So wird vom Arzt die Magersucht-Diagnose gestellt

Aus der Serie: Was ist Magersucht (Anorexie)?

In manchen Fällen gehen Betroffene direkt zum Arzt und bekommen so die Magersucht-Diagnose gestellt. Oft fällt die Krankheit aber auch auf, wenn man sich wegen anderer Beschwerden untersuchen lässt. Praxisvita erklärt, welche das sind und wie die Diagnose gestellt wird.

Bei Magersucht kann ein Arzt oder ein Psychotherapeut die entsprechende Diagnose stellen, bei minderjährigen Patienten auch ein Kinder- und Jugendpsychologe oder -psychiater. Manchmal suchen die Betroffenen direkt einen Arzt auf; oft fällt die Magersucht-Diagnose aber auch dann auf, wenn ursprünglich andere Beschwerden (zum Beispiel Bauchschmerzen, Haarausfall oder ausbleibende Regelblutung) der Grund für den Arztbesuch sind. Viele Magersüchtige brauchen sehr lange, bis sie sich eingestehen können, dass sie eine psychische Erkrankung haben und Hilfe von außen brauchen.

Für die Magersucht-Diagnose tastet sich der Arzt durch sensible Befragungen an den Patienten heran, da Betroffene häufig keine Hilfe wollen

Magersucht-Diagnose durch sensible Fragen

Bei auffällig dünnen Patienten – insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen – tastet der Arzt sich mit einigen Fragen an die richtige Diagnose heran. Zunächst fragt er nach Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder einer Schilddrüsenüberfunktion, um körperliche Ursachen für den Gewichtsverlust auszuschließen. Des Weiteren erkundigt er sich, wie das Essverhalten aussieht, ob der Betroffene damit zufrieden ist und ob er sich viele Gedanken um seine Figur macht. Je nach Gesprächsverlauf fragt der Arzt, wie häufig sein Patient sich wiegt, ob er Sport treibt und ob er Medikamente wie Abführmittel einnimmt. Außerdem sind körperliche Beschwerden wie Kreislaufprobleme und auffälliges Herzklopfen wichtig zu erwähnen.

Zur Magersucht-Diagnose gehört auch, dass der Betroffene gemessen und gewogen wird. So kann der Arzt den Body-Mass-Index (BMI) bestimmen – die Formel dafür ist Körpergewicht (kg)/Körpergröße (m)2. Eine 1,70 m große und 60 Kilo schwere Frau hat also einen BMI von 20,8. Bei Erwachsenen gilt ein BMI von 18,5 bis 24 als normal. Unter einem BMI von 16 sprechen Ärzte von hochgradigem Untergewicht. Für Kinder und Jugendliche verschiebt sich der Normalbereich.

Untergewicht als Alarmzeichen

Bei deutlichem Untergewicht sind auch eine Reihe weiterer Untersuchungen wichtig, damit der Arzt mögliche körperliche Folgen abschätzen kann. So misst er Blutdruck, Puls und Körpertemperatur und horcht mit einem Stethoskop die Herztöne ab. Außerdem achtet er auf Anzeichen für Wassereinlagerungen (Ödeme) und Durchblutungsstörungen. Eine Blutuntersuchung hilft dabei, Mangelerscheinungen und krankhaft veränderte Blutwerte aufzudecken.

Psychiater und Psychotherapeuten stellen die Magersucht-Diagnose oft erst nach einer Reihe weiterer Fragen, um andere psychische Störungen auszuschließen. Manchmal ist es nicht ganz einfach, die Anorexie zum Beispiel von einer Bulimie, einer Depression oder einer Zwangsstörung abzugrenzen. Hierbei können etwa spezielle Fragebögen oder Interviews durch den Therapeuten hilfreich sein.