So wirkt Fingergymnastik bei Demenz auf das Gehirn – plus 6 Übungen für zu Hause
Fingergymnastik bei Demenz kann Betroffenen helfen, ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten zu erhalten. Mittlerweile gehören Fingerübungen zum Behandlungsplan einer Demenzerkrankung – können aber auch zu Hause einfach durchgeführt werden. Diese sechs Fingergymnastik -Übungen bieten sich dafür an!

Gehirnjogging, Malen oder Atemübungen – all das wirkt sich auf das Wohlbefinden von Demenzerkrankten aus. Auch Übungen, die die Motorik und die geistigen Fähigkeiten gleichzeitig trainieren, sind wichtig für Betroffene, wie zum Beispiel die Fingergymnastik bei Demenz. Das Beste daran: Das kleine Finger-Workout verbessert nicht nur das Wohlbefinden, sondern ist ideal, um es in einer Gruppe mit anderen Senior:innen oder mit Angehörigen zu üben und so gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen.
Fingergymnastik bei Demenz im therapeutischen Kontext
Bei der Behandlung von Demenzerkrankungen nehmen nicht-medikamentöse Therapieformen eine große Rolle ein. Dabei geht es vor allem darum, die geistige Leistungsfähigkeit zu fördern, damit sie noch möglichst lange erhalten bleiben. Auch die Stabilisierung und Förderung der Alltagskompetenz, des seelischen Wohlbefindens und der Motorik sind Ziele nicht-medikamentöser Therapien, zu denen zum Beispiel Gedächtnistraining, Logopädie, Physiotherapie und Kunsttherapie zählen.
Seit einigen Jahren gibt es die sogenannte MAKS-Therapie, die von der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen entwickelt wurde und noch einmal gezielter umfasst, wie Demenzerkrankte gefördert werden können – und zwar mithilfe motorischer, alltagspraktischer, kognitiver und sozialer Aktivierung. Viele stationäre Pflegeeinrichtungen haben die MAKS-Therapie mittlerweile in ihrem Behandlungsplan integriert.
Die Fingergymnastik zählt zur kognitiven Aktivierung, trainiert aber auch die motorischen Fertigkeiten der Finger, die im Alltag natürlich eine wichtige Rolle spielen.
Diese positive Wirkung hat Fingergymnastik bei Demenz
Mit Fingerübungen das Gehirn trainieren? Das funktioniert tatsächlich. Wenn die Finger gezielt bewegt werden, wird das Gehirn stärker durchblutet – und zwar um bis zu 20 bis 30 Prozent. Werden beide Hände gleichzeitig einbezogen, ist der Effekt noch stärker, weil so beide Hirnhälften aktiviert werden. Die bessere Durchblutung hat einen positiven Einfluss auf die Merkfähigkeit und die Konzentration.
Der japanische Neurologe Yoshiya Hasegawa, der auf die Behandlung von Demenz spezialisiert ist, hat erkannt, dass der Daumen eine besondere Rolle bei der Prävention und Behandlung von Demenz spielt: „Wenn man den Daumen bewegt, wird das Gehirn stimuliert; es wird aktiviert und verjüngt sich“, schreibt er in seinem Buch ‚Daumen-Yoga für das Gehirn‘.
Darüber hinaus kann mit Fingergymnastik die Motorik gefördert werden, die für Alltagtätigkeiten wie Essen und Körperhygiene gebraucht werden.
6 Fingergymnastik-Übungen: Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit Bildern
Zunächst ist es wichtig, die Hände und Finger „aufzuwärmen“ – wie beim Sport auch. Dafür die Hände aneinanderreiben, damit sie schön warm werden. Anschließend die Hände mit der jeweils anderen Hand massieren und jeden Finger durchkneten. Falls das aufgrund der Demenz nicht mehr so gut klappt, können Angehörige oder Therapeut:innen dabei helfen.
Nun geht es zu den eigentlichen Übungen:
1. Fingergymnastik-Übung: Finger spreizen
Diese Fingerbewegung ist ein guter Einstieg, um sich nach und nach an schwierigere Übungen zu wagen. So geht’s:
Beide Arme nach vorne ausstrecken.
Die Finger sind eng aneinander, so als würde die Hand flach auf dem Tisch liegen.
Dann die Finger weit auseinanderspreizen.
Anschließend wieder zusammenführen.
Schwieriger wird es, wenn Sie die Finger an der rechten und linken Hand abwechselnd spreizen.

