Sologamie: Warum heiratet man sich selbst?

Zu einer Ehe gehören zwei Personen. Menschen, die Sologamie betreiben, sehen das anders – denn sie heiraten sich selbst. Doch wie genau funktioniert die Selbstehe? Und ist es in Deutschland überhaupt erlaubt, sich selbst zu heiraten?

Eine Frau legt sich ihren Ehering an
Foto: iStoc_:Kanawa_Studio

Die US-amerikanische Sängerin Selena Gomez hat es kürzlich getan, das Model Adriana Lima bereits vor rund sechs Jahren und in Japan machen es jährlich Tausende: sich selbst heiraten. Die Idee der Sologamie ist nicht neu. Ihre Ursprünge reichen bis in die 1970er-Jahre. Aber erst in den letzten Jahren ist das Konzept der Selbstheirat populär geworden. Unter Hollywood-Stars ist es zu einem regelrechten Trend geworden. Auch in Deutschland entdecken immer mehr Menschen die Sologamie für sich. Aber was hat es mit der Selbstehe auf sich?

Sologamie – die Heirat mit sich selbst

Anders als die Monogamie, die exklusive Partnerschaft mit nur einer Person, und Polygamie, die eine romantische Beziehung mit mehreren Personen beschreibt, ist die Sologamie ein Beziehungskonzept, das nur die eigene Person beinhaltet. Sologamisten heiraten sich selbst. Der Trend kommt ursprünglich aus den USA und hat sich von dort aus besonders im asiatischen Raum, allen voran in Japan, verbreitet. Schätzungen zufolge gehen mehr Frauen als Männer die Selbstehe ein.

Häufig wird die Selbstehe in einer kleinen Zeremonie begangen oder gar im Rahmen einer klassischen Hochzeit gefeiert – mit Brautkleid, Ring und Torte. Ein zentrales Element ist das Gelöbnis an sich selbst. Genau wie bei einer gewöhnlichen Hochzeit sind Familie und Freunde bei der Zeremonie anwesend.

Ist Sologamie in Deutschland erlaubt?

In Deutschland ist es rechtlich gesehen nicht möglich, sich sebst zu heiraten. Denn im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) ist eine Ehe als Lebensgemeinschaft zwischen zwei Personen definiert. Man kann demnach nicht zum Standesamt gehen und die Ehe mit sich selbst beantragen. Allerdings spricht nichts gegen eine symbolische Heirat. Nur bleibt sie folgenlos. Vor dem Gesetz gilt man weiterhin als ledige Person, sodass sich auch an der Steuerklasse nichts ändert.

An rechtlichen oder steuerlichen Vorteilen kann es also nicht liegen, dass man sich zur Solo-Ehe entscheidet. Was aber bringt Menschen dann dazu, sich selbst zu heiraten?

Selbstehe: Warum heiratet man sich selbst?

Die Selbstehe wird häufig als Akt der Selbstliebe beschrieben. In der Zeremonie gibt man sich selbst das Versprechen, sich in guten wie in schlechten Zeiten zu lieben und zu ehren. Ein Ring soll diesen Schwur symbolisieren, genau wie bei einer gewöhnlichen Trauung.

Die Gründe, in einer feierlichen Zeremonie sich selbst ewige Liebe zu schwören, sind individuell unterschiedlich. Viele berichten davon, dass sie sich nach mehreren gescheiterten Beziehungen zur Sologamie entschieden haben, während Langzeit-Singles damit lediglich ein Zeichen setzen wollen. Die Selbstheirat soll zeigen, dass sie auch ohne eine andere Person glücklich sein können und niemand anderen brauchen, um sich vollständig zu fühlen.

Besonders Frauen in Japan nutzen Sologamie, um sich gegen die Stigmatisierung als unverheiratete Frau zu wehren. Aber auch der Wunsch, eine Hochzeit zu erleben, kann Menschen dazu bewegen, sich selbst zu heiraten.

Kritik an Selbstehe: Sologamie als Ausdruck von Narzissmus?

So einleuchtend die Motive für die Selbstheirat auch sind, gibt es auch kritische Stimmen. Was ihre Anhänger als Selbstliebe beschreiben, bewerten andere als Narzissmus. Sologamie sei ein Zeichen dafür, dass man schlichtweg selbstzentriert und nicht in der Lage sei, sich auf eine andere Person einzulassen.

Die Kritik hat durchaus ihre Berechtigung. Denn sich selbst ewige Liebe und Treue zu schwören, erscheint weitaus einfacher als gegenüber einer anderen Person diesen Schwur zu leisten und damit eine Verpflichtung einzugehen, die die eigene Freiheit beschneidet. Wenn man so will, ist Sologamie ein Auswuchs der modernden Dating-Welt, die den Unwillen, sich langfristig an jemanden zu binden, widerspiegelt.

Die Selbstheirat kann in diesem Sinne als Akt der Resignation verstanden werden, der als Selbstliebe verkauft und durch eine aufwändige Zeremonie aufgehübscht wird. So muss es natürlich nicht sein. Möglicherweise ist Sologamie tatsächlich bloß das, was ihre Anhänger:innen darin sehen: einen Weg, sich in mehr Selbstliebe zu üben und sich von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien.