebensjahr: Die Phase der Emotionen

Kinder entwickeln in dieser Zeit einen Wortschatz, der es ihnen ermöglicht, die eigenen Gefühle auszudrücken. In dieser Phase der sozial-emotionalen Entwicklung wird dem Kind nicht mehr jeder Wunsch erfüllt – auch Wut und Trotz lernt es daher bewusst kennen.

Im vierten bis sechsten Lebensjahr: Die Phase der Empathie

In diesem Alter gehen die meisten Kinder in den Kindergarten. Dort lernen sie im Spiel, sich in andere Personen hineinzuversetzen. Im aktiven Miteinander mit anderen Kindern entwickeln sie Empathie für die Gefühle anderer.

Wie kann man die sozial-emotionale Entwicklung eines Kindes fördern?

Die sozial-emotionale Entwicklung findet immer statt. Im Familienleben, im Kindergarten, eigentlich überall. Auch wenn Kinder ihre Gefühle ausdrücken können, ist ihre Gefühlswelt noch nicht sehr gefestigt. Widerstreitende Gefühle können verwirren und Angst machen.

Grundsätzlich sollten Eltern ihren Kindern ein Vorbild sein, um die sozial-emotionale Entwicklung zu fördern. Wenn Erwachsene zeigen, dass man Gefühle vorbehaltlos zeigen darf, egal ob positiv oder negativ, schafft dies für die Kinder ein gutes Familienklima, in dem sie sich selbst gern öffnen.

Wer die sozial-emotionale Entwicklung seines Kindes fördern möchte, sollte seine Gefühle immer ernst nehmen und nie herunterspielen. Das könnte sonst dazu führen, dass das Kind seine Gefühle unterdrückt. Regelmäßige Aktions- und Gesellschaftsspiele, bei denen die Spieler zusammenarbeiten oder sich in andere hineinversetzen müssen, fördern ebenfalls die sozial-emotionale Entwicklung. Außerdem lernen Kinder, sich mit positiven und negativen Gefühlen bei einem Sieg oder einer Niederlage auseinanderzusetzen.

Wie machen sich sozial-emotionale Entwicklungsstörungen bemerkbar?

Kann das Kind aufgrund von äußeren Einflüssen, etwa Umweltfaktoren oder einem falschen Erziehungsverhalten der Eltern, seine Gefühle nicht frei äußern, erleidet das Kind möglicherweise sozial-emotionalen Entwicklungsstörungen.

Häufige Symptome sind Antriebs- und Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, sowie Angst und Traurigkeit. Eltern, die solche Symptome bei ihrem Kind bemerken, sollten sich für einen ersten Rat an den Kinderarzt wenden. Denn die sozial-emotionale Entwicklung in der Kindheit kann sich auf das gesamte Leben auswirken.

Quellen:

Klinkhammer, Julie & Maria von Salisch: Emotionale Kompetenz bei Kindern und Jugendlichen: Entwicklung und Folgen, Stuttgart: Kohlhammer Verlag

Largo, Remo (2019): Babyjahre: Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren, München: Piper Verlag

Pfeffer, Simone (2017): Sozial-emotionale Entwicklung fördern: Wie Kinder in der Gemeinschaft stark werden, Freiburg: Herder Verlag