Sind Depressionen heilbar? Davon hängt es ab!
Viele Menschen sind im Laufe ihres Lebens von Depressionen betroffen. Die Erkrankungen reichen von einer leichten bis hin zu schwerer oder chronischer Depression. Sind Depressionen heilbar? Kann man vielleicht sogar Depressionen selber heilen?
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Es gibt nicht die Depression: Depressionen – auch depressive Episoden genannt – treten in vielfältigen Krankheitsbildern auf. Daher muss jede auch individuell behandelt werden. Wie sehen diese Maßnahmen aus und wie hoch sind die Erfolgsaussichten? Sind Depressionen heilbar?

Sind Depressionen heilbar?
Können Depressionen weggehen? Expert:innen sind sich einig: Ja, bei Depressionen stehen die Heilungschancen grundsätzlich gut. Wichtig ist es, sich so schnell wie möglich Hilfe zu holen, um die Erkrankung entsprechend zu behandeln. Außerdem gibt es verschiedene Faktoren, die die Heilung behindern können.
Wie gut die therapeutischen Behandlungen wirken, hängt von der Art der Depression, den Symptomen und individuellen Umständen ab. Auch die Art und Dauer der Therapie sind daher sehr verschieden. Die Mehrzahl der depressiven Episoden ist innerhalb weniger Wochen oder Monate geheilt, wenn sie behandelt wird. Bei 15 bis 20 Prozent dauert die Behandlung länger als 12 Monate.
Wer schon einmal eine Depression hatte, wird immer ein erhöhtes Risiko tragen, erneut eine Depression zu entwickeln. Daher ist es wichtig, auf Frühsymptome zu achten, um sich vor einem Rückfall zu schützen.
Ist eine schwere Depression heilbar?
Leichte depressive Episoden und eine wiederholt auftretende Erkrankung, die sogenannte rezidivierende Depression, sind sehr gut zu behandeln. Aber auch schwere Depressionen sind heilbar. Dabei werden verschiedene Behandlungsmethoden kombiniert; für manche Betroffene ist auch eine stationäre Behandlung ratsam bzw. notwendig. Grundsätzlich können auch diese Patient:innen nach erfolgreicher Therapie symptomfrei und gut leben. Allerdings ist hier besonders darauf zu achten, einem Rückfall vorzubeugen.
Ist eine chronische Depression heilbar?
Eine chronische Depression (Dysthymie) unterscheidet sich von depressiven Episoden, weil sie dauerhaft anhält. Die Symptome sind nicht so schwer – dennoch fühlen sich Betroffene ständig freud- und antriebslos, haben Selbstzweifel und schauen pessimistisch in die Zukunft. Die Art der Depression kann Jahre, Jahrzehnte oder sogar das gesamte Leben lang anhalten. Bei 15 bis 25 Prozent aller von einer Depression Betroffenen wird die Erkrankung chronisch.
Aber ist eine Depression auch heilbar, wenn sie chronisch ist? Erfahrungen zufolge sprechen die Patient:innen auf herkömmliche Therapien und Medikamente nicht immer gut an. Gute Ergebnisse können jedoch mit dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) erzielt werden. Diese vom Schweizer Psychologen Jean Piaget (1896 - 1980) entwickelte Theorie beruht auf der Annahme, dass chronisch depressive Patient:innen in der frühen Kindheit verlernt haben, die Wirkung ihres eigenen Verhaltens auf andere Menschen einzuschätzen. Es handelt sich um eine Entwicklungsstörung, die in der Therapie analysiert und mit einem Verhaltenstraining sowie der persönlichen Einbindung des bzw. der Therapeut:in behandelt wird. Wichtig ist es, das diese:r auf CBASP spezialisiert ist.
Mit diesen Maßnahmen ist eine Depression heilbar
Wie sieht der Weg aus der Depression genau aus? Die Behandlung beruht auf mehreren Bausteinen. Welche Maßnahmen geeignet sind, hängen von der Schwere und dem Verlauf der Erkrankung ab.
