Sind Apfelkerne giftig? Ja – aber nur, wenn Sie das tun!

Die einen schälen und entkernen einen Apfel, bevor sie ihn verzehren, während andere alles bis auf den Stängel und den kräuseligen Blütenrest essen – auch das Gehäuse. Ist das eine gute Idee oder sind Apfelkerne giftig? Die Antwort: Ja und nein.

Eine Frau schneidet einen Apfel
Äpfel sind gesund. Doch ihre Kerne enthalten eine Substanz, die in höheren Mengen toxisch wirkt Foto: iStock/Nungning20
Auf Pinterest merken

In vielen Samen und Kernen stecken giftige Substanzen, die einen Schutzmechanismus von Pflanzen darstellen. Damit können sie nämlich Fressfeinde fernhalten und ihr Überleben sicherstellen. Aus diesem Grund sollte man schon alleine aus gesundheitlichen Gründen zum Beispiel eine Pflaume oder Aprikose nicht ganz essen. Bei großen Kernen ist die Versuchung ohnehin nicht groß, sie zu essen. Kleine Kerne hingegen wie etwa in Äpfeln essen viele Menschen einfach mit, ohne sich zu fragen, ob die Apfelkerne giftig sind.

Sind Apfelkerne giftig?

Äpfel gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae), zu denen unter anderem auch Aprikosen, Kirschen, Pfirsiche und Mandeln gehören. Die Steinfrüchte haben eines gemeinsam: Ihre Samen bilden einen giftigen sekundären Pflanzenstoff, das sogenannte Amygdalin. Es handelt sich dabei um eine Zuckerverbindung (Glykosid), die eine Vorstufe von Blausäure (Cyanwasserstoff) bildet. Bereits in geringer Dosis kann Blausäure tödlich sein, da sie die Zellatmung blockiert und dadurch Ersticken zur Folge hat.

Ein erwachsener Mensch darf nicht mehr als 0,4 Milligramm Blausäure pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Tödlich wird bei einer Menge zwischen 0,5 und 3,5 Milligramm Cyanid. Bei einem Körpergewicht von 60 Kilogramm dürften maximal 24 Milligramm Blausäure aufgenommen werden. Mit Apfelkernen kann man theoretisch die kritische Menge an Blausäure aufnehmen.

Gut zu wissen

Amygdalin kommt auch in anderen Lebensmitteln vor, wie etwa in Leinsamen, Yamswurzeln und ungekochten Bambussprossen.

Sollte man Apfelkerne essen?

Aufgrund des Amygdalins kann man Apfelkerne als giftig bezeichnen. Aber Apfelkerne zu essen, muss nicht gesundheitsschädlich oder gar gefährlich sein. Wenn die Kerne als Ganzes geschluckt werden, entfaltet sich die toxische Wirkung nicht, da das Amygdalin einfach unverdaut ausgeschieden wird. Dementsprechend wird auch keine Blausäure freigesetzt. Das passiert erst, wenn die Apfelkerne vor dem Schlucken zerkaut werden. Dann wird Amygdalin im Darm durch Enzyme gespalten und in Blausäure (Cyanid) umgewandelt, die schließlich über die Darmschleimhaut aufgenommen wird. Das heißt: Nur zerkaut, sind Apfelkerne wirklich giftig.

Wie viele Apfelkerne sind giftig?

Wer es gerne tut, kann auch weiterhin Apfelkerne essen. Selbst wenn man hin und wieder einen Kern zerkaut, passiert nichts – die Menge an Blausäure, die dadurch in den Körper gelangt, ist verschwindend gering: Aus einem Gramm Apfelkernen können bis zu einem Milligramm Blausäure entstehen, wobei der Gehalt je nach Apfelsorte unterschiedlich hoch ist. Zur Erinnerung: Erst ab einer Menge von 0,4 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht wird es kritisch. Geht man von einem Körpergewicht von 60 Kilogramm aus, müsste man dafür rund 50 Äpfel essen.

Hinzu kommt, dass Blausäure im Körper mit 0,1 Milligramm pro Stunde recht schnell wieder abgebaut wird. Das heißt: Würde man im extrem unwahrscheinlichen Fall über die Woche verteilt 50 Äpfel mitsamt Kernen essen, würde der Organismus damit vermutlich gut fertigwerden. Eine Ausnahme bilden Menschen mit Lebererkrankungen und anderen Krankheiten, die den Abbau von Giftstoffen verlangsamen. Betroffene sollten Apfelkerne am besten nur unzerkaut essen. Zudem haben schlanke Menschen und Kinder aufgrund ihres geringeren Körpergewichts eine niedrigere Toleranz.

Tritt der unwahrscheinliche Fall ein und man erleidet eine Blausäurevergiftung durch Apfelkerne, äußert sich das durch verschiedene Symptome: Es kann zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Atemnot und Schwindel kommen.

Apfelkerne essen gegen Krebs – was ist dran?

Innerhalb eines kurzen Zeitraums große Mengen Apfelkerne zu essen, kann gefährlich sein. Doch die gezielte Aufnahme von Amygdalin wird seit Jahrzehnten als Heilmittel gegen Krebs angepriesen. Dubiose Anbieter im Internet werben in diesem Zusammenhang mit einer Alternativen Krebstherapie, die auf der Behauptung beruhen, dass die aus Amygdalin entstehende Blausäure Tumorzellen zerstöre. Betroffene werden mit dem Versprechen gelockt, dass so selbst fortgeschrittene Tumor behandelt werden könnten.

Untersuchungen widerlegen diese These. In einer Studie, in der 178 Krebspatient:innen mit Amygdalin behandelt wurden, entwickelte sich bis auf eine Ausnahme bei allen der Krebs weiter. Zusätzlich erlitten die Studienproband:innen Nebenwirkungen aufgrund der toxischen Blausäure. Weil Amygdalin keinerlei Nutzen für den Organismus hat, dafür aber gesundheitliche Schäden hervorrufen kann, warnt die Deutsche Krebsgesellschaft vor Behandlungsansätzen, die die toxische Substanz beinhalten.

Sind Apfelkerne giftig für Hunde?

Für Hunde gilt das Gleiche, was für Menschen gilt: Apfelkerne dürfen in geringer Menge mitgegessen und auch zerkaut werden. Jedoch muss auch hier das Körpergewicht des Hundes berücksichtigt werden. Je kleiner der Hund, desto vorsichtiger sollte man sein, wenn man Äpfel zusammen mit den Kernen verfüttern möchte.

Apfelkerne können gesund sein

Apfelkerne bestehen nicht ausschließlich aus Amygdalin. Enthalten sind genau wie im Apfel selbst viele sekundäre Pflanzenstoffe, die entzündungshemmende Eigenschaften haben und die sich besonders auf das Immunsystem und das Herz-Kreislauf-System positiv auswirken. Zudem kommen im Kerngehäuse, besonders in härteren Trennwänden viele Ballaststoffe vor, die wichtig für eine gesunde Darmflora sind und die Verdauung unterstützen.

Zwar sind Apfelkerne giftig, aber wenn man es mit dem Verzehr nicht übertreibt, kann man von den gesunden Inhaltsstoffen der Kerne profitieren.

Quellen:

Amygdalin. Stellungnahme, in: krebsgesellschaft.de

Cyanid (Salz der Blausäure), in: lgl.bayern.de (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit