Sonnenschutz der Haut: Die 3 größten Mythen über Sonnenschutz im Sommer

Sonnenlicht produziert Glücksgefühle und versorgt uns mit dem lebenswichtigen Vitamin D. Aber die UV-Strahlen bergen auch Risiken. Wie wir den Sommer genießen und unser größtes Organ, die Haut, schützen können.

Frau sprüht Sonnencreme auf die Schulter als Sonnenschutz der Haut
Die Haut vor der Sonne zu schützen ist wichtig, um Hautkrebs vorzubeugen Foto: iStock/solidcolours

Die Haut ist den ultravioletten Strahlen der Sonne oft schutzlos ausgesetzt – und damit einem erhöhten Krebsrisiko: Weit mehr als 200.000 Menschen in Deutschland erkranken pro Jahr neu an Hautkrebs, das belegen Zahlen des Robert Koch-Instituts. Zwar hat jeder Zweite Angst davor, betroffen zu sein, wie eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK aktuell zeigt. Jedoch gab jeder Dritte der rund 1.000 befragten Erwachsenen auch an, im Frühling oder Sommer normalerweise keine Sonnenschutzmittel zu benutzen.

Dr. Gerhard Schillinger, der Leiter des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband, über wirksamen Sonnenschutz der Haut und gefährliche Mythen.

Dr. Gerhard Schillinger vom AOK-Bundesverband
Dr. Gerhard Schillinger, Leiter des Stabs Medizin beim AOK-Bundesverband Foto: AOK-Mediendienst

Sonnenschutz-Mythos Nr. 1: „Wenn die Sonne nicht scheint, brauchen wir uns nicht einzucremen“

23 Prozent der Erwachsenen glauben laut Umfrage, im Schatten automatisch vor Sonnenbrand geschützt zu sein. „Aber auch durch einen Sonnenschirm dringt etwa ein Drittel der UV-Strahlung durch beziehungsweise an ihm vorbei“, sagt Dr. Schillinger. Und auch Wolken halten nur einen Teil der UV-Strahlen auf.

Etwa 40 Prozent der Menschen in Deutschland haben mindestens einmal im Jahr einen Sonnenbrand. In der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen sogar 64 Prozent. „Ein Sonnenbrand pro Jahr mag nach wenig klingen, aber: Die Haut vergisst nicht“, so Dr. Schillinger. Die Röte verschwindet wieder, doch die Erbsubstanz der Haut hat ein Gedächtnis: Je mehr Sonnenbrände man sammelt, desto höher wird das Hautkrebsrisiko.

Sonnenschutz-Mythos Nr. 2: „Je höher der LSF ist, desto länger kann ich ohne Nachcremen in der Sonne bleiben“

Wie lange jemand gefahrlos sonnenbaden kann, hängt ab von der Höhe des Lichtschutzfaktors (LSF) in Kombination mit dem eigenen Hauttyp. Welcher das ist, lässt sich mit dem Online-Test des Bundesamtes für Strahlenschutz ermitteln. Jeder Mensch hat eine Eigenschutzzeit. Multipliziert mit dem LSF, ergibt diese dann die Zeit, in der man gut geschützt ist.

Beispiel: Ein heller Hauttyp kann maximal zehn Minuten ohne Folgen in der Sonne liegen. Nimmt er ein Sonnenschutzmittel mit LSF 20, ist er für etwa 200 Minuten, also knapp dreieinhalb Stunden, geschützt. Erreicht wird der angegebene LSF aber nur dann, wenn man genügend Sonnencreme verwendet und sich spätestens alle zwei Stunden und nach dem Baden erneut eincremt.

Sonnenschutz-Mythos Nr. 3: „Wer im Solarium vorbräunt, wird nicht rot“

Jeder zehnte Befragte glaubt, sich mit Bräune aus dem Solarium vor Sonnenbrand und Krebs schützen zu können. Doch die UV-A-Strahlen der Sonnenbank führen nur zu einem Dunklerwerden des vorhandenen Melanins, nicht zu einer schützenden Neubildung. Im Ge- genteil: Wer vor seinem 35. Geburtstag regelmäßig ins Solarium geht, erhöht laut der Weltgesundheitsorganisation sein Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, um 60 Prozent.

Die Haut vor Sonnenschäden schützen und Hautkrebs vorbeugen: 3 Tipps vom Experten

1. Wie schütze ich mich richtig vor UV-Strahlung, um Hautkrebs vorzubeugen? 

Fast jeder zweite Mann (46 Prozent) und ein Viertel aller Frauen (24 Prozent) nutzen laut der Umfrage Sonnencreme oder -spray nur zu besonderen Gelegenheiten, etwa im Urlaub oder im Freibad. Dabei bietet neben langer Kleidung und dem Aufenthalt im Schatten das Eincremen mit Sonnenschutzmitteln den wirksamsten Schutz. Wichtig: „Unbedingt darauf achten, ausreichend Sonnencreme zu verwenden“, sagt Dr. Schillinger. „Die Faustregel lautet: rund vier Esslöffel pro Eincremen für einen durchschnittlichen Erwachsenen. Auch regelmäßiges Nachcremen, also etwa alle zwei Stunden und nach jedem Aufenthalt im Wasser, sind wichtig, um die Schutzwirkung aufrechtzuerhalten.“

2. Ab wann und wie oft sollte ich ein Hautkrebs-Screening machen lassen?

Dr. Schillinger rät dazu, dieses Angebot der Früherkennung spätestens ab dem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre wahrzunehmen. Denn: „Ein Screening bietet die Chance, Hautkrebs rechtzeitig zu erkennen und zu entfernen. Die Untersuchung tut nicht weh und birgt keine Risiken. Es kann sein, dass vielleicht einmal zur Sicherheit ein auffälliger Pigmentfleck entfernt wird, der sich dann doch als nicht bösartig erweist. Mein Tipp: Diesen Termin einfach regelmäßig in den Kalender integrieren, ähnlich wie andere Vorsorgeuntersuchungen. Wer jedoch auffällige Hautveränderungen entdeckt, sollte immer umgehend den Haus- oder Hautarzt aufsuchen.“

#ÜberGesundheitReden

Hautkrebs ist die häufigste Krebserkrankung in Deutschland – und sie tritt immer öfter auch schon im jungen Erwachsenenalter auf. Die AOK rückt deshalb das Thema Früherkennung in den Fokus ihrer Kampagne „Deutschland, wir müssen über Gesundheit reden“. Diese soll Menschen dazu bewegen, Vorsorge-Angebote wahrzunehmen. Mehr Informationen finden Sie bei der AOK.

3. UV-Index: Wann braucht die Haut welchen Schutz?

Das Bundesamt für Strahlenschutz veröffentlicht täglich den aktuellen Gefahrenindex zur UV-Strahlung

  • Stufe 1 und 2 (Niedrig): Es besteht kaum Sonnenbrandgefahr.

  • Stufe 3 bis 7 (Mittel): Sonnencreme mit ausreichendem LSF, Sonnenbrille, Sonnenhut und Kleidung sind ratsam, um die Haut ausreichend zu schützen. In der Mittagszeit in den Schatten gehen.

  • Stufe 8 bis 11 (sehr hoch): Hier gilt es, zwischen elf und 15 Uhr die Sonne zu meiden und für möglichst viel Schutz vor der Sonnenstrahlung durch lange Kleidung, Sonnenhut und Sonnencreme zu sorgen.

Text: Natascha Saul