Bei leichten Depressionen oder zu Anfang einer Episode sind ärztliche Beratung, Entspannungstechniken wie Meditation, körperliche Bewegung sowie der Besuch einer Selbsthilfegruppe empfehlenswert. Mittelgradige bis schwere Depressionen sollten in jedem Fall behandelt werden. Dazu eignet sich am besten eine Therapie, die mit einer medikamentösen Behandlung kombiniert werden kann.
Psychotherapie
Bei den psychotherapeutischen Maßnahmen kann es sich beispielweise um eine kognitive Verhaltenstherapie handeln. Es ist die am häufigsten angewandte Therapieart bei Depressionen. Sie zielt darauf ab, erlernte negative Denkmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren, sie durch positive Muster zu ersetzen und damit Selbstsicherheit, soziale Kompetenz sowie die Bewältigung von Alltagsproblemen zu fördern.
Eine weitere geeignete Therapieform ist die Interpersonelle Psychotherapie, die speziell für die Behandlung von Depressionen entwickelt wurde. Ein Ziel ist es hierbei, zwischenmenschliche Konflikte und Probleme zu erkennen und zu bewältigen. Aber auch Vererbung, individuelle Persönlichkeitsmerkmale oder prägende Ereignisse im Leben spielen eine Rolle. Daneben können auch eine Systemische Therapie oder eine Gesprächs-Psychotherapie bei Depressionen helfen. Wichtig ist es, den oder die richtige:n Therapeut:in zu finden, zu der man Vertrauen aufbauen kann.
Medikamentöse Therapie:
Die medikamentöse Therapie setzt auf moderne Antidepressiva. Dies sind chemische Verbindungen, die die Wirkung der signalübertragenden Botenstoffe Serotonin oder Noradrenalin im Gehirn verstärken. Es gibt derzeit etwa 40 verschiedene Antidepressiva, die unterschiedlich wirken. Welches Medikament individuell das beste ist, muss individuell herausgefunden werden.
Dazu können bei Depressionen in bestimmten Fällen weitere Arzneimittel verordnet werden. So sind leichte depressive Episoden mit natürlichen Antidepressiva wie Johanniskraut oder Melisse behandelbar. Bei Schlafstörungen werden Schlafmitteln oder Neuroleptika verschrieben. Letztere können auch gegen psychotische Symptome bei manischen oder wahnhaften depressiven Patient:innen helfen. Angstzustände oder Suizidgedanke werden mit Benzodiazepinen behandelt, die dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirken.
Weitere Therapiemöglichkeiten:
Unterstützend können bei Depressionen auch Ergotherapie, eine zuckerarme, antientzündliche Ernährung sowie Achtsamkeits- und Entspannungsübungen wirken. Empfehlenswert ist zudem Bewegung an der frischen Luft und sportliche Aktivität wie Schwimmen, Radfahren oder Joggen, aber auch Teamsportarten.
Depressionen: Der Heilungsverlauf
Um Depressionen zu heilen, ist die Dauer der Therapie ganz unterschiedlich. Man unterscheidet drei Phasen:
Die Akuttherapie dauert etwa sechs bis 12 Wochen; sie soll die akuten Symptome lindern.
Bei der Erhaltungstherapie werden die Symptome weiter eingedämmt. Sie dauert in der Regel vier bis neun Monate bei Medikamenten und acht bis 13 Monate bei psychotherapeutischen Maßnahmen und sollte so lange weitergeführt werden, bis auch Restsymptome nicht mehr auftreten.
Die Langzeitvorbeugung soll einem Rückfall vorbeugen. Sie kann über Jahre andauern und kommt vor allem bei Menschen infrage, die bereits mehrere Rückfälle gehabt oder schwere Symptome gezeigt haben.
Auch bei leichteren Fällen ist es im Anschluss an die Therapie ratsam, über eine Prophylaxe zu sprechen, um einen Rückfall zu vermeiden. 50 Prozent der Patient:innen werden innerhalb von zwei Jahren nach Beendigung der Therapie erneut depressiv – dem gilt es vorzubeugen, zum Beispiel mit dem oben genannten Maßnahmen wie Achtsamkeitstraining und Sport.
Die therapeutischen Maßnahmen sollten so lange anhalten, bis die Symptome der Depression verschwunden und der ursprüngliche Gesundheits- und Gemütszustand wiederhergestellt ist.
Zu einer Depression gesellen sich häufig weitere psychische Probleme. Ungünstig für den Heilungsprozess und die Rückfallgefahr sind folgende Faktoren:
Alkohol
Drogenmissbrauch
Essstörungen
Panik oder Angststörungen
Deshalb sollten bei einer therapeutischen Behandlung auch mögliche andere psychische Erkrankungen therapiert werden.
Depressionen heilen ohne Medikamente – geht das?
Suchtgefahr besteht, entgegen der Annahme vieler Menschen, bei den modernen Präparaten nicht. Allerdings kann es bei Antidepressiva zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen. Dazu zählen unter anderem Herz-Kreislauf-Probleme, Schwindel, Müdigkeit und Magen-Darm-Probleme.
Daher lehnen viele Menschen die Behandlung mit Antidepressiva erst einmal ab. Aber sind Depressionen heilbar ohne Medikamente? Bei leichten Depressionen ist eine Behandlung ausschließlich mit Psychotherapie sogar ratsam, da Antidepressiva in diesen Fällen nicht besser wirken als ein Placebo, also eine Tablette ohne Wirkstoff. Auch bei mittelgradigen Depressionen kann man auf eine medikamentöse Behandlung verzichten, wenn sich die Symptome bessern. Sollte das nicht der Fall sein, ist die Gabe von Antidepressiva auf jeden Fall angeraten – denn je schwerer die Depression, desto besser wirken die Mittel.
Kann man Depressionen selber heilen?
Ist es möglich, Depressionen zu heilen – ohne Therapie? Dies kann zu Beginn einer Depression oder in leichten Fällen gelingen, indem man zunächst abwartet. Auf jeden Fall sollte man sich dabei ärztlich begleiten lassen, sich regelmäßig besprechen und die Symptome und ihre Entwicklung beobachten. Hilfreich sind folgende Maßnahmen:
Den Tagesablauf strukturieren
Den Schlaf fördern
Soziale Kontakte pflegen
Hobbys nachgehen
Sich gesund ernähren
Sich regelmäßig bewegen
Verstärken sich die Symptome dennoch, macht eine psychotherapeutische Therapie Sinn.
Eine mittelgradige oder schwere Depression kann man hingegen nicht selber heilen. Auch wenn die Symptome nach der depressiven Phase wieder verschwinden, steigt das Risiko einer Wiedererkrankung deutlich. Diese Phasen können dann länger andauern und zu schwereren Symptomen führen. Grundsätzlich sollte man beim ersten Anzeichen einer Depression unbedingt ärztlichen Rat einholen und sich begleiten lassen – dann sind Depressionen gut heilbar.
Wenn Sie sich ständig erschöpft und traurig fühlen oder unter Schlafproblemen leiden, kann dies auf eine Depression hindeuten. Spätestens nach zwei Wochen Niedergeschlagenheit ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Auf der Website der Deutschen Depressionshilfe finden Sie verschiedene Anlaufstellen. Dort sind auch Adressen für Notfälle gelistet. Bei konkreten Suizidgedanken ist es wichtig, die nächstgelegene Klinik mit psychiatrischer Notaufnahme aufzusuchen.
Bei akuten Sorgen oder Ängsten können Sie jederzeit anonym die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 116 123 anrufen.
Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber depressive Symptome bei anderen bemerken, erhalten Sie auf der Website der Deutschen Depressionshilfe konkrete Handlungsempfehlungen. Besteht eine konkrete Suizidgefahr ist es wichtig, sofort den Rettungsdienst unter 112 oder die Polizei zu verständigen.
Quellen:
Depression in: Max-Planck-Institut für Psychiatrie
Verlauf, Prognose und Heilungschancen bei depressiven Erkrankungen in: neurologen-und-psychiater-im-netz
Einteilung der Depression in: neurologen-und-psychiater-im-netz
Wie wird eine Depression behandelt? in: patienten-information
Rückfallprophylaxe in: deutsche-depressionshilfe.de
Was ist CBASP? in: Freiburger Akademie für Wissenschaftliche Psychotherapie
Depression in: gesundheitsinformation.de