2. Fingergymnastik-Übung: Finger beugen und strecken
Bei dieser Übung wird eine Faust gebildet und wieder losgelassen. So geht’s:
Beide Arme nach vorne strecken.
Nun die Finger/Hände zur Faust schließen.
Die Faust wieder lösen und die Finger möglichst weit abspreizen.
Anschließend die Hände ausschütteln.
Übung nach Möglichkeit bis zu 20-mal wiederholen.

Um den Schweregrad zu erhöhen, können Sie auch einzelne Finger beugen und strecken. Strecken Sie auch hierfür beide Arme nach vorne, beide Hände sind zu Fäusten geballt. Dann Ring- und Zeigefinger der linken Hand strecken und schließen. Anschließen Ring- und Zeigefinger der rechten Hand schließen usw.
3. Fingergymnastik-Übung: Finger mit Daumen antippen
Die Fingerbewegungen dieser Übung erinnern an Mudras, also Handgesten aus dem Yoga. Suchen Sie sich für diese Übung eine Hand aus, mit der Sie starten wollen:
Berühren Sie mit dem Daumen der Hand den Zeigefinger
Dann den Daumen zum Mittelfinger führen.
Dann zum Ringfinger.
Abschließend den kleinen Finger mit dem Daumen zusammenführen.

Eine Nummer schwerer wird es, wenn Sie die Fingerbewegungen mit beiden Händen gleichzeitig ausführen. Eine noch kniffligere Variante ist es, wenn Sie die Reihenfolge bei jeder Hand anders halten: Rechts mit dem Zeigefinger beginnen und links mit dem kleinen Finger.
4. Fingergymnastik-Übung: Daumen kreisen
In dieser Übung sind beide Daumen gefordert. So geht’s:
Eine Faust bilden und den Daumen nach oben strecken.
Langsam anfangen, den Daumen im Kreis zu bewegen.
Nach ein paar Kreisen die Richtung wechseln.
Dann den Daumen der anderen Hand kreisen.

5. Fingergymnastik-Übung: Mit den Fingern „tanzen“
Für diese Übung, die Fingertanz oder Kletterfinger genannt wird, braucht es etwas mehr Geschicklichkeit und Konzentration. So geht’s:
Bilden Sie mit beiden Händen eine Faust und spreizen jeweils den Daumen und Zeigefinger ab.
Die Spitzen des linken Daumens und des rechten Zeigefingers berühren sich.
Nun die Hände so drehen, dass sich auch der rechte Daumen und der linke Zeigefinger berühren.
Die erste Fingerverbindung lösen und Hände so drehen, dass sich beide freien Finger wieder treffen.
Dann die zweite Fingerverbindung lösen und Hände so drehen, dass sich die Finger wieder berühren.
So entsteht ein „Fingertanz“, bei dem auch die Handgelenke durch die Drehbewegungen aktiviert werden.

6. Fingergymnastik-Übung mit Streichhölzern
Auch diese Übung erfordert Koordination und Konzentration. Falls es zu schwierig wird, können Sie auch einen Zahnstocher nehmen, weil der besser gehalten werden kann. So geht’s:
Legen Sie vor sich fünf Streichhölzer.
Nun die Finger beider Hände spreizen.
Mit beiden Daumenspitzen ein Streichholz dazwischen klemmen.
Weiter geht es mit den Zeigefingern, Mittel-, Ring- und kleinen Fingern.

Probieren Sie diese sechs Übungen aus – ohne Zeit- und Leistungsdruck. Übrigens: Die Fingergymnastik eignet sich nicht nur bei Demenzerkrankten, sondern hilft auch bei Arthrose oder auch um die Motorik und Konzentration zu steigern.
Quellen:
Die nicht-medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen, in: deutsche-alzheimer.de
MAKS, in: maks-therapie.de
Hasegawa, Y. (2019): Daumen-Yoga für das Gehirn: Die ultimativen Übungen für mentale Fitness. Einfache Fingerübungen gegen Vergesslichkeit, Demenz und Alzheimer. München: Goldmann.